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Dieser Tag machte den Sport zum Millionen-Ereignis

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Auf einmal waren Millionen dabei

Am 3. Juli 1931 gewinnt Max Schmeling einen legendären Fight. Der Kampf öffnet dem Sport in Deutschland ganz neue Türen.
Max Schmeling lieferte 1931 einen für Deutschland historischen Kampf ab
Max Schmeling lieferte 1931 einen für Deutschland historischen Kampf ab
© Imago
Am 3. Juli 1931 gewinnt Max Schmeling einen legendären Fight. Der Kampf öffnet dem Sport in Deutschland ganz neue Türen.

Max Schmeling drehte sich direkt um und ging in seine Ecke. Der deutsche Boxer wusste in diesem Moment am 3. Juli 1931 sofort, dass der Kampf gegen Young Stribling zu einem Ende gekommen war. Kurz zuvor hatte eine harte Rechte der Ikone sein Ziel im Gesicht gefunden und Stribling ging zu Boden.

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Im Municipal Stadium in Cleveland sahen die 35.000 Zuschauer im gerade erst fertiggestellten Stadion, wie durch technischen K.o. in der 15. Runde verlor. Es war somit ein doppelt historischer Erfolg für Schmeling und seinen Sport: Erstmals nämlich konnten Millionen Menschen in den USA und in Deutschland alles in Echtzeit miterleben.

Historischer Sieg von Schmeling

Schmelings Verteidigung seines WM-Titels war der erste Kampf, der in beiden Ländern live in einem damals noch jungen Medium kommentiert wurde: dem Radio.

Die Premiere des allgemein und drahtlos zu empfangenden Rundfunks in Deutschland gab es am 29. Oktober 1923. Doch zunächst lag der Fokus nicht auf der Sportberichterstattung. Schmeling zog die Menschen jedoch so sehr in den Bann, dass sie unbedingt dabei sein wollten. Und auch Unternehmer erkannten das Potenzial schnell. So kam es zu der Premiere, die für den gesamten Sport viele Türen öffnete. Denn von nun an konnte regelmäßig ein Massenpublikum bei Großereignissen unmittelbar erreicht werden.

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Für Stribling war der geschichtsträchtige Kampf der Höhepunkt seiner viel zu kurzen Karriere. 1933 starb der Boxer nach einem Motorradunfall mit nur 28 Jahren. Im Kampf gegen Schmeling erlitt er seine einzige K.o.-Niederlage in der Karriere.

Ganz anders ging es für Sieger Schmeling weiter. Er reiste zurück in seine Heimat und kam zehn Tage nach dem großen Sieg mit dem Schiff „Europa“ in Bremerhaven an. Riesige Menschenmassen warteten dort auf ihn.

Schmeling äußert sich live im Radio

„Liebe Freunde und Landsleute, ich bin glücklich, nach sechs Monaten Abwesenheit wieder in der Heimat zu sein. Ich freue mich besonders, dass ich beweisen konnte, den Titel eines Weltmeisters zurecht zu tragen. Ich bin nun in meine Heimat gekommen, um meine Mutter zu besuchen und mich von den Strapazen zu erholen“, sagte er den anwesenden Rundfunkvertretern damals. Auch diese Aussage wurde live übertragen.

Schmeling wurde wie ein Held gefeiert und hatte aufregende Jahre hinter sich. Als der „Schwarze Ulan vom Rhein“ (Ulan ist ein altes Wort für Lanzenreiter) in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni 1930 im New Yorker Yankee Stadium Weltmeister im Schwergewicht wurde, half noch das Glück kräftig mit. Der damals 29-jährige Deutsche lag punktemäßig schon weit hinten, da streckte ihn sein Gegner Jack Sharkey mit einem Tiefschlag zu Boden und wurde deshalb in der vierten Runde disqualifiziert. Schmeling wurde zum Weltmeister ernannt, musste aber dafür auch reichlich Spott aushalten.

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Gegen Stribling ließ Schmeling bei seiner einzigen erfolgreichen Titelverteidigung 1931 dann keine Fragen offen. Der in Klein-Luckow in der Uckermark geborene Schmeling war in Amerika respektiert - in Deutschland wurde er vergöttert.

Legende und heimlicher Held in der NS-Zeit

Schmelings legendärer Ruf in Deutschland resultiert aber nicht in erster Linie aus den Kämpfen gegen Sharkey. Vielmehr machte sein Sensationserfolg im WM-Ausscheidungskampf am 19. Juni 1936 gegen den unschlagbar scheinenden Joe Louis, ebenfalls im Yankee Stadium, den Star zur Ikone.

Schmelings Triumph, der ins rassistische Weltbild der NS-Propaganda bestens passte, wurde entsprechend ausgeschlachtet. „Es war ein deutscher Sieg“, ließ Joseph Goebbels ausrichten, und der Berliner Lokalanzeiger titelte: „Der Führer beglückwünscht Schmeling“. Besagter Adolf Hitler schickte Blumen an Schmelings Frau.

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Dass Schmelings guter Ruf auch in der Nachkriegszeit anhielt, lag daran, dass er die Vereinnahmung vergleichsweise reserviert aufnahm. Schmeling dankte zwar Volk und Führer, ließ die Vereinnahmung aber nicht über einen gewissen Punkt hinausgehen: Er trat der NSDAP nicht bei, behielt seinen jüdischen Manager Joe Jacobs, lehnte sogar eine Ehrung Hitlers ab. „Ich bin Boxer, kein Politiker“, war einer seiner berühmtesten Sätze.

Wie später herauskam, leistete Schmeling sogar tatkräftige Hilfe für Opfer des Hitler-Regimes: 1938 versteckte er während der Novemberpogrome zwei jüdische Jugendliche in seinem Hotelzimmer und verhalf ihnen so zur Flucht. Dies wurde erst 1989 bekannt, als sich die geretteten Brüder in den USA zu Wort meldeten.

Mit seiner Frau, der deutsch-tschechischen Filmschauspielerin Anny Ondra, ließ er sich in Wenzendorf bei Hamburg nieder. Dort starb der Mann, von dessen Ruf bis heute alle deutschen Schwergewichte zu profitieren versuchen, 2005 im Alter von 99 Jahren.

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Schmelings Tod löste noch einmal große öffentliche Anteilnahme aus: „Max Schmeling war für Generationen von Menschen ein Idol“, würdigte ihn der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder.