In der Biathlon-Welt war sie schon längst das Maß aller Dinge - an diesem Tag lief Laura Dahlmeier auch in die olympischen Geschichtsbücher. Am 12. Februar 2018 - also exakt vor sieben Jahren - vollendete die Ausnahme-Skijägerin in Pyeongchang ein historisches Double: Als erste Frau holte sie bei Olympia Gold im Sprint und der Verfolgung, ein Kunststück, das vor ihr nur der große Ole Einar Björndalen vollbracht hatte, Dahlmeiers Vorbild.
Der Zenit einer goldenen Ära
Temperaturen um minus 15 Grad Celsius und die starke körperliche Belastung führten dazu, dass Dahlmeier nach dem Rennen vollkommen erschöpft war. „Es war ein richtig, richtig hartes Rennen heute - unfassbar“, berichtete Dahlmeier nach ihrem Triumph: „Meine Finger sind gerade aufgetaut, das waren Schmerzen, die waren schlimmer als in jedem Rennen. Es war abartig.“
Um sich zu erholen, sagte Dahlmeier für die Tage nach dem Rennen jegliche TV-Termine ebenso ab wie Feierlichkeiten im Deutschen Haus. Sie sei „komplett hinüber“, ließ sie den Verbandssprecher ausrichten.
Der Erfolg war weit mehr als eine physische Meisterleistung. Was die Scharfschützin mal wieder mit dem Gewehr anstellte, grenzte an Perfektion, weil sie schon wieder ungeheuerlichem Druck standhielt. Dahlmeier schaffte es auch als erste Biathletin überhaupt, in der Verfolgung gleichzeitig Weltmeisterin und Olympiasiegerin zu werden. Der Weg zu der bahnbrechenden Errungenschaft war für die damals 24-Jährige aufgrund der extremen Witterung in Südkorea allerdings eine Tortur.
„Besseres Biathlon habe ich lange nicht gesehen“, schwärmte der damalige Bundestrainer Gerald Hönig mit Blick auf Dahlmeiers Duell mit der zweitplatzierten Slowakin Anastasiya Kuzmina vor allem beim dritten Schießen. „Es gibt viele gute Athletinnen, aber Laura dominiert unseren Sport“, verneigte sich die drittplatzierte Französin Anais Bescond.
So gut waren die deutschen Biathleten nie mehr
Dahlmeiers historischer Coup war ihr letzter großer Sieg und markierte den Zenit einer goldenen Ära für das deutsche Biathlon insgesamt: Dank Dahlmeier, Arnd Peiffer (Gold im Sprint) und Simon Schempp (Silber im Massenstart) war das DSV-Team die dominierende Biathlon-Nation der Spiele. Bronzemedaillen für Dahlmeier im Einzel, Benedikt Doll in der Verfolgung und für die Männer-Staffel mit Doll, Peiffer, Schempp und Erik Lesser rundeten das Top-Ergebnis ab. Es ist bis heute das letzte Mal, dass die deutschen Biathletinnen und Biathleten bei einem Großereignis an der Spitze des Medaillenspiegels standen.
Dahlmeier beendete nach dem Winter 2019 mit nur 25 Jahren ihre Karriere, sie begründete ihren Rücktritt mit Motivationsproblemen nach einer von Krankheitsausfällen geprägten Saison ohne WM-Titel. Die heute 31-Jährige begann ein neues Leben, suchte sich neue Herausforderungen mit einem Sportwissenschafts-Studium, als Bergsteigerin und -führerin sowie als Expertin am ZDF-Mikrofon, nun auch bei der WM in Lenzerheide.
Am Ende der Ära Dahlmeier stieg die inzwischen ebenfalls abgetretene Denise Herrmann-Wick zur Weltmeisterin und Olympiasiegerin empor. Auf eine neue Ausnahmeerscheinung wie Dahlmeier wartet das deutsche Biathlon allerdings bis heute.