Wenn Joana Sam-Cobbah spricht, hat alles eine besondere Klarheit: Der Klang ihrer Stimme ebenso wie die Aussagen, die sie trifft.
Gemeinsam für echten Wandel
Die Referentin des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen teilt sich im LSB auf zwei Stellen: Mit einer arbeitet sie im Programm „Integration durch Sport“, und das beim Kreissportbund Rhein-Sieg. Mit der anderen für „Zusammenhalt durch Teilhabe“ im Projekt „Entschlossen weltoffen. Gemeinsam für Demokratie und Respekt“.
Verwandt aber nicht identisch
„Integrationsmaßnahmen tragen zum Kennenlernen und zum Verringern von Barrieren bei. Sie helfen aber nicht mittelbar, dass Menschen, die von Rassismus betroffen sind, weniger Rassismus erleben.“
So erklärt Sam-Cobbah, dass ihre Themen verwandt, aber nicht identisch sind. Konkret macht sie das im Alltag auch mal an ihrer Person: In Deutschland aufgewachsen und sozialisiert, braucht sie keine Integrationsmaßnahmen – wohl aber Antirassismusarbeit.
Sie glaube schon, betont die ehemalige Leichtathletin, dass Sport eine enorme Kraft habe, Menschen aus unterschiedlichen Hintergründen zusammenzubringen. „Ich werde gleichzeitig aber nie müde, zu betonen, dass auch der Sport nicht frei von Barrieren ist.“
Sport als Kraft und Herausforderung
Und manchmal ruhe der organisierte Sport sich darauf aus, zu sagen: „Wir sind doch offen. Also können alle kommen.“ Dabei würden strukturelle Hürden „unter den Teppich gekehrt“.
Über ihr eigenes Verhältnis zum Sport sagt Sam-Cobbah: „Ich wäre nicht die Person, die ich heute bin, wenn es nicht in meinem Leben diese lange Vereinsgeschichte gegeben hätte.“ Die Leichtathletik hat ihr dabei etwas gegeben, was seinerzeit in anderen Sportarten oft gefehlt habe: „Vorbilder. Menschen, die aussahen wie ich – und den Sport gemacht haben.“
Die Liebe zum Sport ist das eine, der Wunsch, ihn zu verbessern, das andere. „Der Sport hat mir ganz viel gegeben. Aber ich sehe auch ganz große Missstände“, erklärt sie. „Ich glaube, es braucht alle Ansätze, um Strukturen zu wandeln. Und mein Ansatz war es, in Strukturen reinzugehen – und sie von innen heraus zu verändern.“ Diesen Weg geht sie in ihrem Joballtag.
Ein Raum für echte Vielfalt
Daneben hat Sam-Cobbah einen Ort für sich gefunden, von dem sie womöglich nicht wusste, dass sie ihn sucht: „The League Community“, eine Initiative für unterrepräsentierte Menschen im Sportbusiness: cis Frauen, nicht binäre, trans, agender, inter und gendervariante Personen. „Weil ‚The League‘ von Anfang an einen sehr, sehr intersektionalen Blick hatte, hat mich das total abgeholt. Weil ich ein bisschen genervt war, wie Feminismus oft gelebt wird.“
Stephanie Goncalves Norberto und ihrem wachsenden Team aus Ehrenamtlichen sei es von Anfang an gelungen, ihr zu vermitteln: Sie wird nicht als Token angefragt, es geht um echte Veränderung von Systemen. Derzeit ist „The League“ vor allem organisiert in Städte-Teams, die untereinander vernetzt sind und jeweils vor Ort so genannte Matches organisieren.
Systemwandel braucht eine Community
Bei diesen besonderen Netzwerktreffen in geschützten Räumen und Gruppen gibt es nach einem Panel-Talk als Impuls die Möglichkeit zum Austausch in einem Wohlfühlrahmen, wobei Sam-Cobbah, die zum Team Köln gehört, von einem „Code of Conduct“ als Prozess spricht: Der Umgang miteinander wird immer weiter erarbeitet.
Die Community bietet den Rahmen, um sich austauschen, einander zu unterstützen und voneinander zu lernen. Neben den Teams startet jetzt „The League Academy“ mit einem niedrigschwelligen Angebot für Entwicklung und Weiterbildung. Sicher noch nicht das Ende in einem Team mit ganz viel „human power“.