Christian Horners Ära bei Red Bull ist nun endgültig Geschichte. Einen Monat nach seiner Entlassung als Teamchef und CEO wurde der 51-Jährige jetzt auch offiziell aus allen Direktoren-Posten der britischen Red-Bull-Unternehmen gestrichen.
Formel 1: Neue Hintergründe zu Horners Aus bei Red Bull
Neue Hintergründe zum F1-Beben
Denn bis zuletzt war Horner im britischen Handelsregister noch als Direktor mehrerer Schlüsselgesellschaften geführt – darunter Red Bull Racing, Red Bull Technology sowie die Motorensparte Red Bull Powertrains.
Erst in der vergangenen Woche wurde er laut aktuellen Registereinträgen aus allen Funktionen entfernt. Eine logische Konsequenz seiner Entlassung, die aber auch zeigt, wie viel Macht Horner zuletzt auf sich vereint hatte.
Horner wollte nicht freiwillig gehen
Und genau das wurde für ihn und die Red Bull-Bosse zum Problem: Horner wollte von der Machtfülle nicht lassen, also musste er ganz gehen. SPORT1 erfuhr: Noch in der Woche vor seiner Entlassung wurden ihm gewisse Funktionen im Marketingbereich weggenommen. Ein Wink mit dem Zaunpfahl, der ihn zum freiwilligen Rückzug animieren sollte – den Horner aber nicht erkannte.
Deshalb nahm ihm Red Bull seine Flügel. Eingetragen als neuer Direktor ist nun Stefan Salzer, langjähriger globaler Personalchef des Konzerns. Auch das deutet auf eine neue Strategie der Konzernführung hin: Horners Nachfolger Laurent Mekies soll gar nicht erst in den Genuss von zu viel Rechten kommen. Stattdessen übernimmt nun der Konzern aus Fuschl bei Salzburg wichtige Funktionen rund ums Rennteam.
Helmut Marko lobt Nachfolger
Deren Motorsport-Chefberater Helmut Marko gibt sich gegenüber SPORT1 mit der Umstrukturierung zufrieden: „Laurent Mekies hat einen sehr guten Einstand geliefert, sucht den Kontakt zu den Führungskräften, führt Gespräche“, betont der Grazer.
„Er ist ein exzellenter Ingenieur, konzentriert sich stark auf die Technik. Das war auch unser Ziel: Er muss sich nicht um Marketing, PR oder Red Bull Powertrains kümmern – das bleibt alles eigenständig. Sein Fokus liegt voll auf dem Rennteam.“
Die Motorenabteilung Red Bull Powertrains liegt derweil in den Händen von Motorchef Ben Hodgkinson, der aktuell an der ganz neuen Antriebseinheit für 2026 arbeitet. Marko: „Ein ausgezeichneter Mann. Wir sind im Plan, aber mit den neuen Parametern ist es schwierig zu sagen, wer 2026 vorne liegt.“
Abhängig sei das von mehreren Komponenten. „Erstens“, so Marko, „vom Benzin - das wird erstmals komplett frei sein von fossilem CO2. Wir arbeiten mit Exxon sehr gut zusammen und die Werte sind sehr ermutigend. Zweitens: Die Batterie - aktuell Standardlösung, aber wir entwickeln auch eine eigene, individuelle Lösung. Drittens: Der Verbrennungsmotor, da haben wir die Unterstützung von Ford, die in vielen Bereichen sehr eng und für uns sehr hilfreich mit uns zusammenarbeiten. Viertens: Die Software – alles zusammenzubringen ist die große Herausforderung.“
Horner und Red Bull: Acht Fahrer-Titel in der Formel 1
Wie Red Bull die meistern kann, davon wird abhängig sein, wie erfolgreich man auch ohne Horner ist. Unter der Führung des Briten holte das Team acht Fahrer-Weltmeisterschaften - vier mit Sebastian Vettel, vier mit Max Verstappen - sowie sechs Konstrukteurs-Titel. Doch zuletzt bröckelte das Vertrauen in den Briten.
Eine interne Untersuchung zu mutmaßlich unangemessenem Verhalten gegenüber einer Mitarbeiterin überstand er zwar formal, die Affäre verschärfte aber den Machtkampf mit der österreichischen Unternehmensseite.
Jetzt ist Horner offiziell von all seinen Ämtern entbunden. Angestellter von Red Bull bleibt er aber - zunächst offiziell bis 2030. Solange lief sein Vertrag, der ihm ein Jahresgehalt von rund zehn Millionen Euro garantiert. Aufgelöst werden soll der Insidern zufolge erst, wenn Horner einen neuen Job gefunden hat. Ob er das überhaupt will, ist offen.