Wenn eine Trumpfkarte ausfällt, muss eben die andere einspringen. Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Supertalent Owe Fischer-Breiholz hat Emil Agyekum bei der Leichtathletik-WM mit einem bärenstarken Auftritt das Finale über die 400 m Hürden erreicht.
Leichtathletik-WM: Agyekum mit Rekord ins 400m-Hürden-Finale
„Mega-Sensation”: Deutscher Coup
Der Frankfurter stellte im Halbfinale von Tokio in 47,83 Sekunden eine persönliche Bestzeit auf und löste als der beste Zeitschnellste sein Ticket für die Entscheidung am Freitag (14.15 Uhr).
„Das ist eine Mega-Sensation“, jubelte Eurosport-Kommentator Sigi Heinrich emotional über den Coup des deutschen Hürden-Läufers.
Agyekum wurde schon wenige Meter nach dem Start vom links von ihn gestarteten Weltrekordler Karsten Warholm überholt, konnte sich von diesem aber regelrecht in neue Sphären mitziehen lassen und seine persönliche Bestmarke um 38 Hundertstel drücken.
Der gebürtige Berliner kam im ersten Halbfinale auf Rang drei ein und musste auf die Zeitregelung hoffen. Nachdem ihm in den beiden verbliebenen Läufen niemand vom „Hot Seat“ verdrängen konnte, durfte endlich gejubelt werden.
Stolz auf Rang zwei: Agyekum rückt dicht an Schmids Rekord heran
Selbstredend zeigte sich Agyekum über das Erreichte überglücklich. „Ich bin super stolz auf mich, das durchgezogen zu haben“, sagte Agyekum in der ARD: „Das Ziel war das Finale. Ich habe alles gegeben, das ich konnte. Dann kann ich zufrieden damit sein.“
Der 26-Jährige schob sich mit seinem Auftritt auf Rang zwei der ewigen DLV-Bestenliste vor. Einzig Harald Schmid, der bei seinem deutschen Rekord 1982 in Athen 47,48 Sekunden gelaufen war, liegt vor ihm.
Giganten-Jagd im Finale: Agyekum trifft auf Warholm und Benjamin
Im Finale wird sich Agyekum unter anderem mit den beiden Rivalen Karsten Warholm (Norwegen) und Rai Benjamin (USA) messen.
Titelverteidiger und Weltrekordhalter Warholm kam locker nach 47,72 Sekunden weiter, Paris-Olympiasieger Benjamin lief 47,95 Sekunden. Insgesamt erzielte Agyekum die fünftbeste Zeit der drei Halbfinal-Läufe.
Vom Rekordjubel zum Krampfaus: Fischer-Breiholz fehlt im Halbfinale
Fischer-Breiholz hatte schon während seines Vorlaufs am Montag einen Krampf bekommen, am Vormittag musste er dann seine Teilnahme am Halbfinale wegen muskulärer Probleme absagen.
Der 21-Jährige hatte im Juni bei seinem Goldlauf bei der U23-EM für Aufsehen gesorgt, als er mit seiner Zeit von 48,01 Sekunden den Meisterschaftsrekord von Warholm knackte. Joshua Abuaku, der WM-Achte von Budapest vor zwei Jahren, war im Vorlauf ausgeschieden.
Bestzeiten ohne Finalticket: Demes und Kelety scheitern an Bol
Bei den Frauen schafften es Eileen Demes (55,98 Sekunden/Neu-Isenburg) und Elena Kelety trotz ihrer neuen Bestleistung (54,61/Frankfurt) als Achte beziehungsweise Fünfte in ihren Halbfinals nicht in den Endlauf (Freitag, 14.27 Uhr/ARD und Eurosport).
Topfavoritin Femke Bol (Niederlande) lief in 52,31 Sekunden locker weiter, Weltrekordlerin Sydney McLaughlin-Levrone (USA) konzentriert sich bei dieser WM auf die 400 m ohne Hürden.
Bei den Frauen stand zuletzt vor 22 Jahren eine deutsche Läuferin in einem WM-Finale über 400 m Hürden, Heike Meißner wurde 2003 in Paris Siebte.