Leichtathletik-WM>

Leichtathletik-WM: Wird er zur deutschen Sensation?

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Wird er zur deutschen WM-Sensation?

Frederik Ruppert hat sich in dieser Saison unverhofft in die Weltspitze katapultiert. Im SPORT1-Interview erklärt der Hindernisläufer, wie Gelassenheit ihm hilft, warum der Trainerwechsel entscheidend war und was ihn bei der Ankunft in Tokio schockte.
Auf Frederik Ruppert ist bei der Leichtathletik-WM zu achten
Auf Frederik Ruppert ist bei der Leichtathletik-WM zu achten
© IMAGO / Beautiful Sports
Frederik Ruppert hat sich in dieser Saison unverhofft in die Weltspitze katapultiert. Im SPORT1-Interview erklärt der Hindernisläufer, wie Gelassenheit ihm hilft, warum der Trainerwechsel entscheidend war und was ihn bei der Ankunft in Tokio schockte.

Frederik Ruppert hat in dieser Saison eindrucksvoll gezeigt, dass er zur Weltspitze gehört: Deutscher Rekord, Sieg im Diamond-League-Finale – und das alles mit bemerkenswerter Konstanz.

{ "placeholderType": "MREC" }

Wenige Tage vor der WM (13. – 21. September) spricht der 28-Jährige im SPORT1-Interview über den plötzlichen Leistungssprung, seine Gelassenheit im Umgang mit der Favoritenbürde und die entscheidende Rolle von Trainerin Isabelle Baumann.

Außerdem erklärt Hindernisläufer Ruppert, warum der Konkurrenzkampf mit Karl Bebendorf ihn zusätzlich antreibt und was ihn bei der Ankunft in Tokio schockte.

SPORT1: Herr Ruppert, diese Saison haben Sie mehrfach für Furore gesorgt – erst der Deutsche Rekord und dann der Sieg im Diamond-League-Finale. Hätten Sie gedacht, dass solch eine Leistungsexplosion in diesem Jahr möglich ist?

{ "placeholderType": "MREC" }

Frederik Ruppert: Ehrlich gesagt, so schnell und heftig nicht. Ich habe zwar immer daran geglaubt, dass ich irgendwann auf diesem Niveau ankommen kann, sonst hätte ich nicht so lange weiter trainiert und investiert. Aber dass es nun so plötzlich und konstant belohnt wird, ist schon etwas Besonderes. Jede meiner bisherigen Leistungen war solide, aber dass alles jetzt so zusammenpasst und ich über die gesamte Saison konstant gute Rennen lief, ist wirklich eine tolle Bestätigung für das, was ich tue. Es fühlt sich gut an, dass sich die Arbeit auszahlt, und es motiviert mich gleichzeitig, weiter dranzubleiben.

SPORT1: Sie sind inzwischen in der Weltspitze angekommen und stehen damit natürlich auch im Fokus. Spüren Sie dadurch eine Favoritenrolle oder eher Leichtigkeit?

Ruppert: Im Moment empfinde ich das eher als Leichtigkeit. Klar, ich hatte zunächst ein bisschen Respekt davor, dass die Rolle als Favorit Druck erzeugen könnte, aber bisher spüre ich davon kaum etwas. Ich bin eher entspannt, konzentriere mich auf das, was ich kontrollieren kann, und gehe meine Rennen ruhig an. Vielleicht wird das in Tokio ein anderes Gefühl, aber bislang hilft mir meine Gelassenheit, die Dinge Schritt für Schritt anzugehen.

„Die gesamte Trainingsstruktur hat sich verändert“

SPORT1: Haben Sie Routinen oder mentale Tricks, die Ihnen helfen, in entscheidenden Momenten cool zu bleiben?

{ "placeholderType": "MREC" }

Ruppert: Eigentlich verlasse ich mich hauptsächlich auf das, was ich im Training tue. Wenn ich weiß, dass meine Form und die Trainingswerte stimmen, gibt mir das Selbstbewusstsein, dass es gut werden wird. Mentale Tricks gibt es für mich in dem Sinne nicht, es ist eher die Sicherheit, dass die Vorbereitung stimmt, die mich ruhig bleiben lässt. Wenn alles passt, kann ich mein Potenzial abrufen und mich voll auf das Rennen konzentrieren.

SPORT1: Ein wichtiger Faktor für Ihren Aufschwung war sicher der Wechsel zu Isabelle Baumann. Was hat sich durch die Zusammenarbeit konkret verändert? Ist es vor allem die mentale Schiene?

Ruppert: Es ist nicht nur die mentale Unterstützung, die ich von ihr bekomme. Die gesamte Trainingsstruktur hat sich verändert, die Umfänge sind deutlich größer und das Training ist viel wissenschaftlicher geworden. Das bedeutet, dass wir gezielt an allen Aspekten arbeiten, die relevant sind, und ich dadurch das ganze Jahr über sehr konstant bleiben kann. Ich hatte nur wenige Trainingswochen, die mir gefehlt haben, und diese Konstanz hat am Ende sicherlich einen entscheidenden Unterschied gemacht. Isabelle hat also sowohl auf die mentale als auch auf die physische Vorbereitung großen Einfluss - beides zusammen macht diesen Fortschritt möglich.

