Nach einem turbulenten Rennen zieht Mittelstreckenläufer Robert Farken ins WM-Finale von Tokio über 1500 Meter ein – allerdings hält sich seine Freude darüber in Grenzen.
Leichtathletik-WM: Dramatische deutsche Wende, aber kaum Freude!
Kaum Freude nach deutscher Wende
Der 27-Jährige gehörte zunächst nicht zu den zwölf Finalisten, doch ein Einspruch des Deutschen Leichtathletik-Verbandes sorgte dafür, dass Farken anstelle von Olympiasieger Cole Hocker (USA) nachrückte. Dieser hatte den Leipziger beim Überholen auf der Zielgeraden so behindert, dass Farken keine Chance mehr hatte.
Im Gespräch mit SPORT1 erklärt Farken, warum er mit gemischten Gefühlen auf seinen Lauf zurückblickt, wie er die entscheidende Szene mit Hocker erlebt hat und welche Rolle die Underdog-Position für ihn im Finale spielt.
„Es fällt mir schwer, glücklich darüber zu sein“
SPORT1: Herr Farken, Sie stehen im Finale - eigentlich ein Grund zur Freude. Wie geht es Ihnen nach diesem Rennen?
Robert Farken: So richtig freuen kann ich mich ehrlich gesagt nicht. So hatte ich mir den Einzug ins Finale nicht vorgestellt. Es fällt mir schwer, glücklich darüber zu sein, weil sich die letzte Phase des Rennens einfach nicht gut angefühlt hat. Bis dahin lief es extrem gut, aber auf der Zielgeraden war es alles andere als schön.
SPORT1: Was genau haben Sie während des Rennens empfunden?
Farken: Auf der Gegengeraden der letzten Runde war ich noch nie so Herr meiner Sinne auf diesem Niveau. Ich wusste genau, was ich tue und hatte das Gefühl, das Rennen kontrollieren zu können. Als ich auf die Zielgerade kam, dachte ich noch: perfekte Position, gute Beine, das bringst du nach Hause.
SPORT1: Dann kam die Szene mit Hocker. Wie haben Sie die Situation erlebt?
Farken: In der Wiederholung sieht man sehr deutlich, wie unfair sich Hocker da durchsetzt und wie sehr er mich aus dem Rhythmus bringt. Das hat mir die ganze Kraft geraubt und war letztlich entscheidend dafür, dass ich nicht besser platziert war.
SPORT1: Direkt nach dem Rennen hatten Sie in der ARD gesagt, dass Sie auch ohne den Rempler das Finale nicht geschafft hätten…
Farken: Im Rennen selbst habe ich das anders wahrgenommen. Aber wie es im Video aussieht, hätte es eigentlich für die Top 6 gereicht. Und dementsprechend glaube ich, dass ich es verdient habe, im Finale zu stehen und auch dahin gehöre.
„Unschön“: Farken wurden keine Bilder gezeigt
SPORT1: Sie haben das Video Ihres Rennens erst später gesehen?
Farken: Ja, genau. Es ist unschön, dass man direkt nach dem Rennen beim Fernsehen steht und keine Bilder gezeigt bekommt. Gerade in so einer Situation wäre es wichtig, sofort zu sehen, was passiert ist. Denn wenn man die Aufnahmen sieht, wird ziemlich klar, wie sehr mich das beeinträchtigt hat.
SPORT1: Viele sehen Sie dort nicht unbedingt als Favoriten. Was nehmen Sie sich für das Finale vor?
Farken: Das stimmt, mir wird im Finale wohl kaum jemand große Chancen einräumen. Aber genau diese Underdog-Position kann eine Stärke sein. Jetzt beginnt die Regeneration – und dann werde ich hoffentlich die Chance, die ich nicht habe, nutzen. Die Karten werden neu gemischt.