Max Verstappen war bedient. Nach einem gebrauchten Sonntag in Bahrain gab sich der Weltmeister keine Mühe, das Resultat schön zu reden: „Alles ging schief. Der Start, die Pace, Boxenstopps – alles.“
Alarmstufe Rot bei Red Bull
Platz sechs war für den Red-Bull-Star angesichts überhitzender Reifen das Maximum, und während Red Bull früher die Messlatte bei den Reifenwechseln war, stotterten diesmal auch Ampeltechnik und Schlagschrauber. Verstappen: „Keine Ahnung, was da alles falschgelaufen ist. Eine Katastrophe.“
Fest steht mittlerweile: Aus Red Bull wurde Bad Bull. Der Abgang von Teammanager Jonathan Wheatley und Ex-Chefmechaniker Lee Stevensen zu Sauber/Audi sowie Superhirn Adrian Newey zu Aston Martin haben ihre Spuren hinterlassen. Red Bull droht der Absturz ins Mittelfeld.
Marko: „Mit so einer Performance wird es mit der WM nichts“
Red-Bull-Chefberater Helmut Marko schlägt entsprechend Alarm: „Wir müssen Fortschritte bringen, die sich nicht in Punkten, sondern auf der Stoppuhr äußern“, sagte er bei Sky.
Seine größte Sorge: Dass Verstappen bei weiter ausbleibender Performance das Team verlässt. Marko gibt zu: „Die Sorge ist groß. Es müssen Verbesserungen kommen, mit denen er gewinnen kann. Wir dürfen nicht von Zufälligkeiten wie dem Regen in Brasilien oder der Zauberrunde in Japan abhängig sein.“
Der Grazer sieht die Probleme nicht nur beim Material, sondern auch bei der Herangehensweise und fordert: „Dass wir am Freitag ein besseres Trainingsprogramm haben, dass wir den Motor aufdrehen, um zu wissen, wo wir stehen. Wir kriegen mit Mühe und Not das Auto fürs Qualifying halbwegs hin. Der harte Reifen hat bei uns überhaupt nicht funktioniert. Wenn man mehr organisiertes Training hat, hätte man es vielleicht am Freitag schon herausgefunden.“
Erstmals legt Marko den Finger deshalb öffentlich in die Red Bull-Wunde: „Wir haben sehr gute Leute, aber die müssen in sich gehen und jeder muss offen und ehrlich sein. Wir wissen, dass das Auto nicht wettbewerbsfähig ist. Aber woran liegt’s?“
Der langjährige Chefberater tippt auf die Aerodynamik als Hauptursache: „Unser Auto ist einfach nicht ausbalanciert. Wir wissen nicht, wo der Wurm ist.“ Zum Start der Europasaison, konkret in Imola, soll es neue Teile geben. „Dann geht‘s hoffentlich besser“, so Marko.
Ralf Schumacher: Imola ist Schicksalsrennen für Verstappen
Das Problem: Laut Sky-Experte Ralf Schumacher sind die WM-Chancen von Verstappen bereits gefährdet. „Wenn Red Bull so weitermacht wie an diesem Wochenende, wird die WM ziemlich schnell weg sein“, prognostiziert er. „Es wird eng für Red Bull. Intern wird das Stühlerücken beginnen.“
Schumacher mahnt: „In Imola muss das neue Paket greifen.“ Andernfalls drohe der Verstappen-Abschied: „Max ist mit Red Bull aufgewachsen und als Fahrer tut man sich schwer, so eine Entscheidung zu treffen“, erklärt er. „Ich bin mir aber sicher, dass wenn in Imola das Update nicht greift und der neue Motor – ich rede nur von Gerüchten – nicht ganz so gut läuft, dann wird Max Verstappen auf jeden Fall das Team verlassen.“
Die möglichen Richtungen sind für Schumacher offensichtlich:: „Ich bin mir sicher, dass Toto Wolff alles daran setzten würde, ihn zu Mercedes zu bekommen. Man sieht im Moment, was für einen Unterschied er macht. Das größere Abenteuer wäre Aston Martin mit Adrian Newey und Honda, die er sehr gut kennt.“
Fest steht: Bahrain war für Red Bull ein Weckruf. Technikprobleme, taktische Fehler – und ein Superstar, der immer ungeduldiger wird. Spätestens in Imola Mitte Mai muss die Wende kommen. Sonst droht der Verlust des viermaligen Weltmeisters – und damit das Ende einer Ära.