{ "placeholderType": "MREC" }

„Ehrlich gesagt, wäre es für mich auch ein Schock gewesen…“

SPORT1: Hätten Sie den Wechsel rückblickend früher machen sollen?

Ruppert: Das ist schwer zu sagen. Rückblickend würde ich wahrscheinlich sagen, dass man es früher hätte versuchen können, aber damals war der Zeitpunkt noch nicht passend. Vorher habe ich stets Fortschritte gemacht, also wollte ich das Prinzip „Never change a winning team“ nicht verletzen. Ich habe mich stetig verbessert und hatte immer einen Auftrieb. Dennoch denke ich heute, dass der Wechsel etwas früher wahrscheinlich noch mehr hätte bewirken können.

SPORT1: Wie sehr treibt Sie der nationale Konkurrenzkampf mit Karl Bebendorf an?

{ "placeholderType": "MREC" }

Ruppert: Das ist ein sehr wichtiger Faktor. Klar, wir stehen nicht permanent direkt im Fokus gegeneinander, aber im Hinterkopf hat man immer, dass man der Beste im Land sein möchte. Dieser Konkurrenzgedanke spornt an, macht einen selbstkritisch und motiviert dazu, sich ständig zu verbessern. Gerade im Training und in den Wettkämpfen ist es eine zusätzliche Herausforderung, die einen immer wieder antreibt.

SPORT1: Bebendorf sagte, dass Ihr Deutscher Rekord von 8:01,49 Minuten ein Schock für ihn gewesen sei…

Ruppert: Ehrlich gesagt, wäre es für mich auch ein Schock gewesen, wenn Karl vor mir diese Zeit (8:01,49 Minuten, d. Red.) gelaufen wäre - das hätte mich wirklich beeindruckt. Dass ich nun selbst diese Zeit erreicht habe, gibt mir umso mehr ein gutes Gefühl.

„Als wir in Tokio angekommen sind, war es brutal“

SPORT1: Blicken wir nach Tokio: Wie stellen Sie sich Ihr ideales Rennen vor - vorneweg oder eher abwartend?

Ruppert: Ich bin auf alle Szenarien vorbereitet. In der Qualifikation werde ich genau beobachten, wie sich das Rennen entwickelt, und entsprechend reagieren. Wenn es ein eher langsames Rennen wird, weiß ich, wann ich das Tempo erhöhen muss. Wird es schnell, ist das für mich oft sogar noch vorteilhafter, weil ich diese Tempohärte gut gehen kann. Generell lasse ich mich überraschen und möchte flexibel reagieren.

SPORT1: Klingt nach einer echten Luxussituation für Sie …

Ruppert: Für mich ist wichtig zu wissen: Jeder ist schlagbar, auch Top-Athleten wie El Bakkali. Das macht das Rennen besonders spannend, weil alles offen ist. Niemand hat eine Garantie, egal auf welchem Rang der Weltrangliste, und genau das bringt den Reiz mit sich, jederzeit präsent und bereit zu sein.

SPORT1: Können die Wetterbedingungen auch eine Rolle spielen?

Ruppert: Absolut. Als wir in Tokio angekommen sind, war es brutal. Ich hatte erst mal einen richtigen Schock - Temperaturen um die 38 Grad mit hoher Luftfeuchtigkeit, so etwas kannte ich nicht. Das war einfach Wahnsinn, so etwas kann man sich überhaupt nicht vorstellen.

SPORT1: Haben Sie ein konkretes Ziel für Tokio?

Ruppert: Das Minimalziel ist für mich ganz klar das Finale. Danach ist alles offen. In einem solchen Rennen kann alles passieren, und jeder ist schlagbar. Natürlich schielt man ein bisschen auf die Medaillenplätze, ich habe ja die zweitschnellste Zeit dieses Jahr. Aber niemand hat eine Garantie, egal auf welchem Rang der Weltrangliste. Es wird vermutlich ein taktisches Rennen, und man muss in jeder Phase präsent sein. Das macht es spannend und herausfordernd zugleich.

AC/DC als Stimmungsmacher vor dem Rennen

Frage: Gibt es ein Lied, das Sie vor dem Rennen besonders motiviert?

Ruppert: Ja, ich habe meist eine Rock-Playlist mit Songs, die mich pushen, zum Beispiel AC/DC oder „All the Way Up“ von Fat Joe and Remy Ma. Diese Songs versetzen mich in die richtige Stimmung, geben mir Energie und machen mich bereit, alles zu geben.

SPORT1: In Stimmung gekommen sind dieses Jahr auch viele Ihrer Kollegen. Wie erklären Sie den Aufschwung der deutschen Leichtathletik, gerade im Laufbereich?

Ruppert: Ich denke, es ist eine Mischung aus mehreren Faktoren. Zum einen wurden Trainingsphilosophien angepasst, zum anderen arbeiten viele Athletinnen und Athleten sehr konstant an ihren Grundlagen. Im Laufbereich sieht man jetzt, dass jeder, der konsequent trainiert und seine Umfänge hält, sich deutlich verbessert. Es geht nicht darum, extreme Trainingseinheiten zu absolvieren, sondern beständig und regelmäßig zu arbeiten. Das zahlt sich über die Zeit aus und führt zu einer allgemeinen Leistungssteigerung.