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Das miese Spiel um Axel Schulz

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Das miese Spiel um Axel Schulz

Axel Schulz wird gegen George Foreman um einen großen Sieg gebracht. Die beiden Box-Ikonen bleiben miteinander verbunden, doch zu einem Treffen kommt es nie. SPORT1 blickt zurück, was sich vor 30 Jahren abspielte.
SPORT1-Moderatorin Laura Papendick verabredet sich auf Instagram zum Interview mit Sportlern. In dieser Ausgabe mit der Box-Legende Axel Schulz.
Axel Schulz wird gegen George Foreman um einen großen Sieg gebracht. Die beiden Box-Ikonen bleiben miteinander verbunden, doch zu einem Treffen kommt es nie. SPORT1 blickt zurück, was sich vor 30 Jahren abspielte.

„Ick hab ihn halt nicht umgehauen.“ Axel Schulz sagte diesen Satz im Jahr 2020 im Gespräch mit SPORT1 ohne Zorn, ohne Verbitterung - und in seinem unverwechselbar schönen Brandenburg-Dialekt.

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Man merkte Schulz, dem ehemaligen Aushängeschild des deutschen Schwergewichts-Boxens, dabei an, dass er im Reinen mit sich ist - und mit seinem größten, berühmtesten Kampf.

Auch wenn er damals am 22. April 1995 in seinem Duell mit dem legendären George Foreman um den verdienten Lohn betrogen wurde.

Taxi-Mann fuhr Axel Schulz umsonst

Dass Schulz diese Meinung nicht exklusiv hatte, erfuhr er schon kurz nach dem Kampf, als er sich von dessen Schauplatz zu seinen nach Las Vegas mitgereisten Freunden aus der Heimat fahren ließ. Gratis.

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„Axel, du wurdest grad betrogen, du brauchst nüscht bezahlen“, hätte ihm der Taxifahrer damals mitgeteilt, erinnerte sich Schulz bei SPORT1.

Den großen Kampf verloren, die Sympathien gewonnen: So lief das auch später oft bei Schulz, der in dieser Nacht zu einem Liebling der Sportnation wurde - dessen Popularität nicht gemindert wurde, dass er auch später immer wieder am großen Traum vorbeischrammte, erster deutscher Schwergewichts-Weltmeister nach Max Schmeling zu werden.

Doch auch für den mittlerweile verstorbenen Foreman hatte der faule Sieg Folgen. Die IBF verlangte letztlich einen Rückkampf gegen Schulz, auf den Foreman sich allerdings nicht einließ, bevor ihm der Titel am 29. Juni 1995, heute vor 30 Jahren, aberkannt wurde.

George Foreman träumt von Mega-Fight gegen Mike Tyson

Der damals 26 Jahre alte Schulz aus dem Sauerland-Boxstall um den damaligen deutschen Topstar Henry Maske war seinerzeit von Foreman und dessen Promoter Bob Arum offensichtlich als Aufwärmgegner eingeplant worden.

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„Big George“, dessen große Kämpfe wie der „Rumble in the Jungle“ gegen Muhammad Ali schon damals über 20 Jahre her waren, war 1987 nach zehn Jahren Ringpause zurückgekehrt und eigentlich auf bestem Weg, zum belächelten Ring-Oldie zu verkommen.

Nach zwei klar verlorenen WM-Fights gegen Evander Holyfield 1991 und Tommy Morrison 1993 schockte er dann allerdings am 5. November 1994 Michael Moorer mit einem K.o. in Runde 10 und krönte sich 45-jährig zum ältesten Weltmeister der Geschichte.

Eine fantastische Story, die Foreman und sein Lager gern noch weiter erzählen wollten. Foreman kokettierte mit einem Mega-Fight der Generationen gegen Superstar Mike Tyson - nach dessen bevorstehender Entlassung aus dem Gefängnis, in dem „Iron Mike“ nach einer Verurteilung wegen Vergewaltigung saß.

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Vor dem Kampf floss Bestechungsgeld

Der Kampf gegen Schulz sollte nur ein Zwischenspiel sein. Und schon der Ansetzung ging eine fragwürdige Kulissenschieberei voraus.

Schulz fand sich nicht in den Ranglisten der Verbände WBA und IBF, deren Titel Foreman hielt. Weil die WBA nicht akzeptierte, dass Foreman Pflichtherausforderer Tony Tucker für Schulz links liegen ließ, erkannte sie ihm den Titel ab.

Die IBF dagegen bewilligte den Fight mit Schulz - wofür insgesamt 350.000 Dollar Bestechungsgeld flossen, wie Arum später in einem Gerichtsprozess zugab.

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Foreman-Lager hielt Schulz für ungefährlich

Foreman gab damals offen zu, dass er den Namen Axel Schulz noch nie gehört hatte.

International profiliert war der Mann aus Bad Saarow auch tatsächlich nicht, hatte noch keinen WM-Kampf bestritten und war gescheitert bei zwei Versuchen, den EM-Titel vom Briten Henry Akinwande zu gewinnen.

