Usain Bolt setzte bei der Leichtathletik-WM 2009 in 9,58 Sekunden über 100 Meter eine Weltrekord-Zeit, die bis heute unerreicht ist. Tatsächlich gab es in den letzten 16 Jahren keinen Sprinter, der dieser Fabelzeit auch nur im Ansatz nahe kommen konnte. Yohan Blake kam der Bolt-Marke mit 9,69 Sekunden im Jahr 2012 noch am nächsten, seitdem wurde die Marke von 9,70 Sekunden nicht mehr durchbrochen.
Leichtathletik: Knallhartes Bolt-Urteil für neue Sprinter-Generation
Bolt fällt knallhartes Urteil
Oblique Seville stürmte bei der Leichtathletik-WM in Tokio in 9,77 Sekunden zu Gold. Bolt bejubelte den Erfolg seines Landsmannes auf der Tribüne, fand aber auch kritische Worte für die aktuelle Sprinter-Generation, die trotz technologischer Fortschritte nicht an seine Top-Zeit herankommt.
„Wollt ihr die Wahrheit? Wir waren einfach talentierter“, beantwortete er die Frage, warum sein Weltrekord trotz modernerer Spikes bislang unantastbar blieb.
Bolt unterstützte seine These damit, dass die zweimalige Olympiasiegerin über 100 Meter, Shelly-Ann Fraser Pryce, ihre Bestzeit erst im Jahr 2021 aufgestellt hat - im Alter von 34 Jahren.
„Shelly hat die neuen Spikes und läuft schneller. Aber bei den Männern? Es liegt einfach am Talent. Unsere Generation war deutlich talentierter – das sieht man, wenn man genau hinschaut", untermauerte er.
Hätte Bolt mit modernen Spikes viel schneller sein können?
Laut Recherchen von Puma hätte Bolt mit den Schuhen von heute eine Zeit von 9,42 Sekunden laufen können. „Ich stimme voll und ganz zu“, setzt er Vertrauen in die Studie.
Mit Tyson Gay (9,69 Sekunden), Yohan Blake (9,72 s), Asafa Powell (9,74 s) und Justin Gatlin (9,74 s) waren gleich vier direkte Bolt-Rivalen schneller unterwegs als die aktuelle Sprinter-Generation mit Kishane Thompson (9,75 s) an der Spitze.
Hierbei sei allerdings angemerkt, dass die Bolt-Rivalen allesamt in ihrer Karriere Strafen wegen Doping-Vergehen kassiert haben.
Bolt traut Seville Weltrekord zu: Eigener Nachwuchs zeigt noch keine Ambitionen
Wann das nächste Mal ein 100-Meter-Weltrekord geknackt werden kann, muss die Zukunft zeigen. Bolt traue es Seville trotz seiner Kritik zu. „Ich habe das Gefühl, Oblique kann es schaffen. Wenn er während der Saison fit bleibt und alles richtig zusammenkommt, glaube ich, dass er es kann“, argumentierte Bolt.
Von seinen eigenen Kindern erwartet er Derartiges hingegen nicht. „Ich habe immer gehofft, dass vielleicht eines meiner Kinder, meine Jungs, Leichtathletik betreiben wird (...). Ich weiß es nicht. Sie zeigen noch kein Talent. Hoffentlich werden sie besser, wir werden sehen“, führte er aus. Zeit bleibt ihnen noch genug. Seine Zwillinge kamen im Jahr 2021 auf die Welt, seine Tochter bereits 2020.
„Wenn ich Treppen hochgehe, komme ich außer Atem“
Der 39-Jährige gab aber auch selbst zu, nicht mehr der Fitteste zu sein. „Wenn ich Treppen hochgehe, komme ich außer Atem“, verriet er. Aktuell laufe er „eigentlich gar nicht mehr“, sondern mache meist „Work-outs im Fitnessstudio“.
Ansonsten lebe er sein Leben als Familienvater. „Manchmal trainiere ich, wenn ich in der richtigen Stimmung bin. Ansonsten schaue ich Serien und warte, bis die Kinder wieder nach Hause kommen. Dann verbringe ich Zeit mit ihnen, bis sie anfangen, mich zu nerven – dann ziehe ich mich zurück", erklärte er lachend.