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Diese Deutsche beendete eine 47 Jahre lange Pleitenserie

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So tickt die deutsche Sensationssiegerin

Judokämpferin Seija Ballhaus gewinnt in der Vorwoche sensationell den EM-Titel – es ist der erste deutsche Titel in ihrer Gewichtsklasse nach fast einem halben Jahrhundert. Bei SPORT1 spricht sie über ihren sensationellen Erfolg.
Die strahlende Siegerin: Judokämpferin Seija Ballhaus
Die strahlende Siegerin: Judokämpferin Seija Ballhaus
© Imago
Judokämpferin Seija Ballhaus gewinnt in der Vorwoche sensationell den EM-Titel – es ist der erste deutsche Titel in ihrer Gewichtsklasse nach fast einem halben Jahrhundert. Bei SPORT1 spricht sie über ihren sensationellen Erfolg.

Als Seija Ballhaus am vergangenen Donnerstag EM-Gold in Podgorica im Leichtgewicht gewann, ging eine lange Sieglosserie für den deutschen Judoverband zu Ende.

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Sage und schreibe 47 Jahre lang hatte in der Klasse bis 57 Kilo keine deutsche Frau bei einer Europameisterschaft mehr auf dem obersten Treppchen gestanden.

Kein Wunder, dass Ballhaus, die zudem am Sonntag mit dem Team die Bronzemedaille holte, Mühe hatte, ihren historischen Coup zu realisieren.

Ballhaus: „Habe nicht damit gerechnet“

Im SPORT1-Interview verrät die 24-Jährige, wie es ihr gelang, ihre Dauerrivalin im Finale zu überrumpeln, warum ihr sportliche Vergleiche mit ihrer Zwillingsschwester schwerfallen und wie sie bei der Rückkehr nach München überrascht wurde.

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SPORT1: Frau Ballhaus, herzlichen Glückwunsch zu Ihren beiden Medaillen! Gab es ein kleines Empfangskomitee, als Sie am Montagnachmittag in München gelandet sind?

Seija Ballhaus: Ja, ein paar Leute aus dem bayerischen Judoverband und aus meiner Trainingsgruppe haben mich empfangen. Sie standen da mit Blumen und ein paar selbstgebastelten Schildchen, auf denen stand: „Herzlich Willkommen, Europameisterin!“. Um ehrlich zu sein, habe ich damit nicht gerechnet. Es hat sich super angefühlt, ich habe mich sehr darüber gefreut, dass dann doch so viele da waren.

„Noch schöner als erwartet“

SPORT1: Wie fühlt sich ein Koffer an, der durch die beiden Medaillen schwerer ist als auf dem Hinflug?

Ballhaus: Ich bin einfach sehr glücklich. Vorher hatte ich mir schon relativ viel vorgenommen, ich wollte auf jeden Fall mit einer Medaille nach Hause kommen. Dass es dann aber die Goldmedaille geworden ist und wir im Team auch noch Dritter wurden, war noch schöner als erwartet.

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SPORT1: Sie haben in der Klasse bis 57 Kilo das erste deutsche Gold seit 47 Jahren geholt. Haben Sie schon realisiert, welch historischer Coup Ihnen gelungen ist?

Ballhaus: Ganz langsam wird es ein bisschen realistischer. An den letzten Tagen war ich noch im EM-Fieber drin und stand jeden Tag in der Halle. Ich hatte bis Sonntag, als der Teamwettkampf stattfand, noch gar keine Zeit, das Ganze zu verarbeiten. Mittlerweile fange ich an zu realisieren, was ich geschafft habe, und bin sehr glücklich und stolz.

„Die ganze Arbeit der letzten Jahre hat sich ausbezahlt“

SPORT1: Wissen Sie noch, was Ihnen durch den Kopf ging, als der Finalsieg feststand?

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Ballhaus: In dem Moment habe ich eigentlich gar nichts gedacht. Ich war nur extrem erleichtert, dass unsere Taktik so gut aufgegangen ist. Ich habe gegen die Georgierin Liparteliani bestimmt schon zehnmal gekämpft. Sie ist wirklich sehr stark und die letzten Male gingen immer schlecht für mich aus. Deswegen war es umso krasser, dass ich das Finale für mich entscheiden konnte. Als ich auf dem Podest stand mit der Goldmedaille um den Hals, habe ich nur gedacht: Boah, die ganze Arbeit der letzten Jahre hat sich ausbezahlt.

SPORT1: Wenn Sie den Finalkampf Revue passieren lassen: Worauf ist es angekommen?

Ballhaus: Die georgischen Judokämferinnen gehen immer ganz nah an den Körper und versuchen, einen über Aushebetechniken umzuwerfen. Deswegen war es sehr wichtig, dass ich sie nicht so nah an meinen Körper dranlasse, sondern sie auf Abstand halte. Das hat ziemlich gut funktioniert, bis ich ungefähr zur Hälfe der Kampfzeit die Wertung erzielen konnte. Dann hieß es nur noch, das über die zwei Minuten zu halten und sie nicht eng an mich heranzulassen. Das war der Hauptfaktor für den Sieg. Ich konnte die Linie, die wir zuvor besprochen hatten, gut durchziehen. Von meinen vier Kämpfen bis zum Titel habe ich mich im Finale am fokussiertesten gefühlt.

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„Da lag ich direkt auf dem Rücken“

SPORT1: Im Mixed-Team haben Sie gegen Liparteliani dann verloren. War da die Luft schon ein bisschen raus?

Ballhaus: Der Kampf ging los und war nach 15 Minuten schon so gut wie verloren. Sie hat mich überrascht, weil sie direkt eng an mich rankam und ich einen dummen Fehler gemacht habe. Da lag ich direkt auf dem Rücken. Das war ein bisschen schade, weil ich gegen sie gerne noch mal gewonnen hätte, um den EM-Titel zu bestätigen. Aber besser so als andersherum.

SPORT1: Bislang war Ihre Zwillingsschwester Mascha, die eine Gewichtsklasse unter Ihnen startet, die etwas erfolgreichere. Was sagt sie dazu, dass die Schwester sie jetzt mit dem EM-Gold überholt hat?

Ballhaus: Ich finde, das ist immer schwer zu vergleichen, weil wir eben in verschiedenen Gewichtsklassen starten. Dadurch, dass sie eine WM-Medaille geholt hat und bei den Olympischen Spielen dabei war, konnte man das vielleicht sagen, dass sie bislang erfolgreicher war. Ich glaube, man kann nicht sagen, wer besser oder schlechter ist. Sie hat sich jedenfalls sehr gefreut und unterstützen uns immer sehr. Sie hat ja mitbekommen, wie ich die Olympia-Quali so knapp verpasst habe, und gönnt mir den Titel von Herzen.

Olympischen Spiele 2028 fest im Blick

SPORT1: Geht der Blick schon langsam Richtung Los Angeles, wo 2028 die nächsten Olympischen Spiele stattfinden - oder ist das noch zu weit weg?

Ballhaus: Es sind zwar noch drei Jahre bis dahin, aber natürlich habe ich das fest im Blick. Die Quali geht erst nächstes Jahr los, dennoch gibt mir der EM-Sieg viel Selbstvertrauen. So etwas pusht einen, dass man mehr solcher Erfolge haben will.

SPORT1: Haben Sie auch den Traum, Olympiasiegerin zu werden?

Ballhaus: Auf jeden Fall! Aber ich glaube, jeder Sportler hat diesen Traum.