Es ist ein Bild, das beim Hinsehen wehtut. George „Geordie“ Beamish aus Neuseeland liegt am Boden, er war gestürzt, nachdem er am ersten Hindernis hängen geblieben war.
Dieses Bild der Leichtathletik-WM ging um die Welt - das Märchen, das folgte, bekamen viele nicht mit
Schockmoment wird zum WM-Märchen
Sein Konkurrent Jean-Simon Desgagnés aus Kanada will über ihn springen, schafft es jedoch nicht - und trifft ihn mit der hinteren Sohle seiner Spikeschuhe mitten im Gesicht.
Die schmerzhafte Momentaufnahme im Vorlauf über 3000 Meter Hindernis bei der Leichtathletik-WM in Tokio ging um die Welt - auch wegen dem, was folgte.
Beamish berappelte sich, beendete den Lauf noch auf Platz zwei. Und am Montag wurde die Geschichte - während sich (fast) alle Augen auf die Weltrekord-Show von Stabhochspringer Armand Duplantis richteten - endgültig zum Märchen.
Leichtathletik-WM: Das Märchen des George Beamish
Mit einem herausragenden Schlussspurt nach der Abschlusshürde fing Beamish den zweimaligen Weltmeister und Olympiasieger Soufiane El Bakkali aus Marokko noch ab - und krönte sich unerwartet mit Gold!
„Vor zwei Tage stand ich aus ziemlich falschen Gründen in den Schlagzeilen. Jetzt habe ich ein paar neue gemacht“, freute sich der 28-Jährige im Gespräch mit einer kleinen Reporterschar - die meisten Journalisten waren mit dem zeitgleich siegreichen Duplantis beschäftigt.
Beamishs Husarenritt, dem der deutsche Hoffnungsträger Frederik Ruppert als Zwölfter nur aus der Ferne zuschauen konnte, ging deshalb medial eher unter. Die Freude über den unwahrscheinlichen Coup ließ der Mann aus der Stadt Hastings sich davon aber nicht verderben.
Pech bei Olympia und der Vorbereitung - doch dann das große Glück
Mit dem langhaarigen Mittelstreckenspezialisten - 2024 Hallen-Weltmeister über 1500 Meter - war im Vorfeld nicht unbedingt zu rechnen.
Bei Olympia in Paris hatte Beamish im Vorjahr, von Hüftproblemen geplagt, das Finale verpasst. Auch in diesem Jahr lief vieles nicht nach Plan: Eine Bein- und Knöchelverletzung zwang ihn mitten in der WM-Vorbereitung zu zwei Monaten Pause. In welcher Verfassung er in Tokio sein würde: Es war ihm auch selbst nicht klar.
Umso wertvoller war aus Beamishs Sicht seine Aufholjagd nach dem Sturz im Vorlauf. Das Selbstbewusstsein, in guter Form zu sein, war nun da - und gab ihm auch für das Finale einen Schub.
„Dieser Sturz war vielleicht ein nicht auf den Blick erkennbarer Segen“, befand Beamish im Nachhinein. Ein Segen, der beim größten Erfolg seiner Karriere eine tragende Rolle spielte.