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Der nächste Deutsche in der Formel 1?

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Der nächste Deutsche in der F1?

Tim Tramnitz gilt als die nächste deutsche Hoffnung auf ein Formel-1-Cockpit. Im Interview mit SPORT1 spricht das Red-Bull-Juwel über seine Chancen, verrät, was Lewis Hamilton besser macht als Ferrari-Teamkollege Charles Leclerc und nennt ein großes Problem in Deutschland.
Kurz vor Beginn der Wintertests präsentiert Red Bull ihren neuen Boliden für die kommende Saison. Mit diesem Auto will Max Verstappen seinen Titel verteidigen.
Tim Tramnitz gilt als die nächste deutsche Hoffnung auf ein Formel-1-Cockpit. Im Interview mit SPORT1 spricht das Red-Bull-Juwel über seine Chancen, verrät, was Lewis Hamilton besser macht als Ferrari-Teamkollege Charles Leclerc und nennt ein großes Problem in Deutschland.

Nur noch wenige Tage bleiben, bis in Melbourne die Formel-1-Motoren wieder angeworfen werden und die Königsklasse des Motorsports das erste Rennen des Jahres bestreitet.

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Neben Max Verstappen, Nico Hülkenberg und Co. wird auch Tim Tramnitz im Albert Park in seine neue Saison starten, allerdings nicht in der Formel 1, sondern in deren Rahmenprogramm. Der 20 Jahre alte Hamburger fährt in der Nachwuchsserie Formel 3, wo er im vergangenen Jahr als Rookie bereits erste Erfolge feiern konnte.

Sein großes Ziel: Nach Hülkenberg der nächste Deutsche in der Königsklasse werden. Und Tramnitz, der zum Junior-Kader von Red Bull gehört, ist so nah dran wie kein anderer deutscher Fahrer, sich diesen Traum zu erfüllen.

Kurz vor dem Saisonstart in Down Under spricht der Hamburger im SPORT1-Interview über seine Formel-1-Chancen, das heiß erwartete Teamduell zwischen Lewis Hamilton und Charles Leclerc bei Ferrari und ein großes Problem des Motorsports in Deutschland.

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SPORT1: Herr Tramnitz, für Sie steht das zweite Jahr in der Formel 3 an. Es könnte für Ihre Zukunft ein sehr Wichtiges werden. Wie viel Druck verspüren Sie vor dieser Saison?

Tim Tramnitz: Es ist ganz lustig, weil ich in diesem Jahr viel entspannter bin als im Vorjahr. Da war viel Neues dabei und ich wusste noch nicht genau, was auf mich zukommt. Dieses Jahr ist für mich eigentlich alles klar. Ich bin daher entspannt und weiß, wenn wir als Team einen guten Job machen, ist die Pace auf jeden Fall da, um auch vorne zu stehen.

Tramnitz träumt vom Aufstieg in die Formel 1

SPORT1: Beim Saisonstart der Formel 1 in Melbourne werden insgesamt sechs Rookies in der Startaufstellung stehen. Macht Ihnen das auch Mut mit Blick auf Ihren eigenen Formel-1-Traum?

Tramnitz: Es war gut, dass im letzten Jahr zwei Rookies im Auto saßen mit Oliver Bearman und Franco Colapinto, die auch auf Anhieb schnell waren. Das hat für die anderen dann auch nochmal ein bisschen die Tür geöffnet und gezeigt, dass die Rookies stark sein können. Das gibt mir auf jeden Fall Selbstvertrauen. In der Formel 1 tut sich aktuell sehr viel und Plätze werden auf einmal während einer Saison frei, daher kann die Chance schneller kommen als man denkt. Aber das Ziel ist erstmal, in die Formel 2 zu kommen und dann so schnell wie möglich in die Formel 1.

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SPORT1: Welchen Zeithorizont sehen Sie als realistisch an, um den Aufstieg in die Formel 1 zu schaffen?

Tramnitz: Es ist immer schwer, einen genauen Zeitplan aufzustellen, aber wenn man realistisch ist, habe ich drei Jahre Zeit, um in die Formel 1 zu kommen: Jetzt noch dieses zweite Jahr in der Formel 3 und dann zwei Jahre in der Formel 2. Danach wird es irgendwann schwierig. Wenn es früher passiert, würde ich mich aber natürlich auch nicht beschweren.

SPORT1: Man hat beispielsweise an Mick Schumacher gesehen, dass der Traum von der Formel 1 auch schnell wieder vorbei sein kann. Ist der Druck auf Neulinge in der Königsklasse zu groß?

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Tramnitz: Es ist natürlich medial einiges, das in der F1 noch dazukommt. Allerdings ist es so, dass man über viele Testkilometer in den Nachwuchsserien auch einiges ausgleichen kann. In der Formel 1 hat man dann noch weniger Möglichkeiten als in den Nachwuchsserien, um zu testen. In der Formel 1 wird dann eben gezeigt, wer sich vielleicht auch durch viele Kilometer dahin gearbeitet hat und wer es schafft, mit wenigen Kilometern schnell zu sein. Da sieht man dann, wer wirklich wie stark ist.

Von Hamiltons Wechsel zu Ferrari überrascht

SPORT1: Sie verfolgen auch die Geschehnisse in der Formel 1 sehr genau. Wie schätzen Sie das Kräfteverhältnis für die neue Saison ein?

