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Leichtathletik: "Ich habe Muskulatur zugelegt, was ich mir nicht erklären kann"

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„Dieses Jahr war die größte Challenge“

Nach ihrem Wechsel auf die 800-Meter-Strecke ist Alica Schmidt bislang hinter den eigenen Erwartungen geblieben. Bei SPORT1 erklärt Schmidt die Probleme, mit denen sie zu kämpfen hat.
Alica Schmidt hat ihre Saison beendet
Alica Schmidt hat ihre Saison beendet
© IMAGO/ZUMA Press Wire
Nach ihrem Wechsel auf die 800-Meter-Strecke ist Alica Schmidt bislang hinter den eigenen Erwartungen geblieben. Bei SPORT1 erklärt Schmidt die Probleme, mit denen sie zu kämpfen hat.

Vor knapp einem Jahr gab Alica Schmidt bekannt, dass sie künftig nicht mehr die 400 Meter, sondern die doppelte Strecke laufen würde. Auf dem Papier hat sich dieser Wechsel bislang noch nicht ausgezahlt.

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Zehn Tage, nachdem sie bei den Finals in Dresden bereits im Vorfeld ausgeschieden war, gab die bei Instagram mit sechs Millionen Followern beliebteste deutsche Leichtathletin bekannt, die Saison vorzeitig zu beenden.

Schmidt erklärt im SPORT1-Interview, mit welchen Schwierigkeiten sie bei der Umstellung zu kämpfen hatte und warum sie trotzdem optimistisch bleibt, in Zukunft wieder konkurrenzfähig zu sein.

SPORT1: Frau Schmidt, Sie haben sich entschieden, Ihre erste Saison als 800-Meter-Läuferin vorzeitig abzubrechen. Woran liegt das?

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Alica Schmidt: Ich hatte noch vor den Deutschen Meisterschaften eine Corona-Infektion und habe jetzt leider mit Nachwirkungen zu kämpfen, sodass ich mich dazu entschieden habe, auf meinen Körper zu hören und die Saison vorzeitig abzubrechen.

SPORT1: Bei den Finals in Dresden Anfang August hatten Sie das Finale knapp verpasst – auch eine Folge der Corona-Infektion?

Schmidt: Ja, schon die Vorbereitung in den letzten drei Wochen davor war sehr schwierig. Ich bin leider angeschlagen ins Rennen gegangen, aber ich wollte dieses Highlight nicht sausen lassen. Ich habe es versucht und daran geglaubt, aber auch wenn ich mich für das Finale qualifiziert hätte, hätte ich wegen der Belastung nicht antreten können.

SPORT1: Was fehlt Ihnen noch, um eine kompetitive 800-Meter-Läuferin zu werden?

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Schmidt: Vor allem das Taktische. Der Vorlauf in Dresden war wieder ein riesiges Learning – da waren die Rennen davor einfacher, weil da alles geordnet zuging. Ich nehme jetzt alles mit und mache nächstes Jahr die Fehler nicht mehr.

SPORT1: Wie lautet das Fazit nach Ihrer ersten Saison über die neue Strecke?

Schmidt: Es ist definitiv schwieriger, als ich dachte. Ich habe mir das Ganze ein bisschen einfacher vorgestellt. Gerade nach den 600 Metern im letzten Jahr (1:24,88 Minuten beim ISTAF in Berlin am 3. September 2024), die mir relativ einfach gefallen sind. Ich dachte, man kriegt die 200 Meter hintendrauf mit einer gewissen Ausdauer hin. Jetzt habe ich gemerkt, dass das nicht von heute auf morgen geht.

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„Ich brauche noch zwei Jahre und diese Zeit gebe ich mir auch“

SPORT1: Sie haben sich einer starken Trainingsgruppe mit u.a. Majtie Kohlberg angeschlossen…

Schmidt: Ja, und da merkt man natürlich noch die immensen Unterschiede. Im Sprintbereich habe ich natürlich einen Vorteil, aber bei allem anderen, was Ausdauer angeht, muss ich noch extrem aufholen.

SPORT1: Wie geht es jetzt weiter? Bleiben Sie auf der doppelten Stadionrunde?

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Schmidt: Ja, mein Ziel ist es, die nächsten drei Jahre auf den 800 Metern zu bleiben. Mir war klar, dass ich es nicht innerhalb von einem Jahr hinkriege. Natürlich habe ich gehofft, dass es dieses Jahr schon schneller wird. Aber ich glaube, um wirklich schnelle Zeiten zu laufen, brauche ich noch zwei Jahre und diese Zeit gebe ich mir auch. Dieses Jahr war die größte Challenge, weil es für den Körper vom Trainingsumfang eine riesige Umstellung war. Von 10 auf 90 Kilometer die Woche!

SPORT1: Was hat diese große Umstellung mit Ihnen gemacht?

Schmidt: Ich habe Muskulatur zugelegt, was ich mir nicht erklären kann. Wahrscheinlich habe ich durch das viele Laufen einfach Muskulatur aufgebaut, ansonsten glaube ich, dass mir das Krafttraining besser bekommt. Ich habe davor vier Mal die Woche Krafttraining gemacht, ich glaube, das war für mich zu viel.

„Das müssen wir nächstes Jahr ganz anders steuern“

SPORT1: Und das haben Sie jetzt reduziert?

Schmidt: Ja, jetzt machen wir nur zwei- bis zweieinhalbmal Krafttraining die Woche. Ich merke, dass ich dadurch stärker geworden bin, weil mein Körper wahrscheinlich erholter ins Krafttraining gehen kann. Außerdem habe ich mehr gegessen, weil ich durch diese ganzen Kilometer in der Höhe extrem viel Hunger hatte. Da habe ich darauf geachtet, genug zu essen. Für mich ist es das A und O, dass ich ein paar Reserven habe.

SPORT1: Was ziehen Sie noch aus dieser Saison?

Schmidt: Ich habe so viel gelernt, was ich fürs nächste Jahr mitnehmen kann, vor allem auch in Sachen Trainingssteuerung. Ich habe gemerkt, dass ich im Juni noch gar nicht ready war, das müssen wir nächstes Jahr ganz anders steuern.

„Ich hatte eine schnellere Zeit erhofft“

SPORT1: Sie waren bei Olympia und den vergangenen Weltmeisterschaften dabei. Jetzt müssen Sie von zu Hause zuschauen, wenn am 13. September die WM in Tokio beginnt. Ist das frustrierend für Sie?

Schmidt: Ich wusste schon, dass es sehr schwer werden würde, mich für die WM zu qualifizieren. Die B-Norm ist 2:00,70 Minuten. Aber ich muss auch sagen, dass ich vor der Saison überhaupt nicht wusste, welche Zeit ich laufen kann. Als ich mit 2:06 Minuten in die Saison eingestiegen bin, dann war das die untere Grenze dessen, was ich erwartet habe. Ich hatte eine schnellere Zeit erhofft. Da war mir klar, dass es dieses Jahr für die WM schwierig wird. Ich wollte eigentlich noch ein paar Rennen mehr bestreiten, was aber nicht möglich war, weil es einige Rückschläge gab. Jetzt ist es so.

SPORT1: Gab es Tage, an denen Sie Ihre Entscheidung, auf die 800-Meter-Strecke zu wechseln, hinterfragt haben?

Schmidt: Ich habe die Umstellung von 400 auf 800 Meter nie bereut. Ich weiß, dass ich mir einfach Zeit geben muss. Klar, einige Tage haben keinen Spaß gemacht, aber ich weiß, dass ich langfristig den richtigen Schritt gemacht habe.