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Deutscher Olympia-Held: "Das soll mein Vermächtnis werden"

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„Deutschland hat mir alles gegeben“

Box-Shootingstar Nelvie Tiafack wagt den Sprung ins Profigeschäft. Der Olympia-Held erklärt bei SPORT1, warum er sein Debüt nun doch in Deutschland gibt.
Nelvie Tiafack gibt sein Profi-Debüt
Nelvie Tiafack gibt sein Profi-Debüt
© IMAGO/speedshot
Box-Shootingstar Nelvie Tiafack wagt den Sprung ins Profigeschäft. Der Olympia-Held erklärt bei SPORT1, warum er sein Debüt nun doch in Deutschland gibt.

Nelvie Tiafack steht vor dem nächsten Kapitel seiner Karriere: Der Olympia-Bronzemedaillengewinner steigt am Samstag zum ersten Mal als Profi in den Ring.

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Vor rund 5.000 Zuschauern kämpft der 26-Jährige im SNP Dome in Heidelberg gegen den Polen Jakub Sosinski.

Im SPORT1-Interview spricht der Superschwergewichtler vorab über seine Ziele, den Reiz des großen Showgeschäfts – und warum er trotz früher Zweifel jetzt doch in Deutschland startet.

SPORT1: Herr Tiafack, ziemlich genau ein Jahr ist es nun her, dass Sie in Paris Olympia-Bronze geholt haben – die erste Medaille für Deutschland im Superschwergewicht seit Jahrzehnten. Wie hat sich Ihr Leben seitdem verändert?

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Tiafack: Es gab sehr viel Presse, viel Bekanntheit um meine Person. Aber jetzt, da wir in Deutschland sind und der Sport hier keinen so großen Stellenwert hat im Vergleich zum Olympischen Sport– monetär leider nicht sonderlich viel.

„Die ersten paar Kämpfe braucht man einfach“

SPORT1: Ihr erster Profikampf steht an. Was ist Ihr Ziel für diesen ersten Kampf und wie sieht Ihre mittelfristige Planung aus? Ein Aufbau über viele Kämpfe oder wollen Sie schnell an die Spitze?

Tiafack: Ich bin ja ein sehr guter olympischer Boxer und möchte dementsprechend auch schnell die Profi-Leiter hochklettern. Natürlich muss man bedenken: Die ersten paar Kämpfe braucht man einfach, um ins Profi-Business reinzukommen. Ich muss jetzt schauen, was anders ist, worauf ich achten muss. Also nicht direkt komplett ins heiße Feuer, aber dann relativ schnell gegen gute starke Leute boxen.

SPORT1: Das Schwergewicht war in Deutschland ja immer die Königsklasse. Generationen von Boxern haben dem Erbe von Max Schmeling nachgejagt. In der jüngeren Geschichte haben die Klitschkos große Hallen gefüllt. Welchen Bezug haben Sie zu den Schwergewichtslegenden der Vergangenheit? Welche Vorbilder haben Sie geprägt?

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Tiafack: Natürlich freue ich mich über die deutschen Legenden, die den Weg quasi für mich geebnet haben. Aber ich habe eher internationale Boxer, die ich kenne. Beispielsweise Mike Tyson, Lennox Lewis. Auch in anderen Gewichtsklassen.

„Wenn Deutschland mir was bietet, warum sollt ich es wo anders versuchen?“

SPORT1: Nach Olympia sagten Sie vergangenes Jahr: „In Deutschland gibt es keine guten Kämpfe, kein Geld, keine Bühne. Ich werde definitiv im Ausland boxen.“ Was hat Sie nun bewogen, das zu überdenken –und gerade Ihren ersten Profikampf doch in Deutschland zu machen?

Tiafack: Die Chance ist mir quasi vor die Tür gelaufen. Die Jungs von Ringside, die das Event auch planen und ausrichten, haben mir ein Konzept hingelegt, das ich in Deutschland einfach so noch nicht gesehen habe – zumindest aktuell. Das hat mir einfach komplett zugesagt: ein familienfreundliches Event, wie man es vom Fußball kennt, mit allem Drum und Dran. Und ich habe vorher gesagt: Deutschland hat mir alles gegeben, und wenn Deutschland mir was bietet, warum sollte ich es woanders versuchen? Das Event haben die uns so geboten, wie ich es sonst nur aus dem Ausland kenne – wonach ich gesucht habe. Und da habe ich gesagt: Ja, natürlich, besser geht’s ja gar nicht. Ich mache mein Debüt hier.

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„Die Besten sollen gegeneinander kämpfen“

SPORT1: Gerade in den USA hat MMA – etwa durch die UFC – dem Boxsport in puncto Popularität den Rang abgelaufen. Selbst in Deutschland feiern Organisationen wie Oktagon regelmäßig ausverkaufte Events. Wie sehen Sie diese Entwicklung? Was kann sich das Boxen da abschauen?

Tiafack: Meiner Meinung nach gibt es zwei Gründe, wieso das so ist. Erstens: Diese Sportarten haben sehr große Stars. Die sind medial extrem bekannt, durch Social Media, YouTube usw. – das sind seriöse Sportler, aber eben auch über den Sport hinaus präsent. Und zweitens: Beim MMA kriegt einfach jeder seine Chance. Beim Boxen war es in den letzten Jahrzehnten so, dass man keinen Kampf verlieren durfte. Dadurch kommen die besten Kämpfe oft nicht zustande. Im Boxen hat man viele „Gurkenkämpfe“ gesehen – das verliert an Reiz. Beim MMA ist das anders: Da wollen die Leute die Besten gegeneinander sehen. Und wenn du verlierst, aber eine gute Performance zeigst, bekommst du sogar mehr Fans. So sollte es sein. Real Madrid verliert ja auch mal. Muhammad Ali hat Kämpfe verloren, Mike Tyson hat Kämpfe verloren, also die Besten der Besten haben Kämpfe verloren – und trotzdem waren sie die Größten. Weil sie sich mit den Besten gemessen haben. Aber im Boxen ist eine Niederlage leider noch verpönt. Langsam findet ein Generationenwechsel statt. Der Grund ist, dass zum Beispiel der Scheich in Dubai mitmischt – die bezahlen richtig viel Geld, damit die besten Kämpfe stattfinden. Aber dafür musst du erst ganz oben sein.

Olympia war nur ein Vorgeschmack

SPORT1: Im Profiboxen spielt die Show oft eine größere Rolle als im Amateurbereich – Inszenierung, Sprüche, Charisma, das Erzählen einer Geschichte. Haben Sie in dieser Hinsicht Lampenfieber? Oder freuen Sie sich darauf, sich zu präsentieren?

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Tiafack: Ich freue mich wirklich jetzt auf die größte Bühne. Olympia war ein kleiner Vorgeschmack. Ich bin jetzt kein großer Showmaster, aber ich glaube, meine Fähigkeiten werden sich gut entfalten. Und wer Boxen liebt oder generell Kampfsport, dem wird das gefallen – das kann ich garantieren.

SPORT1: Welche Geschichte soll man in 20 Jahren über Ihre Profikarriere erzählen? Was wünschen Sie sich, wenn Sie zurückblicken?

Tiafack: Also, den Boxsport habe ich ja bei den Amateuren quasi revolutioniert. Ich bin ja der Erste mit einer olympischen Medaille im Superschwergewicht für Deutschland – das ist in Stein gemeißelt und kann mir keiner mehr nehmen. Und bei den Profis will ich einfach die besten Kämpfe liefern. Das soll mein Vermächtnis werden.