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Das traurige Ende des schillernden deutschen Box-Machos

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Das traurige Ende des Box-Machos

René Weller war Deutschlands populärster Boxer der Achtziger, in seinen letzten Lebensjahren wurde er zum Pflegefall. Heute vor zwei Jahren starb er nach langer Krankheit.
Mit seinem Image als Playboy bediente Rene Weller gekonnt den Boulevard und sorgte für viele bunte Storys
Mit seinem Image als Playboy bediente Rene Weller gekonnt den Boulevard und sorgte für viele bunte Storys
© imago
René Weller war Deutschlands populärster Boxer der Achtziger, in seinen letzten Lebensjahren wurde er zum Pflegefall. Heute vor zwei Jahren starb er nach langer Krankheit.

Ihn als schillernd zu beschreiben, wäre wohl eine Untertreibung. Umso trauriger war, wie es mit ihm zu Ende ging.

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Heute vor zwei Jahren starb René Weller, die „Pforzheimer Antwort auf Muhammad Ali“ infolge einer Demenz-Erkrankung, die ihn in seinen letzten Lebensjahren zum Pflegefall machte.

Mit Wellers Tod am 22. August 2023 verlor das Boxen den Mann, der seinem Sport in den 80er Jahren zu viel neuer Aufmerksamkeit in Deutschland verhalf. Mehr noch als mit seinen Kämpfen beherrschte er die Schlagzeilen damals allerdings mit dem Spektakel, das er um sie herum veranstaltete.

René Weller bediente den Boulevard intensiv

Weller, geboren am 21. November 1953, war früher Kult, der Sohn eines Faustkämpfers sorgte für gute Unterhaltung. Den „schönen René“ kannte in Deutschland fast jeder, auch deshalb, weil es der gelernte Heizungsmonteur und Goldschmied verstand, auch außerhalb des Rings auf sich aufmerksam zu machen, mit Macho-Sprüchen und anderen Eskapaden.

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Mit seinem Image als Playboy bediente der Leichtgewichtler gekonnt den Boulevard und sorgte für viele bunte Storys.

Frauentausch, Sommerhaus der Stars, Big Brother

Wellers Vergangenheit war ereignisreich - und auch ein wenig skurril. Ausgelassen hat er so gut wie nichts. Boxtitel, Frauen, Partys, Showbiz, Gefängnis. „Andere müssten drei Leben haben, um das zu erleben, was ich erlebt habe“, sagte Weller einst.

Auch als Weller kein Profi mehr sein konnte, ging seine Show weiter: im Reality-TV. In Formaten wie „Big Brother“, „Frauentausch“, „Das Sommerhaus der Stars“ oder „Das perfekte Promi-Dinner“ spielte sich der selbst ernannte „Golden Boy“ selbst: ein sportverrückter Macho mit Goldkettchen und Westernstiefeln.

Dass der früher von Promoter Wilfried Sauerland betreute Weller einst der beste Leichtgewichtsboxer in Deutschland war und von 55 Profikämpfen nur einen verlor, geriet darüber öfters in Vergessenheit: 1984 hatte Weller seinen größten Erfolg gefeiert, als er den Italiener Lucio Cusma in Frankfurt bezwang und Europameister wurde. 1986 verlor er den Titel an den Dänen Gert Bo Jacobsen, seine einzige Pleite im Ring.

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Wellers Zenit kam einige Jahre vor dem großen, von Henry Maske ausgelösten Box-Boom in Deutschland in den Neunzigern. Kurz nach ihm kam Graciano Rocchigiani, ein anderer rauer Box-Liebling der späten BRD mit tragischem Ende.

„Macho Man“ auch im Film

In Erinnerung bleiben auf jeden Fall legendäre Fotoaufnahmen, auf denen ein durchtrainierter Weller seinem Playboy-Image reichlich Futter gibt. Mal allein auf einer Harley, mal umringt von schönen Frauen auf einer Luftmatratze im Pool - aber immer mit nacktem Oberkörper und in Macho-Pose. „Ich bin der einzige Deutsche, der nackt besser aussieht als angezogen“, sagte er mal. Auch das Zitat „Ohne Schampus bin ich durstig, ohne Rolex bin ich nackt!“ stammt von ihm.

Wellers Macho-Attitüde driftete bisweilen ins Herablassende: „Frauen gehören zum Boxen wie die Luft zum Atmen - als Nummerngirl“, spottete er einst - später allerdings zollte er der deutschen Box-Pionierin Regina Halmich den gebührenden Respekt.

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Auf YouTube erheitert Wellers Auftritt von 1984 in der Musik-Fernsehshow „Flashlights“ nach wie vor die Internetgemeinde. Mit seinem „Boxer-Rap“ („Plötzlich, peng, ist wieder was los! Die Manager strahlen, der Zauber geht los!“), aber auch mit einem Versprecher beim anschließenden Interview: „Ich stehe auf die Frauen, ich bin vollkommen anspruchslos.“

Auch auf der großen Leinwand verdingte sich Weller: Im Film „Macho Man“ spielte Weller den Box-Weltmeister Dany Wagner, der eine junge Frau aus der Gewalt von drei Drogendealern rettet.

Im realen Leben wurde Weller 1999 selbst wegen Kokainhandels, der Anstiftung zur Urkundenfälschung sowie unerlaubten Waffenbesitzes zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt, kam 2003 vorzeitig frei. Er sei reingelegt worden, betonte Weller, mit Drogen habe er nie etwas zu schaffen gehabt.

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2006 verklagte Weller TV-Moderator Günther Jauch, weil der bei „Wer wird Millionär“ den Satz „Der sitzt ja dauernd im Knast“ fallen ließ. Die Klage wurde abgewiesen.

Im Jahr 2014 nahm Wellers Leben mit der Diagnose Alzheimer - nach Ansicht der Ärzte vom Boxen mitverursacht - eine tragische Wendung: Er wurde am Ende von Ehefrau Maria aufopferungsvoll gepflegt, seine Krankheit brachte sie emotional und auch finanziell an Grenzen.

René Weller wurde 69 Jahre alt.