Der Fluch hält an: Für Speerwerfer Julian Weber ist der Traum von einer Olympia-Medaille erneut geplatzt. Der Vize-Europameister erzielte in einem hochklassigen und spektakulären Finale 87,40 m und landete am Donnerstagabend damit lediglich auf dem sechsten Platz.
Webers Medaillentraum geplatzt
Zum Olympiasieger krönte sich überraschend der Pakistani Arshad Nadeem. Der Vize-Weltmeister, der in Paris seinen erst zweiten Wettkampf der Saison bestritt, stellte mit 92,97 m einen olympischen Rekord auf. Nur fünf Athleten warfen je weiter als der 27-Jährige, der für sein Heimatland das erst vierte Gold der Olympia-Geschichte holte.
Silber und Bronze für Chopra und Peters
Silber ging an Tokio-Olympiasieger Neeraj Chopra (Indien/89,45), Bronze holte der zweimalige WM-Champion Anderson Peters aus Grenada (88,54). Weber muss damit weiter auf seine erste Medaille auf Weltniveau warten.
„Ich war extrem gut drauf, körperlich wie auch mental. Ich habe beim Einwerfen ganz leicht 90 Meter geworfen mit lockerem Anlauf. 87 Meter sind ja nicht verkehrt, aber es ärgert mich, dass ich nicht wenigstens einmal zeigen konnte, was ich eigentlich drauf habe“, erklärte Weber, der im Wettkampf leicht gehandicapt war: „Am Anfang hat es beim Anlauf in die Adduktoren reingezogen. Ich konnte dann den Anlauf nicht mehr umsetzen wie ich es vorher locker gemacht habe. Der Rhythmus hat dann nicht mehr gepasst.“
Vor drei Jahren in Tokio hatte der Mainzer als Vierter eine olympische Medaille ganz knapp verpasst, ihm fehlten damals nur 14 Zentimeter zu Bronze. Auch bei den Weltmeisterschaften 2022 und 2023 landete der Sportsoldat jeweils auf Rang vier - in Paris ging die Durststrecke weiter.
In dem beeindruckenden Kräftemessen fehlte Weber anscheinend die Leichtigkeit, von den ersten drei Versuchen waren vor den Augen seiner Familie zwei ungültig, beim vierten Versuch musste er im Anlauf erneut ansetzen. Nadeem steigerte hingegen seine Bestleistung um fast drei Meter - bei seinem goldenen zweiten Versuch ging ein Raunen durch das Stade de France.
Ein Meter fehlte zum Podest
Zum Podest fehlten Weber, der beim Einlaufen noch selbstbewusst seine Muskeln gezeigt hatte, letztlich rund ein Meter. Schon weit vor dem Wettkampf hatte sich der 29-Jährige die Anlaufperspektive im französischen Nationalstadion als Hintergrundbild auf dem Handy eingestellt, um seinen großen Moment immer vor Augen zu haben.
In Paris angekommen, brachte ihn in der überzeugenden Qualifikation auch nicht aus dem Konzept, dass seine Speere es zunächst nicht nach Frankreich geschafft hatten. Doch im Finale drehten die Medaillenrivalen auf.
Senkrechtstarter Max Dehning (Leverkusen), der im vergangenen Februar als erst sechster Deutscher in den Kreis der 90-Meter-Werfer vorgedrungen war, war bei seinem Olympia-Debüt mit 79,24 m nicht ins Finale gekommen. Als bislang letzter Deutscher gewann Thomas Röhler 2016 olympisches Gold.