Tramnitz: Ein Geheimnis ist es natürlich nicht, dass McLaren weiterhin vorn dabei sein wird. Bei den anderen Teams finde ich es noch schwer, es einzuschätzen. Max Verstappen wird wieder stark sein. Er kann immer das letzte bisschen rausholen und sich vorne platzieren, auch wenn das Auto nicht zu 100 Prozent passt. Ferrari verwendet, wie man hört, fast ausschließlich neue Teile, das scheint auch vielversprechend zu sein. Das werden die drei Top-Favoriten sein. Von Mercedes hat man noch nicht so viel gehört. Man muss Kimi Antonelli auch ein bisschen Zeit geben am Anfang, aber George Russell wird mit Sicherheit stark sein. Der war auch im Qualifying immer recht gut.

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SPORT1: Viele Fans fiebern der neuen Saison auch aufgrund des Wechsels von Lewis Hamilton zu Ferrari entgegen. Wie denken Sie darüber?

Tramnitz: Es war schon sehr überraschend, aber auch spannend zu sehen. Man hätte sich vor vier Jahren niemals vorstellen können, dass Hamilton Mercedes mal verlässt. Und gerade dieses teaminterne Duell gegen Leclerc wird sehr spannend sein. Leclerc ist im Qualifying extrem stark, wo Hamilton in den letzten Jahren etwas abgebaut hat und auch oft das Nachsehen gegen Russell hatte. Im Rennen hatte er dann aber doch immer die Pace und Leclerc macht auch mal den einen oder anderen Fehler, was Hamilton eher selten passiert.

Ansagen von Marko? „Finde ich nicht negativ“

SPORT1: Sie sind seit anderthalb Jahren Mitglied im Nachwuchsprogramm von Red Bull, für das Motorsportberater Dr. Helmut Marko verantwortlich ist. Wie ist der Kontakt zu ihm?

Tramnitz: Ich stehe schon viel mit ihm im persönlichen Austausch, meistens vor Ort an der Rennstrecke oder über Telefonate. Es geht aber auch viel über Guillaume Rocquelin, den ehemaligen Ingenieur von Sebastian Vettel, der der Kopf der Fahrerakademie von Red Bull ist.

SPORT1: Dr. Marko ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Haben Sie das auch schon zu spüren bekommen?

Tramnitz: Ein bisschen Druck ist von seiner Seite schon da. Auf der anderen Seite ist das aber auch gut so, denn ich will ja auch gewinnen und mache mir den Druck sowieso selbst, daher hilft es vielleicht in einigen Situationen, um nochmal aufgeweckt zu werden. Ich empfinde das nicht als negativ.

SPORT1: Stehen Sie als Red-Bull-Junior auch mal im Austausch mit Max Verstappen?

Tramnitz: Grundsätzlich eher nicht. Manchmal, wenn ich zur gleichen Zeit wie Max in Milton Keynes bin, habe ich mal das Glück mit ihm beim Mittagessen dabei zu sein. Aber aktiv mit ihm eingebunden oder im Austausch ist man eher weniger.

„Es hat an der Förderung in Deutschland etwas gefehlt“

SPORT1: Max Verstappen hat das erreicht, wovon viele Talente träumen. Allerdings hatten es deutsche Fahrer mit Blick auf einen Platz in der Formel 1 zuletzt eher schwer. Mit wie viel Sorge blicken Sie auf die aktuelle Situation des Motorsports hierzulande?

Tramnitz: Mit Sicherheit gab es Zeiten, wo es besser aussah. Eine Zeit lang hatten wir ja sogar sieben Fahrer innerhalb einer Saison in der F1. Für mich persönlich sehe ich alles relativ entspannt, aber insgesamt zeigt die aktuelle Lage, dass etwas an der Förderung in Deutschland gefehlt hat. Andere Länder haben den Motorsport mehr unterstützt. Mir hat die ADAC Stiftung Sport mit dem Motorsport Team Germany wertvolle Dienste geleistet. Die war immer darauf ausgelegt, die Rennfahrer auszubilden und nach vorn zu bringen. Aber ein Programm ist einfach zu wenig.

SPORT1: Weil der finanzielle Aufwand, den man auf dem Weg in die Formel 1 auf sich nehmen muss, für viele Talente kaum zu stemmen sind?

Tramnitz: Genau. Der Weg ist für den Nachwuchs einfach viel zu teuer. Irgendwo muss das Geld ja herkommen. Man hat auch gesehen, dass ein Lirim Zendeli oder David Beckmann einfach am Budget gescheitert sind, was bei mir nicht anders gewesen wäre, wenn Red Bull nicht dazugekommen wäre. Diese Unterstützung ist extrem wichtig.

SPORT1: Neben den finanziellen Aspekten spielen natürlich auch die Leistungen und Ergebnisse eine Rolle. Was haben Sie sich für die kommende Saison vorgenommen, um Ihrem Ziel wieder ein Stück näher zu kommen?

Tramnitz: Im Qualifying in den Top 5 zu stehen wäre wichtig. In der Meisterschaft ist es ganz klar mein Ziel, um den Titel zu kämpfen. Es ist kein Geheimnis, dass es teilweise ziemlich große Unterschiede zwischen den Teams in der Formel 3 und in der Formel 2 gibt, auch wenn alle das gleiche Auto haben. Daher muss ich bei den ersten Rennen schauen, wo man realistisch ankommen kann. Aber klar ist es mein Ziel, die Meisterschaft zu gewinnen.