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Deutscher Leichtathletik-Star schimpft nach chaotischem WM-Finale: "Wie in einem schlechten Film"

„Es war wie in einem schlechten Film“

Im SPORT1-Interview spricht Mika Sosna über die chaotischen Bedingungen im Diskus-Finale in Tokio. Der 22-Jährige berichtet von einem spiegelglatten Ring, improvisierten Schuh-Lösungen und seinem großen Frust.
Die Leichtathletik-WM findet dieses Jahr in Tokio statt. Wie oft gibt es Gold zu gewinnen? Welche Prämien werden gezahlt? Die wichtigsten Fragen und Antworten zur WM.
Im SPORT1-Interview spricht Mika Sosna über die chaotischen Bedingungen im Diskus-Finale in Tokio. Der 22-Jährige berichtet von einem spiegelglatten Ring, improvisierten Schuh-Lösungen und seinem großen Frust.

Das Diskusfinale der WM in Tokio geriet zu einem Wettkampf am Limit - und das nicht wegen der Weiten, sondern wegen der Naturgewalten. Sintflutartiger Regen verwandelte den Wurfring in eine Rutschbahn. Die Athleten kämpften mehr ums Gleichgewicht als um die perfekte Technik. Jeder Versuch war ein Risiko, die Sturzgefahr enorm - ein Szenario, das einer Weltmeisterschaft unwürdig schien.

Am Ende setzte sich der Schwede Daniel Stahl mit 70,47 Metern durch und holte Gold vor dem Litauer Mykolas Alekna (67,84 m). Für ein historisches Highlight sorgte der Samoaner Alex Rose, der mit 66,96 Metern Bronze gewann - die erste Medaille seines Landes überhaupt bei einer Leichtathletik-WM.

Für Deutschlands Diskus-Riesen Mika Sosna dagegen endete der Abend im Frust: Der 22-Jährige kam mit den Bedingungen nicht zurecht und scheiterte bereits nach drei Versuchen. Im SPORT1-Interview spricht er über Chaos, Gefahren und seine große Enttäuschung.

SPORT1: Herr Sosna, Sie sind bei dieser WM im Diskusfinale schon nach drei Durchgängen ausgeschieden. Wie haben Sie den Wettkampf unter diesen Bedingungen erlebt?

Mika Sosna: Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was da gestern los war. Es war wie in einem schlechten Film. Wir mussten ständig rein und raus, uns immer wieder neu warm machen – und dann setzte plötzlich wieder Regen ein, teilweise sogar richtig heftig. Viele Athleten haben sich danach extrem darüber beklagt, wie man eine Weltmeisterschaft unter diesen Bedingungen durchführen kann.

„Es wurden sämtliche Regeln über den Haufen geworfen“

SPORT1: Was haben Sie konkret versucht, um damit klarzukommen?

Sosna: Ich habe wirklich alles in meiner Macht Stehende probiert. Am Ende hatte ich sogar Socken über den Schuhen, einfach damit ich ein bisschen Halt finde. Es wurden plötzlich sämtliche Regeln über den Haufen geworfen: Man durfte mit Straßenschuhen werfen, andere tapten ihre Schuhe, jeder improvisierte. Aber bei mir hat nichts davon funktioniert. Ich bin damit total überfordert gewesen.

SPORT1: Welcher Aspekt war für Sie dabei der schwierigste?

Sosna: Der Ring war spiegelglatt, teilweise wirklich wie Glatteis. Für uns Werfer, die Technik über Geschwindigkeit ins Werfen bringen müssen – und da zähle ich mich dazu –, war das quasi unmöglich. Gerade der Abdruck mit dem linken Fuß in Wurfrichtung ist bei meinem Stil entscheidend; ohne Grip habe ich keine Chance. Wer da Gas geben wollte, hatte einfach schlechte Karten.

„Bei einer WM sollte sowas nicht vorkommen“

SPORT1: War das auch gefährlich?

Sosna: Absolut. Ich glaube, wir können alle froh sein, dass sich niemand schwer verletzt hat. Jeder Schritt war riskant, jeder Versuch ein Balanceakt. Bei einer WM sollte sowas eigentlich nicht vorkommen.

SPORT1: Wie fällt Ihr Fazit aus, jetzt nachdem alles vorbei ist?

Sosna: Es ist bitter. Mit so einem Wettkampf will man die Saison nicht abschließen. Ich hätte sehr gern gezeigt, wozu ich eigentlich fähig bin – und nicht nur, wie ich versuche, nicht auszurutschen. Es ist extrem ärgerlich. Ich bin frustriert, auch enttäuscht, ja – aber ändern kann ich das Resultat jetzt nicht mehr. Ich hoffe nur, dass wir aus sowas lernen und dass bei künftigen Wettkämpfen solche Bedingungen nicht mehr einfach hingenommen werden müssen.