Seit drei Jahren dominiert Max Verstappen die Formel 1. 48 Rennen hat er seither gewonnen – das sind 67 Prozent. 2021 hatte er mit Lewis Hamilton noch einen echten Gegner. Seit 2022 liegt seine Siegquote schon bei 76 Prozent. Und seit 2023 sogar bei 82. Verstappens Dominanz wurde über die Jahre also immer deutlicher.
Ist Red Bull verwundbar?
Doch jetzt stellen sich viele Fans die Frage: Kommt die Wende? In Miami wurde der Niederländer nur Zweiter. Verstappen im Ziel, aber nicht auf Platz eins? Da muss man schon bis Singapur 2023 zurückgehen, um dieses Szenario zu finden.
Aber warum hat Verstappen das Miami-Rennen verloren? Eine Teilschuld trägt die Kollision zwischen Kevin Magnussen und Logan Sargeant, die eine Safety-Car-Phase zur Folge hatte. Norris nutzte die Gunst der Stunde zum Reifenwechsel und verlor weniger Zeit, weil Verstappen während der Neutralisation auf der Strecke langsam machen musste. Das spülte Norris nach vorn.
Norris schneller als Verstappen
Klingt nach Glück. Aber unverdient war der Premierentriumph des McLaren-Stars trotzdem nicht. Denn nach der Safety-Car-Phase fuhr er noch 7,6 Sekunden Vorsprung auf Verstappen raus. Norris war also einfach schneller als Verstappen. Zwar mit sechs Runden frischeren Reifen, aber die können den Tempounterschied nicht erklären.
Dazu kommt: Verstappen kam nicht ganz freiwillig zu seinem früheren Boxenstopp. Ferrari-Pilot Leclerc setzte den Niederländer so sehr unter Druck, dass Verstappen ihm zum Service folgen musste. Dadurch konnte Norris überhaupt erst profitieren.
Heißt also: McLaren und Ferrari, also gleich zwei Teams, konnten Verstappen herausfordern. Ein Novum in der jüngeren Geschichte der Formel 1.
Horner und Verstappen uneins über Poller
Red-Bull-Teamchef Christian Horner hat folgende Erklärung: „Als Max den Poller in Kurve 15 abgeräumt hat, wurde der Unterboden erheblich beschädigt.“
Doch selbst Verstappen hat an diesen Aussagen so seine Zweifel. „Das Auto fühlte sich nach dem Vorfall genauso an wie vorher. Und meine Rundenzeiten waren auch nicht langsamer.“
Verstappen legt den Finger dagegen in eine ganz andere Wunde. Das ganze Wochenende lang beschwerte er sich über seinen Rennwagen, wurde aber angesichts der Erfolge (dreimal Platz eins) vom Team nicht erhört. Die Quintessenz beschreibt der dreimalige Champion so: „Einfach wenig Grip, schwierige Balance in langsamen Ecken, wo ich das Heck nicht belasten konnte. In schnellen Ecken hatte ich dagegen viel Untersteuern. Das kannst du nicht ausbalancieren, denn beides sind zwei unterschiedliche Dinge.“
McLaren mit Update, Red Bull zieht nach
Red Bull hat in Miami also mit dem Setup verwachst. Das zeigt: Unverwundbar ist das Weltmeisterteam in diesem Jahr nicht. Auch in Melbourne wäre es – selbst ohne Bremsdefekt – für Verstappen wahrscheinlich eng geworden.
War Miami nur ein Ausrutscher? Die anderen Teams scheinen näher zu kommen. McLaren brachte ein großes Update mit nach Miami, die neue Aerodynamik beflügelte Norris. In Imola zieht Ferrari nach. „Aber wir bräuchten schon noch ein zweites Update wie hier, um auf Red Bull-Niveau zu kommen“, glaubt McLaren-Teamchef Andrea Stella.
Auch Red Bull packt in Imola in die Update-Kiste. Es ist schon das zweite neue Aero-Packet nach Suzuka. Zum Vergleich: 2023 brachte Red Bull das gesamte Jahr über nur zwei neue Konfigurationen an die Strecke. Offenbar spürt man den heißen Atem der Konkurrenz.
Verstappen winkt in Imola Rekord
Und das könnte nur der Anfang sein. Experten haben Zweifel, dass Red Bull 2026 mit den neuen Motoren wirklich konkurrenzfähig sein kann. Selbst mit Unterstützung von Ford. Technikguru Adrian Newey wird das Team Ende des Jahres verlassen und saß schon in Miami das letzte Mal am Kommandostand. Und auch Verstappen könnte dem Lockruf von Mercedes erliegen.
Bedeutet: Jetzt noch Rekorde einfahren, solange es geht. Die nächste Gelegenheit hat Verstappen in Imola. Holt er dort die Pole-Position, wäre er mit sieben ersten Startplätzen in die Saison gestartet. Das schaffte vorher nur Alain Prost 1993 mit Williams.