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Formel 1: Norris wirkt tiefenfrustriert und mürrisch - Tsunodas Lernkurve ist eine horizontale Gerade

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Formel 1: Norris wirkt tiefenfrustriert und mürrisch - Tsunodas Lernkurve ist eine horizontale Gerade

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Das ist unterste Schublade

Lando Norris schenkt in Barcelona seine gute Ausgangsposition leichtfertig her. Die Lernkurve eines Youngsters bereitet Sorgen. Formel-1-Kolumne von Peter Kohl.
SPORT1-Experte Peter Kohl ordnet die Geschehnisse in Barcelona ein
SPORT1-Experte Peter Kohl ordnet die Geschehnisse in Barcelona ein
© SPORT1-Grafik: Imago/SPORT1
Lando Norris schenkt in Barcelona seine gute Ausgangsposition leichtfertig her. Die Lernkurve eines Youngsters bereitet Sorgen. Formel-1-Kolumne von Peter Kohl.

Hallo liebe F1-Fans,

Barcelona macht Hoffnung, dass in der zweiten Saisonhälfte Red Bull doch noch einen ernsthaften Konkurrenten bekommen könnte. Nicht, was die beiden Titel für Fahrer und Konstrukteure angeht. Aber im Kampf um einzelne Rennsiege.

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Der Auftritt von Mercedes macht Mut. Die Updates, die neuen Teile am W14 scheinen hervorragend zu funktionieren. In den Freien Trainings und im Qualifying ist das noch nicht zu sehen gewesen. Aber über die Renndistanz sehr deutlich! Beide Fahrer sind sehr zufrieden mit dem Entwicklungsschritt. Das ist deutlich fahrbarer geworden und die Ingenieure scheinen zunehmend zu verstehen, wo der Hund im Boliden vergraben ist, der bislang die Performance erheblich störte.

Dass Russell aus dem Mittelfeld bis auf Platz 3 zu seinem ersten Podest in diesem Jahr nach vorne fahren kann, zeigt, welch Potenzial plötzlich im W14 steckt. Der Engländer hat im direkten Duell einen Red Bull mit Pérez geschlagen. Vor kurzem hätte man das noch für nicht möglich gehalten.

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Mercedes glänzt - Ferrari patzt

Hamiltons zweiter Platz war nur einmal in Gefahr. In der Startphase, als Norris mit seinem McLaren links hinten auf das Rad von Hamiltons Mercedes knallte. Ansonsten hatte der Rekordweltmeister keine Mühe mit seinen Kontrahenten. Nicht nur auf der Strecke, sondern auch in der Konstrukteurswertung ist Mercedes an Motorkunde Aston Martin vorbeigezogen. Vorteil von Mercedes ist zudem, dass der Reifenverschleiß überschaubar ist.

Davon kann man bei Ferrari nur träumen. Leclerc hat das Qualifying komplett versemmelt. Das Auto wurde stark verändert, es gab neue Motorenteile für den Monegassen, der aus der Boxengasse startend zwar neun Plätze am Ende gut macht, aber eben gegen Haas, Williams, McLaren, Alpha Tauri und Alfa Romeo. Punkte bekommt er dafür keine. Ein überaus ernüchterndes Wochenende.

Carlos Sainz fällt von Startplatz zwei auf Rang fünf hinunter, bleibt gegen die beiden Mercedes und Pérez chancenlos! Die Rote Diva ist ein Reifenfresser.

Sainz muss 15 Runden vor den Mercedes-Konkurrenten seinen ersten Stopp einlegen. Mit den Medium-Reifen verliert der Spanier 15 Sekunden gegenüber Hamilton. Die Boxenfunk-Analyse zeigt, dass beide Fahrer andere Reifenmischungs-Ideen hatten, als ihre Renningenieure. Beide haben die Reifenstrategie mehrfach hinterfragt und in Frage gestellt. Vertrauensvolle Zusammenarbeit sieht anders aus.

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Fakt ist: Ferrari fehlt die Pace im Rennen, vor allem in den schnellen Kurven. Auch in diesem Jahr wird wieder deutlich, dass die anderen Top-Teams effektiver und schneller in der Weiterentwicklung sind, als die Ingenieure in Maranello.

