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Leichtathletik: Die späte Einsicht des deutschen Wunderläufers

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Deutscher Läufer plötzlich Weltklasse

Mit seinem spektakulären deutschen Rekord über 5000 Meter löst Mohamed Abdilaahi ein Versprechen früherer Jahre ein. Dass der Leichtathlet die Wende nach schwierigen Jahren schaffte, liegt am familiären Umfeld – und an einer späten Einsicht.
Mohamed Abdilaahi knackte die Bestmarke von Dieter Baumann
Mohamed Abdilaahi knackte die Bestmarke von Dieter Baumann
© IMAGO/Beautiful Sports
Mit seinem spektakulären deutschen Rekord über 5000 Meter löst Mohamed Abdilaahi ein Versprechen früherer Jahre ein. Dass der Leichtathlet die Wende nach schwierigen Jahren schaffte, liegt am familiären Umfeld – und an einer späten Einsicht.

Als Mohamed Abdilaahi nach 12:53,62 Minuten beim 5000-Meter-Rennen der Diamond League in Monaco im Ziel war, wusste er erst mal nicht, wohin mit seinen Gefühlen.

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„Es ist einfach nur verrückt, ich konnte es im Ziel nicht fassen“, erzählt der 26-Jährige tags darauf im Gespräch mit SPORT1. „Ich konnte nicht direkt zum Interview, weil ich etwas emotional geworden bin.“

28 Jahre lang war der deutsche Rekord von Dieter Baumann unangetastet geblieben und es deutete nicht viel darauf hin, dass die Bestmarke des Olympiasiegers von 1992 in nächster Zeit gefährdet sein würde.

Abdilaahi verpasste Olympische Spiele in Paris

Abdilaahi hatte zwar zu Beginn seiner Profikarriere angedeutet, dass er in diese Bereiche würde laufen können, doch sein unbestrittenes Talent konnte er in den letzten Jahren nur noch sporadisch zeigen.

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So verpasste er die Olympischen Spiele in Paris, weil er nicht die direkte Norm angepeilt hatte, sondern sich auf der Jagd nach möglichst vielen Weltranglistenpunkten verzettelte.

Abdilaahi jettete um die halbe Welt, um bei internationalen Wettkämpfen die nötigen Punkte zu holen, doch am Ende reichte es nicht und er musste Paris abschreiben.

„Der Rekord bedeutet mir sehr viel“

Dass er die direkte Norm (13:05 Minuten) eigentlich draufhatte, bewies Abdilaahi nun in Monaco eindrucksvoll, indem er nicht nur über elf Sekunden unter ihr blieb, sondern auch Baumanns legendäre Bestmarke knackte.

„Der Rekord bedeutet mir sehr viel“, sagt der Athlet von Cologne Athletics. „Dieter Baumann hat so viel in seiner Karriere erreicht und ich konnte seine Bestmarke unterbieten. Das ist einfach nur crazy!“ Er habe oft dieses Szenario gedanklich visualisiert, „aber es dann auch in die Tat umzusetzen, ist einfach nur unglaublich“.

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Großes Lob nach Rekord-Lauf

„Hut ab vor Mo! Es war schon immer klar, dass er der talentierteste 5000-Meter-Läufer ist, den wir seit langem in Deutschland haben“, sagt Abdilaahis Mittel- und Langstreckenkollege Maximilian Thorwirth bei SPORT1.

Dass der dreimalige Deutsche Meister über 5000 Meter nach Jahren der Stagnation nun sein ganzes Können zeigt, dürfte Ursachen auch im familiären Bereich haben – denn sein Vater, der seit 2023 sein Coach ist, brachte ihn wieder in die Spur.

„Die letzten zwei Jahre müssen für ihn hart gewesen sein - umso schöner, dass er es zusammen mit seinem Papa als Trainer und mit seiner Familie geschafft hat, wieder ein Trainingssystem und Trainingsumfeld zu finden, in dem er sein volles Potenzial zeigen kann“, meint Thorwirth: „Glückwunsch und Respekt an die gesamte Familie Abdilaahi!“

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Abdilaahi lernte viel

Zudem sei im Langstreckenbereich viel Geduld angesagt, sagt der neue Rekordhalter selbst: „Das wurde mir schon zu Beginn meiner Karriere immer wieder gesagt. Deswegen darf man nicht aufgeben, sondern man sollte seine eigene Entwicklung einfach genießen und geduldig abwarten. Irgendwann zahlen sich die vielen Kilometer aus.“

Einen Lernprozess machte Abdilaahi über die Jahre auch im Umgang mit der Öffentlichkeit durch. Gingen ihm zu Beginn seiner Karriere öfter mal Kampfansagen über die Lippen, so hält sich der gebürtige Mönchengladbacher nun dezent zurück.

„Ich habe verstanden, dass solche Aussagen zu nichts führen und mir auch keinen Mehrwert gegeben haben. Das muss man als junger Athlet erst mal verstehen“, sagt er.

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Entsprechend verhalten zeigt sich Abdilaahi auf die Frage, ob er nun den nächsten deutschen Rekord von Dieter Baumann in Angriff nehme – über 3000 Meter (7:30,50 Minuten).

„Damit habe ich mich noch nicht beschäftigt“, erklärte Abdilaah: „Die 3000 Meter sind ja keine olympische Disziplin, dennoch eine sehr wichtige Zubringer-Leistung. Mein Papa würde mich sehr gerne noch in diese Saison auf den 3000 Metern sehen. Letztendlich lasse ich ihn entscheiden, weil er meine Saisonplanung bestimmt.“

Saison-Höhepunkt bei der WM

Der fraglose Höhepunkt der Saison steht ohnehin erst Mitte September auf dem Programm, wenn in Tokio die Weltmeisterschaften stattfinden. Bis es so weit ist, kann Mohamed Abdilaahi die kommenden Wettkämpfe unbeschwert genießen, denn der WM-Norm muss er dieses Mal nicht hinterherjagen.

„Für mich besteht kein Zweifel, dass er dieses Niveau jetzt auch die nächsten Jahre konstant zeigen und in Tokio performen wird“, sagt Thorwirth: „Zusammen mit Robert (Farken; Anm. d. R.), Freddy (Frederick Ruppert; Anm. d. R.) und Karl (Bebendorf; Anm. d. R.) wird Mo jetzt eine Generation prägen, die den deutschen Nachwuchsläufern zeigt, dass auch wir uns keine Grenzen setzen müssen“.