Ist Leroy Sané nur der Anfang?
Mit Sané nun ganz hoch hinaus?
Der türkische Meister Galatasaray Istanbul hat sensationell das Rennen um den 70-maligen deutschen Nationalspieler gewonnen – doch die Transferpläne sind damit nicht vollendet. Gala denkt größer: Gala möchte ganz oben mitmischen.
„Galatasaray will jetzt auch im europäischen Wettbewerb Erfolge feiern“, sagt der türkische Journalist Muhammet Duman von der Tageszeitung Hürriyet im Gespräch mit SPORT1. Schon vor dem Deal war er trotz anderer Optionen für Sané davon ausgegangen, dass sich der 29 Jahre alte Flügelspieler für den Schritt in die Türkei entscheiden werde.
Jetzt hat Sané einen Dreijahresvertrag am Bosporus unterschrieben - und Duman ist sich sicher: „Leroy Sané hat die beste Entscheidung seines Lebens getroffen. Er wird sich wie in einem Traum fühlen, wenn er die Atmosphäre hier sieht.“ Einen ersten Vorgeschmack bekam der ehemalige Bayern-Star bei seinem Empfang am Flughafen.
Einzigartige Stimmung der Gala-Fans
Frenetisch wurde er in der Nacht auf Donnerstag von den türkischen Fans empfangen, die lautstark seinen Namen skandierten. „Leroy Sané wird seine Zeit bei Bayern München und Manchester City vergessen, wenn er die höllische Atmosphäre bei Galatasaray erlebt“, führt Duman mit Hinblick auf die Stimmung im Gala-Stadion aus.
Mit den Bayern spielte Sané bereits im Oktober 2023 im RAMS-Park, damals zeigten sich die Münchner schwer beeindruckt von der Stimmung und Lautstärke. „Ich werde mich daran immer erinnern, hier gespielt zu haben“, sagte Sanés Teamkollege Jamal Musiala damals wegen der „coolen Stimmung“.
Trainingsanlage wie „Bayern und Real“
Doch Gala bietet mehr als nur Stimmung. Erst kürzlich zog der Klub in eine hochmoderne Trainingsanlage vor den Toren Istanbuls. „Galatasaray hat jetzt Trainingseinrichtungen wie Bayern München und Real Madrid“, ordnet Duman den Umzug nach Kemerburgaz ein. Die Infrastruktur des Klubs liege über „europäischen Standards“.
Abseits hochmoderner Trainingsmöglichkeiten und phänomenaler Fan-Unterstützung kann der Rekordmeister der türkischen Süper Lig allerdings auch sportlich überzeugen. Mit unter anderem Álvaro Morata, Davinson Sanchez, Lucas Torreira oder Mauro Icardi gehören schon jetzt Spieler zum Kader, die auf höchstem internationalem Niveau ihre Klasse unter Beweis gestellt haben.
Bezahlen Sponsoren den Osimhen-Transfer?
Aktuell beträgt der Marktwert des Kaders laut dem Portal transfermarkt.de immerhin 266,25 Millionen Euro – ohne Sané. 70 Millionen Euro gehen auf das Konto von Victor Osimhen, dessen Leih-Deal in wenigen Wochen ausläuft.
Mit dem überraschenden Transfer des Weltklassespielers setzte Gala bereits im vergangenen Sommer ein Zeichen. Jetzt soll der Nigerianer, der den Klub mit 37 Pflichtspieltreffern in 41 Einsätzen zur dritten türkischen Meisterschaft in Folge schoss, fest verpflichtet werden.
Der Spieler selbst soll sich einen Verbleib vorstellen können. Einem Wechsel zu Al-Hilal schob er zuletzt trotz der Einigung zwischen seinem Stammverein, dem SSC Neapel, und dem saudischen Klub einen Riegel vor.
