Der Staatsminister für Sport im Kanzleramt soll kommen, die Unterstützung für die Olympiabewerbung bleiben - und die im internationalen Vergleich immer mehr zurückfallende Spitze effizienter gefördert werden: Die künftige Bundesregierung aus CDU, CSU und SPD hat zahlreiche Forderungen des organisierten Sports in Deutschland in ihrem Koalitionsvertrag berücksichtigt. Das geht aus dem 146 Seiten umfassenden Entwurf mit dem Titel „Verantwortung für Deutschland“ hervor, der am Mittwoch vorgestellt wurde.
Koalition: Staatsminister für Sport
„Wir ernennen einen Staatsminister für Sport und Ehrenamt im Bundeskanzleramt“, heißt es darin. Dies war eine Kernforderung des Sports im Vorfeld der Bundestagswahl im Februar. Bislang ist das Bundesministerium des Innern und für Heimat federführend für den Sport, der spielt in diesem Konstrukt nach eigener Ansicht eine zu geringe Rolle.
Bei der Förderung des Spitzensports kündigten CDU, CSU und SPD einen „Paradigmenwechsel“ an. Vom Sportfördergesetz bzw. der unabhängigen Spitzensport-Agentur, welche SPD, Grüne und FDP im vergangenen November beschlossen, aber nicht mehr durch den Bundestag gebracht hatten, ist im Koalitionsvertrag nicht die Rede. Allerdings gibt es Andeutungen, wonach das bestehende Konzept zumindest als Grundlage dient: „Dabei orientieren wir uns an den bereits eingeleiteten Prozessen, tragen der Hoheit des Haushaltsgesetzgebers Rechnung und richten eine effektive und erfolgsorientierte Steuerung des Spitzensports ein.“
Das Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) sowie das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) werden in die institutionelle Förderung aufgenommen und damit aufgewertet.
Weitere Vorhaben sind unter anderem eine „Traineroffensive“, welche auch eine Steigerung der Gehälter bringen soll; die Anerkennung der Gemeinnützigkeit des E-Sports; erwartungsgemäß die „nachdrückliche“ Unterstützung einer deutschen Bewerbung um die Austragung von Olympischen und Paralympischen Spielen; die Zusage über „mindestens“ eine Milliarde Euro für die Modernisierung von Sportstätten; der weitere Aufbau des Zentrums für Safe Sport.
Die Rechte von Sportlerinnen sollen ausdrücklich gestärkt werden, etwa durch die „Verankerung von Mutterschutz sowie die Förderung von geschlechtsspezifischem Training und Forschung“.
„Unsere drei zentralen Forderungen sind fast vollumfänglich aufgenommen worden, insofern sehen wir vier hoffnungsvollen Jahren für den Sport entgegen und können unsere Arbeit fortsetzen“, sagte Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, mit Blick auf die Einführung des Sportministers, die Olympia-Unterstützung und die Modernisierung der Sport-Infrastruktur. Volker Bouffier, DOSB-Vorstand mit besonderen Aufgaben, will darauf drängen, dass aus der „Bundesmilliarde“ eine „dauerhafte und verlässliche Finanzierung“ wird.
Die Stiftung Deutsche Sporthilfe begrüßte besonders zwei Punkte des Koalitionsvertrags: Dass Athletinnen und Athleten besser abgesichert werden sollen und Olympia- sowie Paralympics-Medaillengewinner auf Steuerfreiheit für Prämien hoffen dürfen. Der Entwurf des Koalitionsvertrags sei ein „erster wichtiger Schritt hin zu Verbesserungen, die der deutsche Leistungssport dringend braucht“, kommentierte Sporthilfe-Vorstandsmitglied Max Hartung.