Eigentlich sollte der Große Preis von Belgien am Sonntag um 15 Uhr starten. Doch um Rennaction zu sehen, mussten sich die Fans bis um 16.20 Uhr gedulden.
Formel 1: Warum der Spa-Ärger einen ernsten Hintergrund hat
Spa-Ärger hat ernste Vorgeschichte
Schuld daran waren starke Regenfälle, welche die Strecke in Spa-Francorchamps unter Wasser setzten.
Oder war es doch die Rennleitung, die den Start des Rennens unnötig verschob? So sieht es zumindest der amtierende Weltmeister Max Verstappen.
„Das ist schon etwas albern“
Der Niederländer hätte sich gewünscht, dass die Fahrer nach der Einführungsrunde auf der Strecke geblieben wären. Doch die Rennleiter Rui Marques ordnete Rote Flaggen an und schickte Verstappen und Co. zurück in die Box.
„Das ist schon etwas albern. Ich meine, man sollte einfach ein paar Runden fahren, meine Güte“, funkte der Niederländer während des Rennens an den Red-Bull-Kommandostand.
Die Rennleitung sei „viel zu vorsichtig, jetzt kommt der starke Regen, und dann wird es eine dreistündige Verzögerung geben“, prognostizierte Verstappen genervt im Cockpit.
Ganz so lange dauerte es dann doch nicht. Trotzdem dauerte es 80 Minuten bis sich die Fahrzeuge wieder in Bewegung setzten.
Rennleiter verzichtet auf stehenden Start
Nach vier Runden hinter dem Safety-Car fiel Rennleiter Marques ein weiteres Mal mit einer konservativen Entscheidung auf.
Statt die Fahrer wie gewöhnlich stehend aus der Startaufstellung ins Rennen zu schicken, musste Pole-Mann Lando Norris das Rennen mit einem fliegenden Start eröffnen.
Verstappen, der sein Fahrzeug am Samstag auf regnerische Bedingungen abgestimmt hatte, ärgerte sich auch nach dem Rennen über das Vorgehen der Rennleitung.
„Die waren viel zu vorsichtig heute, aber so ist das. Wenn ich das gestern gewusst hätte, hätten wir das Setup nicht geändert“, sagte der Formel-1-Weltmeister dem Fernsehsender Sky.
Hülkenberg: „Ist ein Stimmungskiller“
Rückendeckung erhielt Verstappen auch von Nico Hülkenberg. „Es ist natürlich für alle Beteiligten nicht optimal. Es nimmt den Vibe und es ist ein Stimmungskiller. [...] Als wir losgefahren sind, war es an vielen Stellen schon trocken“, erklärte Hülkenberg bei Sky.
Trotzdem merkte der Deutsche an, dass die Sicht in Spa immer ein Thema sei.
Und auch Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko ärgerte sich nach dem Rennen über die Rennleitung.
„Scheinbar sind Regenrennen jetzt nicht mehr im Programm. Diese Verzögerung war nicht ganz verständlich. Beide unsere Fahrer sagen, wenn man zwei Runden gefahren wäre hinter dem Safety-Car, wäre das Wasser weg gewesen“, sagte der Österreicher RTL.
Tödlicher Unfall in Spa
Gut möglich, dass Rennleiter Marques am Sonntag besonders vorsichtig war, weil sich 2019 in Spa im Rahmenprogramm der Formel 1 einer der letzten tödlichen Unfälle im Profi-Motorsport zugetragen hat.
Anthoine Hubert verunfallte in der Formel 2 am Ausgang der Eau-Rouge-Kurve so schwer, dass der damals 22-Jährige an den Folgen des Crashs verstarb.
Dabei wurde dem Nachwuchspiloten der uneinsehbare Kurvenkomplex im ersten Sektor der Rennstrecke zum Verhängnis.
Konkurrent Juan Manuel Correa konnte nicht sehen, dass Huberts Fahrzeug nach seinem Crash quer zurück auf die Strecke geschleudert worden war, und fuhr dem Franzosen ungebremst in die Seite.
Nach dem tödlichen Unfall wurden die Auslaufzonen in Spa-Francorchamps ausgebaut. Doch der Ardennen-Klassiker wird trotzdem immer eine der gefährlichsten Strecken der Welt bleiben. Das wird auch Renndirektor Marques ganz genau wissen.