Er war als Wunderkind gestartet – und steht jetzt unter Druck. Andrea Kimi Antonelli (18) erlebt in seiner ersten Formel-1-Saison mit Mercedes eine heftige Bruchlandung.
Formel 1: Wird das Wunderkind verheizt?
Wird das Wunderkind verheizt?
Nur ein Punktresultat in sieben Rennen, ein desaströses Spa-Wochenende mit Platz 17 im Sprint und Rang 16 im Grand Prix – der einstige Hoffnungsträger kommt nicht in die Spur.
Sky-Experte Martin Brundle bringt es auf den Punkt: „Es ist nicht schwer zu erkennen, dass der Druck auf seinen noch sehr jungen Schultern stark zu spüren ist.“ Einziger Vorteil, so der frühere Formel-1-Pilot: Dass Antonelli „nicht bei Red Bull ist“, wo schon mancher Youngster verheizt wurde.
Deutliche Kritik an Mercedes
Doch auch die Mercedes-Strategie hinterfragt der ehemalige Teamkollege von Michael Schumacher. Brundle: „Ich frage mich immer noch, warum man Kimi nicht – wie damals George Russell – ein, zwei Jahre Zeit gegeben hat, um sich unter weniger Beobachtung zu entwickeln. Sie dürfen nicht zulassen, dass er mental abdriftet.“
Ein Vorwurf, den Mercedes-Chefingenieur Andrew Shovlin kontert: „Kimi hatte ein paar harte Wochenenden, aber er bekommt viel Unterstützung von Bono (Renningenieur Peter Bonnington; d. Red.) und dem Team. Das Auto ist aber aktuell weniger konkurrenzfähig als zu Saisonbeginn.“
Auch George Russell, im ersten Saisondrittel noch viermal auf dem Podium, tat sich zuletzt schwer - nur beim Kanada-GP punktete er als Sieger noch spürbar. In Spa belegte der Brite Rang fünf. Antonellis Nachteil, so Shovlin: „George weiß mittlerweile, wo er dem Auto vertrauen kann - Kimi muss das erst lernen.“
Spa war ein Tiefpunkt
Das Problem: die hohe Erwartungshaltung. „Als neuer Verstappen in die Formel 1 zu kommen, das tut keinem gut“, weiß Sky-Experte Ralf Schumacher. „Das muss man einfach mal so sagen. Wenn er ein Weltklassefahrer werden soll, schauen natürlich alle genau hin, wie er sich gegen Russell schlägt. Und da ist er einfach zu weit weg.“
Das nagt an den Nerven des jungen Kimi. In Spa schickte die angeschlagene Psyche den Italiener auch auf der Strecke in eine Abwärtsspirale. Beide Qualifyings beendete Antonelli bereits im ersten Segment, hatte am Samstagnachmittag bei den TV-Interviews Tränen in den Augen.
Im Rennen am Sonntag geriet Antonelli früh in Verkehr, blieb beim Undercut zu lange draußen - und hing dann erst hinter Fernando Alonso, dann hinter Esteban Ocon fest. Ergebnis: Platz 16. „Wenn man festhängt, ist das ziemlich frustrierend - man kann den Speed, den man eigentlich hat, einfach nicht zeigen.“ Ein Hoffnungsschimmer ist seine schnellste Rennrunde: „Mit dem größeren Flügel habe ich mich im Auto wohler gefühlt“, räumt er ein.
Antonelli selbstkritisch
Sein selbstkritischer Lösungsansatz für die Zukunft: „Ich sollte einfach gar nicht so weit hinten starten. Ich muss am Qualifying arbeiten und wieder mehr Vertrauen ins Auto bekommen.“
Fest steht: Um sein Mercedes-Cockpit muss Antonelli zunächst nicht bangen - auch, weil Verstappen für 2026 abgesagt hat. Doch der Youngster weiß: Nur mit Leistung wird er sich langfristig gegen Russell und potenzielle Neuzugänge behaupten können.