Traum geplatzt, der Fluch hält an: Deutschlands Speerwurf-Star Julian Weber (Mainz) ist in Tokio bei seiner Jagd nach einer WM-Medaille erneut gescheitert.
Leichtathletik-WM: Bitteres Drama um die größte deutsche Gold-Hoffnung
Deutscher Gold-Traum wird zum Drama
Der Mainzer blieb im Finale am Donnerstag mit 86,11 m deutlich unter seinen Möglichkeiten, die Weite reichte am Ende „nur“ zu Platz fünf. Weber fehlten 56 Zentimeter auf eine Medaille.
Walcott krönt sich mit Goldmedaille
„86 m, 87 m, 88 m - das sind teilweise meine schlechtesten Würfe von Wettkämpfen. Es wäre eigentlich so einfach möglich gewesen“, sagte Weber. Weil er zuletzt mit „Fieber eine Woche im Bett“ gelegen und sich „elendig“ gefühlt habe, sei „einfach die Luft raus, Energie raus“ gewesen.
„Jetzt müssen wir erstmal drüber reden, was los war“, erklärte sein Trainer Burkhard Looks nach dem Wettkampf im ZDF. Er strich heraus, dass Weber zuletzt krank gewesen war und nicht im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen sei.
Gold gewann stattdessen London-Olympiasieger Keshorn Walcott aus Trinidad & Tobago mit 88,16 m vor Ex-Weltmeister Anderson Peters (87,38/Grenada). Bronze sicherte sich der überraschend starke US-Amerikaner Curtis Thompson (86,67). Damit hat das deutsche Team in Tokio weiter drei Mal Silber auf dem Konto.
„Die Medaille lag schon griffbereit“
„Es war ein enges Rennen mit vielen vorn dabei, von denen man es sich nicht so erwartet hätte. Es war für Julian zum Greifen nah. Anscheinend hat sich die Grippe eine Woche zuvor doch bemerkbar gemacht. Sehr schade für ihn“, erklärte Ex-Weltmeister Johannes Vetter auf SPORT1-Nachfrage.
„Die Medaille lag ja eigentlich schon griffbereit. 86 Meter hat er eigentlich in fast allen Wettkämpfen gemacht, außer da, wo er Achillessehnenproblemen beim Istaf und bei den deutschen Meisterschaften hatte. Ansonsten wirft er das eigentlich immer. So ist es unvollendet“, so Webers Trainer Looks.
Infekt und Regen rauben Weber die Medaillenchance
Und so setzt sich Webers Drama weiter fort - der 31-Jährige scheiterte auch bei seinem nächsten Anlauf für die erste Medaille auf der ganz großen Bühne.
Dem Sportsoldaten fehlte die Power, weil er sich ausgerechnet in der unmittelbaren Vorbereitung auf die Titelkämpfe zuletzt den Infekt eingehandelt hatte.
Zudem fing es vor dem fünften Durchgang auch noch an zu regnen, Weber konnte nicht mehr kontern.
„Natürlich könnte man meinen, dass es etwas Mentales ist, würde ich aber nicht behaupten“, sagte Weber: „Es ist einfach körperlich gerade.“
Weber geht erneut leer aus
So jubelten an Tag X wieder einmal andere über die Medaillen, Weber konnte seine große Chance nicht nutzen. Dabei war er die ganze Saison in Top-Form, hatte im Vorfeld erstmals die magische 90-Meter-Marke geknackt und war mit seinen 91,51 m als Nummer eins der Welt nach Japan gereist. Doch Webers großer Traum platzte erneut.
Bei den richtig großen Meisterschaften reicht es für Weber - Europameister von München 2022 - einfach nicht zu einer Medaille, dabei galt er auch jetzt wieder zu den Mitfavoriten.
2021 bei Olympia in Tokio? Vierter. WM 2022? Vierter. WM 2023? Vierter. Olympia in Paris? Sechster. WM 2025? Fünfter. Alles starke Ergebnisse, aber Weber wollte mehr. Doch er konnte sich auch in Japan bei seinem nächsten Anlauf nicht erlösen.
Vetter gewann letzte deutsche Speerwurf-Medaille
Die letzte WM-Medaille eines deutschen Speerwerfers gewann vor sechs Jahren Johannes Vetter in Doha mit Bronze, der deutsche Rekordhalter ist auch Deutschlands bisher letzter Weltmeister in dieser Disziplin (2017).
Insgesamt gewannen bisher drei deutsche Werfer in der Geschichte WM-Gold mit dem Speer - neben Vetter gelang dies 2011 Matthias de Zordo und 1983 in Helsinki Detlef Michel für die DDR.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)