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Am Arbeitsmarkt „die A-Karte“: Zugehörigkeit als Ziel

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Am Arbeitsmarkt „die A-Karte“

Asmaa El Idrissi setzt sich als DEIB-Expertin für Gerechtigkeit und Inklusion im Sport ein. Für sie ist Zugehörigkeit das Ziel. Die „Flutlicht an!“ Porträt-Kolumne #101
DEIB-Expertin Asmaa El Idrissi
DEIB-Expertin Asmaa El Idrissi
© Sport1
Asmaa El Idrissi setzt sich als DEIB-Expertin für Gerechtigkeit und Inklusion im Sport ein. Für sie ist Zugehörigkeit das Ziel. Die „Flutlicht an!“ Porträt-Kolumne #101

Wenn Asmaa El Idrissi über ihre Freiberuflichkeit spricht, nutzt die Expertin die Formulierung „systembedingte Freiwilligkeit“. Denn als Hijabi – also Frau, die Hijab trägt – sei es schwierig, eine Position zu finden, die ihrem Hintergrund in Ausbildung und Expertise entspricht. Oder deutlicher: Hochqualifizierte Menschen mit Kopftuch hätten am Arbeitsmarkt „die A-Karte“.

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Bis zu sieben Mal mehr müssen Frauen mit Kopftuch sich laut einer Studie bewerben, um zum Vorstellungsgespräch für einen Job auf Managementebene eingeladen zu werden, geht es um höchste Führungspositionen, steigt die Quote weiter. So ist El Idrissi bereits mittendrin in ihrem beruflichen Thema: Sie ist DEIB-Expertin.

Das Akronym steht für Diversity, Equity, Inclusion und Belonging, was El Idrissi übersetzt, so aufdröselt: Gesellschaftliche Vielfalt ist längst Realität. Deshalb geht es, beispielsweise mittels einer Quote, zunächst darum, Equity herzustellen, also die Chancengerechtigkeit – nicht etwa Chancengleichheit, denn verschiedene Hintergründe erfordern unterschiedliche Ansätze für Chancen. Damit wird als nächstes hoffentlich (echte) Inklusion erreicht.

„Darum geht es im Kern bei DEIB, dass man, Schritt eins, anerkennt, dass wir eine Vielfalt haben. Als Schritt zwei anerkennt, dass wir eine Ungerechtigkeit haben. Und dann im dritten Schritt sich zu überlegen, wie kommen wir aber dieser Gerechtigkeit näher.“

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Gefühl der Zugehörigkeit als Königsdisziplin

Damit hört die Kette an vielen gesellschaftlichen Punkten bereits auf, dabei ist „Belonging“, also ein Gefühl von Zugehörigkeit das, was die Expertin als „Königsdisziplin“ bezeichnet. Es gehe darum, Ausschluss nicht nur auf dem Papier zu beenden, indem man Boxen checkt für einen inklusiven Anstrich. Sondern darum, Menschen zu vermitteln, dass sie dazugehören.

Eine Aufgabe, der sich auch der Sport stellen muss, betont El Idrissi. Sie ist im Vorstand von „Roots Against Racism – Rassismus im Sport“. Gemeinsam habe man drei Ziele, erläutert die DEIBlerin. Zum einen Empowerment, was man mit Selbstermächtigung übersetzen kann.

„Wir bringen alle Erfahrungen von Rassismus mit“, sagt El Idrissi. „Wir wissen, wie sich das anfühlt. Auf der anderen Seite sind wir fachliche Expert*innen – und genau dieses Wissen, diese zweipoligen Ressourcen, wollen wir nutzen, um rassifizierte Menschen, ihre Belange, ihre Struggles, ihre Hürde sichtbar zu machen, sie zu empowern, sie zu begleiten.“

Veränderungen können nur gemeinsam erzielt werden

Daneben geht es um Awareness, also Aufmerksamkeit und ein Bewusstsein für Probleme bei denjenigen Menschen im Sport, die von Rassismus eben nicht betroffen sind, aber von denen er – bewusst oder unbewusst – ausgeht. Die dritte Säule ist Change, Veränderung, die nur als gemeinsame Anstrengung erreicht werden kann.

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Der Ansatz, die eigenen negativen Erfahrungen mit Rassismus und Ausgrenzung auch als Ressource zu nutzen, ist nicht selbstverständlich, weil das Kraft kostet. El Idrissi wählt ihn nicht nur bei ROOTS, sondern allgemein in ihrer Arbeit. „Menschen wollen einen persönlichen Zugang“, erklärt sie. „Und den habe ich. Also warum sollte ich ihn verleugnen?“ Stattdessen ist ihre Authentizität mit den Themen ein Gewinn für ihr Gegenüber.

Gesellschaftliche Machtverhältnisse Problem im Sport

Sport, sagt El Idrissi, spiegle gesellschaftliche Machtverhältnisse wider. Es sei kein Zufall, dass auf dem Platz Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen spielen, die Führungsriege aber klassisch cis-hetero-männlich und ausschließend sei. Das habe Fußball nicht exklusiv, er trage aber aufgrund seiner breiten Verankerung in der Gesellschaft besondere Verantwortung.

Ihr Wunsch sei dabei, Veränderung mehr mittels Überzeugung, denn Regeln zu erreichen, sagt die Expertin. Ein herausfordernder Ansatz, und: „Ich habe dafür noch kein Zauberrezept. Aber ich glaube, dass wir weiterdenken und Diversity-Maßnahmen näher an die menschliche Psychologie anpassen müssen.“ Sie ist sicher, davon profitierten am Ende beide Seiten.