Doch der Transfer dürfte für Gala noch teurer werden als der Sané-Deal. Osimhen hat in Neapel eine Ausstiegsklausel von 75 Millionen Euro und die Neapolitaner gelten als harter Verhandlungspartner. Wie Galatasaray diesen Megatransfer trotzdem stemmen will? Laut einem Bericht von gazetefutbol sollen 60 Prozent der Ablöse durch Sponsoren getragen werden.
„Aus den Problemen der letzten Jahre gelernt“
„Galatasaray hat ein Level erreicht, auf dem es finanziell mit den großen Klubs Europas mithalten kann“, beschreibt Duman die Finanzkraft der Türken und fügt an, dass der Klub „seine Lektion aus den wirtschaftlichen Problemen der letzten Jahre gelernt hat“ und derzeit „seine finanziell außergewöhnlichste Phase“ durchläuft. Sanés offiziell verkündetes Netto-Gehalt von jährlich neun Millionen Euro plus drei Millionen Euro Bonus im Jahr stellt das eindrucksvoll unter Beweis.
Vor allem die drei Meisterschaften in Serie haben zu Sponsoringverträgen mit vielen großen Unternehmen geführt. Im April hatte Vorstandsmitglied Niyazi Yelkencioglu einen enormen Anstieg der Sponsoring-Einnahmen verkündet. „Als wir ins Management kamen, lagen die Sponsoring-Einnahmen bei 15 Millionen Euro. Jetzt sind wir nahe an 80 Millionen Dollar (ca. 70 Millionen Euro, Anm. d. Red.)“, berichtete Yelkencioglu.
Auch Spielerverkäufe könnten eine entscheidende Rolle spielen, um den Transfer von Osimhen zu realisieren. Duman ist sich sicher, dass Gala im Sommer auch noch durch Verkäufe einiges an Geld einnehmen wird: „Galatasaray wird seinen Star-Spieler Baris Alper Yilmaz im Sommer zu einem europäischen Top-Team verkaufen. Für Yilmaz gibt es viele Top-Angebote. Der Spieler wird von Vereinen aus England und Spanien intensiv beobachtet.“
Laut transfermarkt.de ist Yilmaz 20 Millionen Euro Wert. Der türkische Nationalspieler ist noch bis 2027 gebunden und könnte Galatasaray tatsächlich viel Geld einbringen.
Es bleiben Skepsis und ein Schuldenberg
Doch reicht das aus? Es bleibt Skepsis, ob Galatasaray tatsächlich zwei solcher Top-Transfers stemmen kann.
Was Sané betrifft, gibt ein offizieller Instagram-Post des Vereins erste Hinweise darauf, wie der Verein den Deal zu finanzieren gedenkt. Darin heißt es: „Sané-Trikots sind im Verkauf und wir erwarten, dass Hunderttausende davon verkauft werden. Wir brauchen große Unterstützung von unseren Fans.”
Es ist die kaum kaschierte Forderung an die Fans, so viele Sané-Artikel wie möglich zu kaufen, um den Transfer zu refinanzieren.
Kann der Gala-Plan nachhaltig gelingen?
Dass Gala sich für Transferoffensive auch Schulden aufbürdet, unterstreicht ein Bericht des britischen Ablegers von transfermarkt.de. In diesem bezieht sich Reporter Sinan Yener auf Zahlen von Anadolu Agency aus dem Februar 2025.
Demnach habe Galatasaray 30,8 Millionen Euro Schulden bei türkischen Banken und satte 293,9 Millionen Euro Verbindlichkeiten bei anderen Organisationen und Firmen, die nichts mit dem Finanzsektor zu tun haben.
Als Auslöser für die hohen Schulden werden die exorbitant hohen Gehälter, teure Transferausgaben und zu geringe Einnahmen durch Spielerverkäufe benannt. Alleine auf dem Transfermarkt habe Galatasaray in den vergangenen fünf Jahren Verluste von knapp 70 Millionen Euro gemacht.
Verhebt sich Galatasaray an seinen großen Plänen oder gelingt der wagemutige Drahtseilakt in Richtung europäischer Spitze? Ob die glühenden Optimisten oder die Skeptiker Recht behalten, wird sich zeigen.