Arum hielt Schulz für ungefährlich und strengte sich auch kaum an, das zu verhehlen. Gefragt nach Gründen, warum der Titelkampf spannend werden würde, sagte er Sätze wie: „Axel Schulz kommt aus Deutschland, einer der führenden Industrienationen der Welt.“

Der Herausforderer bewies allerdings, dass da doch noch etwas mehr in ihm steckte.

Scorecards: 115:113, 114:114, 115:113

Dem Altmeister gelang es in der MGM Grand Garden Arena nicht, den von Trainer Manfred Wolke gut vorbereiteten Schulz entscheidend unter Druck zu setzen.

Schulz wich seinen Schlägen aus, punktete selbst aus der Halbdistanz, war über 12 Runden der aktivere Mann - brachte Foreman im letzten Durchgang gar mit einer Viererkombination bedrohlich ins Wanken.

Aber er haute ihn nicht um.

Zum Ärger auch vieler Zuschauer vor Ort wurde Foreman zum Sieger erklärt, 115:113 urteilten zwei der drei Punktrichter für den Altmeister, 114:114 der dritte.

Harold Lederman, der langjährige Analyst des übertragenden US-Senders HBO sah Schulz vorn, überdeutlich mit 117:111. Nutzte nur nichts.

Es ging um Millionen Dollar

„Im Ausland musst du den Gegner umhauen“, benannte Schulz im SPORT1-Gespräch ein ungeschriebenes Gesetz der Branche.

Er ist überzeugt: Hinter der zweifelhaften bis skandalösen Entscheidung standen Interessen, in die er eben nicht hineinpasste.

„Ich hab 500.000 Mark Kampfbörse bekommen, er 10 Millionen. Beim nächsten wären es wohl 20 Millionen gewesen“, führte Schulz aus: „Und der Verband kassiert drei bis fünf Prozent, da ist er natürlich interessiert, die Börse hochzutreiben. Ob ich je da rangekommen wäre? Weiß ich nicht.“

Schulz verlor auch gegen Botha und Moorer

Am 29. Juni 1995 gab Arum bekannt, dass George Foreman seinen Schwergewichtstitel aufgibt. Auf einen Rückkampf mit Schulz verzichtete der Texaner.

1997 zog sich Foreman nach einer Niederlage gegen Shannon Briggs endgültig in seine zweite Karriere als Verkäufer von Grills zurück.

Schulz bekam seine zweite Titelchance stattdessen gegen Francois Botha und verlor am 9. Dezember 1995 auch diesen skandalumwitterten Fight. Einen dritten und letzten WM-Kampf verlor er im Jahr darauf gegen den von Foreman besiegten Moorer.

„Ich hab immer alles gemacht, was ich konnte“, blickt Schulz zurück: „Mehr ging halt nicht.“

Letzte Kämpfe gegen Klitschko und Minto

Schulz blickt zufrieden zurück auf seine Karriere, die 1999 mit einer Niederlage gegen den jungen Wladimir Klitschko endete (2006 nach einem missglückten Comeback gegen Brian Minto endgültig).

Obwohl ihm die sportliche Krönung verwehrt blieb: Seine Leistung gegen Legende Foreman machte ihn in Deutschland zu einem Publikumsmagneten (den Fight mit Botha sahen bei RTL über 18 Millionen Zuschauer - Quotenrekord bis heute).

Seine fröhlich-sympathische Ausstrahlung - die er dem eher knurrigen Stallkollegen Maske voraus hatte - half ihm, auch zum gefragten TV-Promi und Werbeträger zu werden.

Mit Gegner Foreman blieb Schulz verbunden, sah ihn immer wieder bei gemeinsamen Experten-Einsätzen für Kämpfe in den USA.

Kein Wiedersehen zwischen Foreman und Schulz

Zu einem Wiedersehen in den vergangenen Jahren kam es nicht, dabei war zum 25-jährigen Jubiläum eigentlich eines geplant gewesen. „Die Flüge waren gebucht“, berichtet Schulz: „Aber Corona kam dazwischen.“

Am 21. März 2025 verstarb Foreman im Alter von 76 Jahren. „Es ist sehr traurig, wir waren gerade dabei ein Wiedersehen fürs Fernsehen zu organisieren, unser Kampf jährt sich im April ja zum 30. Mal“, sagte Schulz im März zu SPORT1, nachdem er von Foremans Tod erfuhr.

„Es war alles schon in trockenen Tüchern, seit einiger Zeit aber kam keine Rückmeldung mehr aus Amerika. Nun wissen wir warum. Sehr traurig“, erzählt Schulz.

Foreman sei ein besonderer Mensch gewesen, damals schon. „Wenn ich an die Pressekonferenzen vor unserem Kampf zurückdenke: Er hatte immer ein Lächeln auf den Lippen, war immer respektvoll, nie diese bösen Worte, ‚Ich werde dich töten‘ und so weiter", erinnert sich der Deutsche.

„Wir kennen die Geschichte ja“

Die Machenschaften rund um den berühmten Kampf und der umstrittene Ausgang sind für den 56 Jahre alten Schulz heute kein Thema mehr.

Foreman habe vor seinem Tod noch zu ihm gesagt: „Du hättest mich halt K.o. schlagen müssen.“