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Plötzlich Weltklasse: So entstand das deutsche Laufwunder

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Deutsches Laufwunder aus dem Nichts?

Deutschlands Mittel- und Langstreckenläufer melden sich eindrucksvoll in der Weltelite zurück. Mit Abdilaahi, Farken, Bebendorf und Ruppert steht eine neue Generation bereit, die bei der WM in Tokio die internationale Spitze herausfordert – und vielleicht sogar auf Medaillenjagd geht.
Vom 13. bis zum 21. September findet in Japan die Leichtathletik-WM statt.
Deutschlands Mittel- und Langstreckenläufer melden sich eindrucksvoll in der Weltelite zurück. Mit Abdilaahi, Farken, Bebendorf und Ruppert steht eine neue Generation bereit, die bei der WM in Tokio die internationale Spitze herausfordert – und vielleicht sogar auf Medaillenjagd geht.

Als sich unverhofft die Innenbahn öffnete, fackelte Dieter Baumann nicht lange: Er rannte an Yobes Ondieki und Fita Bayisa vorbei, während sich die ARD-Reporter Dieter Adler und Gerd Rubenbauer in ihrem ekstatischen Jubel gegenseitig überboten: Baumanns Olympiasieg über 5000 Meter war einer der ikonischsten olympischen Momente in der deutschen Sportgeschichte.

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Längst vergangene Zeiten: Nachdem der Mann von der Schwäbischen Alb elf Jahre später abdankte, hinkten deutsche Langstreckenläufer der internationalen Konkurrenz gnadenlos hinterher, sieht man von Jan Fitschens überraschendem EM-Titel 2006 einmal ab.

„Es ist unglaublich, was dieses Jahr passiert ist“

Scheinbar aus dem Nichts meldet sich nun die deutsche Laufszene eindrucksvoll zurück: Mit Mohamed Abdilaahi, Robert Farken, Karl Bebendorf und Frederik Ruppert erhebt sich eine Generation, die das Potenzial hat, Deutschland auf den Mittel- und Langstrecken international konkurrenzfähig zu machen.

„Es ist unglaublich, was dieses Jahr passiert ist“, sagt Abdilaahi, der für Cologne Athletics startet. „Freddy, Karl, Robert und ich sind alle noch unter 30. Ich glaube, wir sind Deutschlands goldene Generation, das hat sich schon in der Jugend gezeigt.“

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Alles nur Zufall? Keineswegs, denn der Aufschwung kommt nicht von ungefähr. Vereine, Trainer und Athleten investieren mittlerweile konsequent in moderne Trainingsmethoden, gezieltes Höhentraining, Leistungsdiagnostik sowie professionelles Coaching – und das zahlt sich aus.

„Die Ingebrigtsens haben mit ihrem Schwellentraining viel verändert, jetzt sieht man auch hierzulande, was alles möglich ist“, erklärt Abdilaahi bei SPORT1. Man habe angefangen, „uns an der internationalen Spitze zu orientieren, viel Höhentraining zu machen, Trainingsaussteuerung zu professionalisieren. Es ist unglaublich, welche Detailarbeit die Trainer leisten.“

Nationaler Konkurrenzkampf als Triebfeder

Trainer ist auch bei Ruppert das Stichwort – oder besser: Trainerin. Seit er zu Isabelle Baumann, der Ehefrau von Dieter Baumann, wechselte, ging es für den 28-Jährigen steil nach oben. Rupperts 8:01,49 Minuten über 3000 Meter Hindernis, die er beim Diamond-League-Rennen in Rabat lief, ist eine Weltklassezeit, die ihn auch bei der WM zum Medaillenkandidaten macht. „Es geht nicht darum, extreme Trainingseinheiten zu absolvieren, sondern beständig und regelmäßig zu arbeiten. Das zahlt sich über die Zeit aus“, betont Ruppert bei SPORT1.

Dabei spielt die nationale Konkurrenz eine entscheidende Rolle: „Ehrlich gesagt, wäre es ein Schock gewesen, wenn Karl (Bebendorf, Anm. d. Red.) vor mir diese Zeit gelaufen wäre. Jetzt, wo ich sie erreicht habe, gibt mir das ein gutes Gefühl.“ Die Rivalität zwischen Ruppert und Bebendorf sorgt dafür, dass beide Läufer regelmäßig an ihre Grenzen gehen und ihre Leistungen Jahr für Jahr steigern.

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Auch der mentale Aspekt spiele eine Rolle, sagt Ruppert: „Es geht immer auch darum, der Beste im Land zu sein. Dieser Gedanke spornt an und macht selbstkritisch. Ich weiß, dass Karl und ich uns gegenseitig nach vorne treiben.“ Für die jungen Läufer ist es ein zusätzlicher Antrieb, regelmäßig an ihre Grenzen zu gehen, sich kontinuierlich zu verbessern und bei wichtigen internationalen Rennen ihre Nerven zu kontrollieren.

„Mit Blick auf Olympia 2028 können wir Großes erreichen“

Robert Farken, Deutschlands 1500-Meter-Spezialist, hat ebenfalls einen bemerkenswerten Sprung gemacht. „Ich glaube, dass eine 3:29,0 oder sogar noch schnellere Zeit derzeit in meinen Beinen steckt“, betont der Leipziger, der in diesem Jahr die deutschen Uralt-Rekorde über 1500 Meter und die Meile verbesserte, bei SPORT1.

Farken weiß jedoch, dass Geschwindigkeit allein nicht genügt, um auf Weltspitzenniveau zu bestehen. „Ich muss lernen, Rennen mit einem Negativsplit zu laufen, also hinten zu beschleunigen. Dann kann man auch gegen die absolute Weltspitze bestehen.“

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Abdilaahi beschreibt den Aufschwung der deutschen Läufer nicht nur als persönliche Erfolgsgeschichte, sondern als Chance für den gesamten Laufbereich: „Wir können der deutschen Laufszene noch viel Freude bereiten. Man sieht, wo es jetzt hingegangen ist. Mit Blick auf Olympia 2028 können wir Großes erreichen.“ Die Mischung aus Talent, konsequentem Training, professioneller Vorbereitung und Teamgeist sei entscheidend. In dieser Generation stecke Potenzial, das über Jahre hinaus Bestand haben könne.

Endlauf als Ziel – Medaille im Hinterkopf

Aber nicht nur bei der Rekordhatz, auch bei taktisch anspruchsvollen Rennen, die eine kluge Renneinteilung erfordern, zeigen die deutschen Top-Läufer Fortschritte. Diese Fähigkeit, Rennen intelligent zu gestalten, ist bei Weltmeisterschaften oft entscheidend.

Die WM in Tokio wird der erste große Test für die neue Generation, zu der auch 5000-Meter-Läufer Florian Bremm (25) gehört. Sollte es möglichst vielen DLV-Läufern gelingen, den Endlauf zu erreichen (bei der WM 2023 in Budapest war das über keine Distanz der Fall), wäre dies nicht nur ein sportlicher Erfolg, sondern auch ein Signal für die Zukunft.

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Mit Blick auf Olympia 2028 bleibt das Ziel klar: Aufbau einer nachhaltigen, erfolgreichen Laufkultur, in der junge Athleten wie Abdilaahi, Ruppert, Bebendorf und Farken Vorbilder für die nächste Generation sind. Die Kombination aus Talent, harter Arbeit und professioneller Vorbereitung lässt hoffen, dass Deutschlands Laufwunder Bestand haben wird und zu einem ernstzunehmenden Faktor in der internationalen Leichtathletik heranreift.