Der vierte Wettkampftag bei der WM in Tokio brachte Deutschland einen absoluten Gänsehaut-Moment: Merlin Hummel sicherte sich den zweiten Platz im Hammerwurf mit famosen 82,77 Meter - die dritte Silbermedaille für Deutschland nach Malaika Mihambo im Weitsprung und Amanal Petros im Marathon.
Deutscher Medaillen-Held: "Ein geisteskranker Moment"
„Ein geisteskranker Moment“
20 Jahre nach Markus Essers Bronzemedaille bei der WM 2005 (die dieser wegen der Doping-Disqualifikation der Belarussen Iwan Zichan und Wadsim Dsewjatouski erst Jahre später erhielt) holte ein deutscher Hammerwerfer damit erstmals wieder Edelmetall. Gold ging an Ethan Katzberg aus Kanada (84,70 m), Bronze holte Bence Halász aus Ungarn (82,69 m).
SPORT1 sprach mit dem 23-jährigen Hummel nach dessen Coup.
Hummel: „Wow, den erwische ich gut“
SPORT1: Herr Hummel, Sie sind jetzt Vize-Weltmeister. Wie klingt das in Ihren Ohren?
Merlin Hummel: Ich habe es noch gar nicht realisiert, mir fehlen wirklich die Worte.
SPORT1: Dabei lief es beim Einwerfen noch nicht so, wie Sie sich das vorgestellt hatten. Was ging Ihnen da durch den Kopf?
Hummel: Die ersten zwei Anwürfe waren überhaupt nichts, da war ich nicht zufrieden. Also habe ich mir ein paar Mal vorgestellt, wie es perfekt laufen soll. Dann dachte ich mir: Mach locker, bleib cool …
SPORT1: Und dann kam plötzlich dieser Riesenwurf gleich im ersten Versuch …
Hummel: Ja! Schon bei der ersten Drehung habe ich gemerkt: Wow, den erwische ich gut. Dann habe ich Power reingegeben, dachte aber nicht, dass er besonders weit wäre.
Hummel über Silberwurf: „Hätte nie erwartet, dass er so weit fliegt“
SPORT1: Der Hammer wäre fast außerhalb des Sektors gelandet ...
Hummel: Ja, ich war dankbar, dass er drin war. Dann habe ich so ein Raunen im Stadion gehört und dachte nur: Okay, ist der jetzt doch weit?
SPORT1: Kann man so sagen, fast 83 Meter ...
Hummel: Als die Weite auf der Anzeigentafel stand – das war einfach verrückt! Das war ein geisteskranker Moment. Ich hätte nie erwartet, dass er so weit fliegt.
SPORT1: Auch danach lief es wie am Schnürchen, in Ihren drei gültigen Versuchen haben Sie jeweils die 80-Meter-Grenze übertroffen.
Hummel: Der ganze Wettkampf war wie ein Traum. Es war der pure Wahnsinn.