Jorge Martins Vertreter reiste letzte Woche mit einer klaren Mission nach Assen: Er wollte die festgefahrenen Verhandlungen zwischen Aprilia und dem spanischen Fahrer in eine neue Phase bringen. Seit Mai sucht Martin nach einem vorzeitigen Ausstieg aus seinem Vertrag mit Aprilia.
Riesiger Streit entbrennt in MotoGP
Nun hofft sein Manager Albert Valera, dass alles vor dem erwarteten Comeback des Spaniers beim Tschechien-GP am Wochenende des 20. Juli geklärt werden kann. „Es wäre sehr wichtig, alles klar und geregelt zu haben, bevor Jorge wieder auf das Motorrad steigt, damit er seine gesamte Energie auf das Fahren konzentrieren kann und sich nicht mit externen Angelegenheiten befassen muss“, sagte Valera gegenüber Motorsport.com.
Verhandlungen in der Sackgasse
Doch dieses Ziel scheint schwer erreichbar, da die Gespräche zwischen dem italienischen Hersteller und dem Fahrer festgefahren sind. Valeras Aussagen am Freitag in Assen lösten eine bedeutende Reaktion aus: Der CEO der Meisterschaft, Carmelo Ezpeleta, trat im Fernsehen auf und betonte, dass Martin nicht für 2026 registriert wird, falls keine Einigung erzielt wird – selbst wenn er einen Vertrag mit einem anderen Hersteller unterzeichnet hat.
„Aprilia sagt, es hat einen gültigen Vertrag mit Martin, während sein Vertreter, Valera, darauf besteht, dass er ein freier Agent ist. Damit wir es akzeptieren, müssen die beiden Parteien eine Vereinbarung treffen – oder ein Richter muss die Angelegenheit entscheiden“, erklärte Ezpeleta.
Ezpeletas Bemerkungen gaben Aprilia neuen Schwung und veranlassten Teamchef Massimo Rivola, sich zu äußern: „Carmelos Kommentare erschienen mir sehr passend. Wir stimmen seiner Sichtweise zu und sind erfreut. Unsere Haltung hat sich nicht geändert: Wir glauben, dass der Fahrer einen gültigen Vertrag bis Ende 2026 hat.“
Dann drohte Rivola: „Wenn er ein Angebot von Honda hat und entschlossen ist, es zu verfolgen, gibt es zwei Optionen: Entweder wir kommen zu einer finanziellen Einigung oder wir gehen vor Gericht.“
Martin droht Rechtsstreit
Beide Aussagen teilen einen gemeinsamen Nenner: die Aussicht auf einen Rechtsstreit. Ein Gang vor Gericht in Mailand, das im Vertrag von Martin als Ort zur Beilegung von Streitigkeiten festgelegt ist, wäre für beide Parteien unerwünscht. Die Option, den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) anzurufen, wurde von dem italienischen Hersteller und seinem Rechtsteam entschieden abgelehnt. Aus diesem Grund drängt Valera nun darauf, dass MotoGP ein Gremium einrichtet, das dem ähnelt, was die Formel 1 bereits hat: das Contract Recognition Board (CRB).
Das CRB ist ein unabhängiges Gremium, das 1991 von der FIA und der Formel 1 nach mehreren Vertragsstreitigkeiten – insbesondere einem zwischen Michael Schumacher und den Teams Jordan und Benetton – ins Leben gerufen wurde. Seitdem dient es als höchste Instanz bei Konflikten um die Gültigkeit von Fahrerverträgen in der Formel 1.
Als privates Sport-Schiedsgericht besteht das CRB aus unabhängigen Experten für Sportrecht, die keine Verbindungen zu Teams oder Dachverbänden haben. In Streitfällen wie dem aktuellen Aprilia-Martin-Fall würde das CRB eingereichte Dokumente prüfen und eine Entscheidung treffen. Ein wesentlicher Vorteil des CRB ist, dass seine Entscheidungen für alle beteiligten Parteien bindend und endgültig sind.
Zudem ist der größte Vorteil des Boards die Schnelligkeit seines Prozesses: Nachdem beide Seiten ihre Verträge und Argumente eingereicht haben, werden die Materialien innerhalb von 48 Stunden bis fünf Tagen geprüft.