Eine simple Sektflasche war sein einziger Gegner. Sie widersetzte sich am Anfang noch der Öffnung durch die in ihrem Terrain fremden Hände.
Max Verstappen und ein deutscher Mythos: Es ist echte Liebe
Verstappen plant nächsten Höllenritt
Ansonsten hatte Formel-1-Superstar Max Verstappen bei seinem GT3-Debüt in der Nürburgring Langstreckenserie alles im Griff. Die Grüne Hölle wurde für den Niederländer zum grünen Paradies und diese Erkenntnis zauberte ihm zusammen mit dem goldenen Lorbeerkranz, der ihm auf dem Podium um den Hals gehängt wurde, ein Lächeln ins Gesicht.
Spätestens jetzt war endgültig klar: Verstappen, sonst die überlegene Präzisionsmaschine in der von der Nordschleife gefühlt so weit entfernten Formel 1, zeigte am Nürburgring nicht nur sein ganzes Können, sondern auch seine ganz bodenständige Liebe für den Motorsport.
Eben auch für den ohne Millionen-Dollar-Kulisse, Feuerwerk und 1000 PS im Rücken. Deshalb verbrachte er seinen freien Samstag auf der deutschen Rennstrecke.
Verstappen und der Motorsport: Echte Liebe
Und so galt für ihn zwei Stunden Vollgas übers rund 25 Kilometer lange Asphaltband in der Eifel, flankiert von Bäumen, Leitplanken und Geschichten fast genau 100 Jahre nach der Grundsteinlegung des Kult-Kurses am Fuße der Nürburg.
Der viermalige Formel-1-Champion kam, sah - und brannte sich ein in Karussell, Kesselchen und Co.
Verstappen pilotierte zusammen mit seinem Teamkollegen Chris Lulham einen Ferrari 296 GT3 (mit ca. 550 PS) von Emil Frey Racing. Vom Start weg ließ der Weltmeister keinen Zweifel: Auch abseits der Formel 1 ist er eine Klasse für sich.
Im Simulator erprobt - in der Realität bestätigt
Von Platz drei aus losgefahren und in Kurve eins die Führung übernommen, lag er nach einer Stunde mehr als eine Minute vor den Nordschleifen-Spezialisten und jagte gleich mal den NLS-Rundenrekord. Eine Machtdemonstration, fast unverschämt souverän. „Das Auto hat super funktioniert. Ich habe keine großen Fehler gemacht. Hier das erste Mal zu gewinnen, ist super“, grinste Verstappen, als hätte er gerade eine Trainingssession im Simulator absolviert.
Dabei steckt genau darin sein Erfolgsgeheimnis. Über 1000 Runden hat der Niederländer auf der Nordschleife digital absolviert. Jede Kuppe, jede Senke, jede Schikane kennt er virtuell aus dem Effeff. Jetzt hat er die Grüne Hölle auch in der Realität bezwungen - mit derselben Präzision wie an der Konsole.
Da verneigen sich sogar die Ring-Granden: „Das war ja zu erwarten, dass der beste Rundstreckenfahrer der Welt auch hier vorne fahren würde“, zieht Frank Stippler, Nordschleifen-Urgestein und selbst im Podiumsdreikampf dabei, verbal seinen Hut. Sein HRT-Teamchef Uli Fritz zollt ebenfalls Respekt: „Das ist schon beeindruckend, was der Max hier zeigt. Gegen solche Fahrer antreten zu dürfen, ist großartig und gibt uns allen einen Push.“
Verstappen hat am Ring noch mehr vor
Auch bemerkenswert: Verstappen ließ sich im Vorfeld nicht auf Abkürzungen ein. Um den Führerschein für die Nordschleife zu bekommen, musste er wie jeder andere im gedrosselten Porsche Cayman GT4 antreten: ohne Extrawurst für den viermaligen Champion. Einige Experten hatten dieses Pflichtprogramm als bürokratische Schikane empfunden. Der Niederländer nicht - er hat sie brav abgespult und bestanden.
Allein: Verstappen wäre nicht Verstappen, wenn er nicht schon den nächsten Höllenritt im Kopf hätte: „Am Ende würde ich sehr gerne das 24h-Rennen mitfahren“, räumt er ein. „Aber dafür brauchen wir noch mehr Erfahrung. Deshalb werden wir nächstes Jahr noch mehr NLS-Rennen fahren.“ Was für die Konkurrenz wie eine Drohung klingen mag, sorgt bei den Nürburgring-Fans für Vorfreude.
Denn übersetzt heißt das: Die Hölle hat Verstappen Spaß gemacht – und er will so schnell wie möglich zurück ins Eifel-Feuer.