Leichtathletik>

Leichtathletik-Star erklärt Karriereende: "Jetzt habe ich gemerkt: Ich kann nicht mehr"

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

„Ich habe nicht mehr die Kraft dazu“

Lisa Mayer beendet ihre Karriere nach der bevorstehenden Leichtathletik-WM. Bei SPORT1 verrät die Olympiadritte von Paris, warum sie bereits mit 29 Jahren den Schlussstrich zieht – und warum die Entscheidung sie von einer Last befreit.
Die deutsche Sprinterin Lisa Mayer zieht einen Schlussstrich. Nach der Leichtathletik-WM in Tokio wird die 29-Jährige ihre Karriere beenden.
Lisa Mayer beendet ihre Karriere nach der bevorstehenden Leichtathletik-WM. Bei SPORT1 verrät die Olympiadritte von Paris, warum sie bereits mit 29 Jahren den Schlussstrich zieht – und warum die Entscheidung sie von einer Last befreit.

Mit lediglich 29 Jahren wird Lisa Mayer nach den Weltmeisterschaften in Tokio (13 – 21. September) ihre erfolgreiche Karriere beenden.

{ "placeholderType": "MREC" }

In Erinnerung bleiben wird vor allem ihr Olympia-Coup von Paris, wo sie 2024 mit der Staffel zu Bronze rannte – ebenso wie der 4x100-Meter-Titel bei der Heim-EM in München 2022.

Die Sprinterin, die in ihrer Karriere häufig mit Verletzungen zu kämpfen hatte, verrät im SPORT1-Interview, wie die Entscheidung in ihr reifte – und sie schließlich von einer Last befreite.

Mayer erklärt Karriereende

SPORT1: Frau Mayer, Sie haben am Sonntag bei Instagram angekündigt, Ihre Karriere nach der WM zu beenden – dabei sind Sie erst 29. Was sind die Gründe für diesen radikalen Schritt?

{ "placeholderType": "MREC" }

Lisa Mayer: Ich habe die Entscheidung ja nicht erst gestern getroffen, sondern schon Wochen im Voraus. Ich glaube, schon vor den Deutschen Meisterschaften wusste ich, dass nach Tokio meine Reise enden wird. Emotional konnte ich das also schon ein Stück weit verarbeiten. Nichtsdestotrotz – es kam natürlich ein Schub an Gefühlen, vor allem nach dem Posting gestern. Da gab es sehr viele Nachrichten und Reaktionen. Das ist schön, weil man sieht, wie viele Menschen Anteil an der eigenen Karriere haben und mitfiebern.

SPORT1: Haben Sie in Ihrem Entscheidungsprozess lange mit sich gehadert?

Mayer: So eine Entscheidung ist nie einfach, weil sie im Leistungssport endgültig ist. Es ist nicht wie ein Jobwechsel, den man vielleicht rückgängig machen kann. Wer einmal entscheidet, mit dem Leistungssport aufzuhören, wird es schwer haben, wieder einzusteigen. Ich habe das schon die ganze Saison über im Training und bei Wettkämpfen gespürt. Am Anfang konnte ich es noch nicht richtig einordnen, aber irgendwann hat sich alles zusammengefügt: Ich habe gemerkt, dass dieses Feuer auf Wettkämpfe und Erfolge, das mich immer angetrieben hat, nicht mehr da ist.

SPORT1: Es war also so etwas wie ein Eingeständnis?

{ "placeholderType": "MREC" }

Mayer: Ja, und das war schwer, aber zugleich erleichternd. Ich habe gespürt, dass ich bereit für etwas Neues bin – nicht durch Verletzungen gezwungen, sondern aus eigenem Antrieb. Ich habe die Entscheidung meinem Umfeld kommuniziert, und alle haben mir bestätigt, dass ich sie mit einem Lächeln übermittelt habe. Seitdem geht es mir sehr gut – es ist, als wäre eine Last von mir gefallen.

Wenn du hier klickst, siehst du Instagram-Inhalte und willigst ein, dass deine Daten zu den in der Datenschutzerklärung von Instagram dargestellten Zwecken verarbeitet werden. SPORT1 hat keinen Einfluss auf diese Datenverarbeitung. Du hast auch die Möglichkeit alle Social Widgets zu aktivieren. Hinweise zum Widerruf findest du hier.
IMMER AKZEPTIEREN
EINMAL AKZEPTIEREN

SPORT1: War Ihre Verletzungsanfälligkeit also nicht der entscheidende Punkt?

