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“Ich muss gegen Tyson Fury kämpfen”: Anthony Joshua im exklusiven SPORT1-Interview

“Ich muss gegen Tyson Fury kämpfen”

Anthony Joshua will zurück in den Ring. Im Gespräch mit SPORT1 verrät der frühere Box-Weltmeister, was er aus seinen jüngsten Niederlagen gelernt hat und warum er an den Mega-Fight gegen Tyson Fury glaubt.
Bei einem Event von Under Amour in London erklärt Anthony Joshua im exklusiven SPORT1-Interview wie er zurück zu alter Stärke finden will und welchen Gegner er sich bereits ausgeguckt hat.
Anthony Joshua will zurück in den Ring. Im Gespräch mit SPORT1 verrät der frühere Box-Weltmeister, was er aus seinen jüngsten Niederlagen gelernt hat und warum er an den Mega-Fight gegen Tyson Fury glaubt.

Wenn Anthony Joshua ins Rampenlicht tritt, wirkt es nicht so, als könnte er verlieren.

Die Schultern massig und entspannt, das Lächeln strahlend und siegesgewiss, erscheint der britische Schwergewichtsboxer – einstmals Träger der bedeutendsten Weltmeister-Gürtel – beim Event von Under Armour im Westen Londons.

Joshuas Mission ist klar: Er will zurück in den Ring und der Welt beweisen, dass er nach den jüngsten Rückschlägen wieder auf den Box-Thron steigen kann – dass er der ist, der zeitweise unschlagbar schien.

Im Gespräch mit SPORT1 erzählt der 36-Jährige, wie er auf die Niederlage gegen Daniel Dubois zurückblickt, warum er sich sicher ist, dass es zum Mega-Fight gegen Tyson Fury kommen wird – und was er von UFC-Kämpfer Paddy Pimblett gelernt hat.

„Die Leute werden vergessen, dass ich weg war“

SPORT1: Herr Joshua, Ihr Ausrüster Under Armour hat Sie gemeinsam mit UFC-Kämpfer Paddy Pimblett zu diesem speziellen Event hier in London eingeladen. Was denken Sie über diesen Tag – und wie haben Sie Pimblett erlebt?

Joshua: Er ist ein cooler Typ, repräsentiert sich selbst und den Sport gut. Wer ihn noch nicht kennt, sollte ihn kennenlernen und ihn supporten. Er wird der nächste UFC-Champion sein. Er glaubt an sich selbst.

SPORT1: Was haben Sie von ihm gelernt?

Joshua: Nicht so viel Technisches, aber das Mentale. Selbstbewusstsein ist wichtig. Als ich mit ihm gesprochen habe, sagte er, dass das Mindset das Entscheidendste ist. Da stimmen wir überein.

SPORT1: Ihr bislang letzter Kampf gegen Daniel Dubois liegt jetzt bereits über ein Jahr zurück. In jüngster Zeit kursierten sogar Gerüchte über einen Rücktritt. Haben Sie vor, in den Ring zurückzukehren?

Joshua: Ja. Ich trainiere hart. Wenn ich wieder im Ring stehe, werden die Leute vergessen, dass ich weg war, und sie werden sagen: Der Junge ist zurück! Zu hundert Prozent.

„Ich muss gegen Tyson Fury kämpfen”

SPORT1: Zuletzt hat Box-Promoter Frank Warren ein Comeback von Tyson Fury für das kommende Jahr angekündigt. Könnte der Mega-Kampf, von dem schon seit vielen Jahren die Rede ist, dann endlich zustande kommen?

Joshua: Ja, ich glaube, es wird passieren. Warum nicht? Was will er sonst tun? Er muss gegen mich kämpfen.

SPORT1: Sie denken also, er kommt Ihretwegen in den Ring zurück?

Joshua: Exakt!

SPORT1: Wäre das der größte Kampf, den Sie sich vorstellen können? Was ist mit Oleksandr Usyk?

Joshua: Er hat mich schon zweimal besiegt. Wenn wir in die Geschichte zurückblicken, sehen wir, dass sich einige Boxer fünf- oder sechsmal gegenüberstanden. Aber Stand jetzt kann Usyk entscheiden, was er als Nächstes machen will. Ich denke, ich muss gegen Tyson Fury kämpfen. Usyk wiederum muss nicht gegen mich kämpfen.

SPORT1: Also könnten Sie erst gegen Fury kämpfen und dann gegen Usyk …

Joshua: Ja, ich denke, so wird es passieren.

SPORT1: Käme ein weiterer Gegner infrage, ehe Sie gegen Fury kämpfen?

Joshua: Das hängt davon ab, was meine Manager und Trainer darüber denken. Ob ein weiterer Kampf gut für mich ist oder wir das Risiko vermeiden wollen und direkt zum großen Kampf übergehen. Für mich ist beides gut.

“Es reicht nicht, im Ring aggressiv zu sein”

SPORT1: Welche Dinge haben Sie aus der Niederlage gegen Dubois gelernt?

Joshua: Dass ich mich mehr auf mein Skillset fokussieren muss. Es reicht nicht, im Ring aggressiv zu sein. Das ist nicht genug. Knockouts entstehen durch Skills. Knockouts entstehen durch Timing und dadurch, wie du deine Schläge setzt. Das ist kein Pub-Fight, sondern Boxen. Also zeig deine technischen Fähigkeiten. Für mich ist das eine große Lektion, mein Talent besser auszudrücken.

SPORT1: Fury ist für sein hohes Skill-Level bekannt. Sehen Sie sich gerüstet bzw. auf demselben Niveau?

Joshua: Um zu wissen, ob wir auf demselben Niveau sind, müssen Sie den Kampf sehen. Ich weiß es zwar, aber Sie müssen es selbst erfahren.

Mentalität? “Der Verstand kontrolliert alles”

SPORT1: 2019 schienen Sie unbesiegbar, bis Sie Ihren ersten Profi-Kampf im Schwergewichtsboxen gegen Andy Ruiz verloren haben. Glauben Sie, dass sich damals etwas in Ihnen verändert hat?

Joshua: Nein. Wenn man in die Geschichte zurückschaut, sind Millionen von Kämpfern den gleichen Weg wie ich gegangen, haben Kämpfe verloren. Ich musste erst lernen, dass es zum Prozess gehört und ein Teil des Lebens ist: Gewinnen und Verlieren. Du kannst gewinnen wie Usyk und dann verlierst du. Du lernst daraus und du veränderst dich. Woraus du lernen kannst, ist keine Niederlage, sondern eine Chance, dich zu verbessern. Und sechs Jahre später boxe ich immer noch.

SPORT1: Also kommen Sie zu dem Schluss, dass Mentalität wichtiger ist als Skills?

Joshua: Beides ist wichtig, aber der Verstand kontrolliert alles. Alles, was du sagst, wie du blinzelst, wie du das Mikrofon hältst - das kontrolliert alles der Verstand.