Haas bei der Reifenvernichtung vorne dabei

Apropos Reifenvernichtung. Da ist Haas ganz vorne dabei! Für eine fliegende Runde ist das Auto schnell. Nico Hülkenberg zeigt seine bislang beste Qualifikation für Haas mit Startplatz 7. Am Ende wird er von den Konkurrenten nach Belieben vernascht, wie Teamkollege Magnussen. Haas muss einmal mehr stoppen als alle Konkurrenten, weil sich die Gummis rasend schnell auflösen. Hülkenberg hat schon in den ersten Runden nach dem Start Graining!

Schlichtweg zu langsam ist diesmal Aston Martin. Dass Alonso ausgerechnet beim Heim-Grand-Prix sein bislang schwächstes Wochenende des Jahres zeigt, hatte niemand erwartet. Durch einen eigenen Fahrfehler zerstört er im ersten Teil des Qualifyings den Unterboden seines Boliden und damit auch die Chancen in den zwei folgenden Sessions. Im Rennen fehlt den Grünen vor allem zu Beginn mit den soften Reifen die Pace.

Völlig ungewohnt werden Alonso und Stroll früh zu leichten Opfern. Mit der harten Mischung ist die Konkurrenzfähigkeit zurückgekommen. Das Team muss herausfinden, woran das liegt. Ich würde sagen Barcelona spezifisch. Eine Trendwende zum Negativen würde ich jetzt noch nicht sehen. Kanada sollte wieder deutlich angenehmer für Alonso und Stroll werden.

Norris wirkt tiefenfrustriert und mürrisch

Opfer der eigenen Ungeduld ist Lando Norris. Ein überragendes Qualifying bringt ihn auf den dritten Startplatz. Sensationell, wenn man die Rennergebnisse der letzten Grand Prix betrachtet. Der Engländer wirft aber alles schon in Kurve 2 weg, weil er zu aggressiv auf Angriff gebürstet nach vorne will.

Hamilton muss auf die beiden Autos vor sich reagieren und ausweichen. Norris ist zu dicht aufgefahren, rasiert sich den Frontflügel weg und muss sofort in die Box. Am Ende steht ein enttäuschender Platz 17. Mit etwas mehr Ruhe und Übersicht wären vielleicht Punkte drin gewesen.

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Norris wirkt tiefenfrustriert und mürrisch. Die Lockerheit und jugendliche Frechheit, mit der er 2020 und 21 viele dazu brachte, ihn als kommenden Weltmeister abzufeiern, ist verflogen. McLaren rudert hilflos hinterher. Direkte Konkurrenten wie das heutige Alfa Romeo und Aston Martin werden demnächst Werksteams von Audi und Honda.

McLaren kommt auf der Suche nach starken Verbündeten nicht weiter. Norris ist bis 2026 an dieses Team gebunden. Keine Hoffnung bringenden Aussichten. Er muss aufpassen, nicht urplötzlich auf dem Abstellgleis zu landen. Norris ist aktuell in einer gefährlichen Phase seiner noch jungen Karriere.

Was ohne Frage auch für Yuki Tsunoda gilt. Wie der Japaner immer wieder entgleist, macht nachdenklich. Emotionale Boxenfunk-Tiraden ist man von ihm derweil gewohnt. Auf der Strecke leistet er sich immer wieder Einlagen, die grundgefährlich sind. Wie er im Duell um Platz 10 Zhou im Alfa Romeo bedrängt und fast abschießt ist untere Schublade.

Zhou schlägt sich höchst respektabel

Statt ruhig zu bleiben und wenigstens einen Punkt mitzunehmen, kassiert er eine verdiente Fünf-Sekunden-Strafe und fällt damit aus den Top 10. Er ist kein Rookie mehr. Seine Lernkurve ist eher eine horizontale Gerade. Die Geduld mit ihm bei der Teamleitung wird bald aufgebraucht sein.

Der Auftritt von Zhou Guanyu hat mir dagegen richtig gut gefallen. Platz 9 bringt Punkte und den Teamkollegen Bottas hat er gnadenlos versenkt in diesem Rennen. Höchst respektabel mit einem Alfa Romeo. Zuletzt war das Team eher Kandidat für die Rote Laterne im Feld.

Es ist Bewegung drin, von Dominator Max Verstappen, der in seinem eigenen Universum lebt, mal abgesehen. Der Niederländer ist und bleibt wohl noch eine Weile nahezu unantastbar.

Trotzdem freue ich mich jetzt schon auf den Grand Prix von Kanada. Montreal war immer schon gut für fette Überraschungen und überaus mitreißende Rennen.

Bis dahin, bleiben Sie gesund!

PEDAL TO THE METAL Ihr Peter Kohl.