Mayer: Nein, das war eher ein nachträglicher Faktor. Körperliche Probleme kamen zwar hinzu, aber der Prozess, diese Entscheidung zu treffen, hatte schon viel früher begonnen. Der Leistungssport hat mir unglaublich viel zurückgegeben – Reisen, Emotionen, unvergessliche Erlebnisse – aber er verlangt auch Verzicht und Disziplin. Ich habe lange alles dem Sport untergeordnet. Jetzt habe ich gemerkt: Ich kann nicht mehr. Ich habe nicht mehr die Kraft dazu, dem Erfolg alles unterzuordnen und auf alles zu verzichten.

{ "placeholderType": "MREC" }

SPORT1: Worauf mussten Sie verzichten?

Mayer: Auf ganz banale Dinge. Ich musste mir zum Beispiel dreimal überlegen, ob ich meine Eltern besuche, die nur 50 Kilometer entfernt von mir wohnen, weil es meiner Leistung nicht gut tat. Ich war über zwölf Jahre auf internationalem Niveau unterwegs, das kostet viel Energie.

Olympia: Ein „echtes Happy End“ für Mayer

SPORT1: Was war Ihr Karriere-Highlight?

Mayer: Definitiv Paris letztes Jahr bei den Olympischen Spielen. Medaillen zu gewinnen ist das Größte, aber allein im Staffelfinale auf der Bahn zu stehen, war ein riesiger Erfolg - trotz vieler Rückschläge und Verletzungen. Und dann habe ich eine olympische Medaille gewonnen – ein echtes Happy End. Aber auch der EM-Titel 2022 in München war emotional unvergesslich. Vier Wochen vorher hatte ich die WM in Eugene verpasst, viele Jahre mit Verletzungen gekämpft, und dann auf heimischem Boden Europameisterin geworden zu sein – das war kaum zu toppen.

SPORT1: Haben Sie sich oft gefragt, was ohne die vielen Verletzungen möglich gewesen wäre?

{ "placeholderType": "MREC" }

Mayer: Klar. Ständig. Das muss man so sagen. Aber am Ende definieren nicht nur meine Zeiten meine Karriere. Früher wollte ich unbedingt die ‚10 vor dem Komma‘ erreichen. Heute merke ich: Die Erfolge, die ich gefeiert habe, die Rückschläge, die ich überwunden habe – das prägt mich mehr als jede Bestzeit. Trotzdem: Von 2016 bis heute konnte ich nie ohne Unterbrechungen durchtrainieren. Jede Saison hatte ihre Herausforderungen, und darauf bin ich trotz allem stolz – und eine olympische Bronzemedaille spricht für sich.

SPORT1: Was werden Sie jetzt mit der neu gewonnenen Zeit anfangen?

Mayer: Zunächst einmal Zeit für mich selbst nehmen. Ich muss mir Gedanken machen, wie es beruflich weitergeht, aber ich möchte nichts überstürzen. Sport wird weiterhin eine Rolle spielen – ich werde nicht komplett aus dieser Welt verschwinden. Reisen möchte ich auch, bisher war das immer im Kontext von Wettkämpfen und Trainingslagern. Jetzt will ich Länder und Kulturen auch privat entdecken, runterkommen und meine Gedanken sortieren.

SPORT1: Am Ende Ihrer leistungssportlichen Reise steht die WM in Tokio an. Was ist Ihr Ziel?

Mayer: Mein Ziel ist es, die Zeit zu genießen. Die letzten Wochen waren schwierig – Verletzungen, Schmerzen, Trainingsunterbrechungen – aber die letzten zwei, drei Wochen liefen stabil. Ich fühle mich gut vorbereitet, körperlich wie mental. Natürlich kann ich nicht vorhersagen, was bei den Wettkämpfen genau passieren wird, aber ich werde alles geben. Ich möchte über 100 Meter ins Halbfinale kommen. Besonders in der Staffel ist es spannend: Sechs Mädels sind nominiert, alle auf ähnlich hohem Niveau. Welche vier am Ende laufen, wird sich zeigen.