Als „Head of Communication“ oder Kommunikationschefin verantwortet Eva Werthmann die Außendarstellung des Deutschen Olympischen Sportbunds DOSB. Und arbeitet dabei genau an der Schnittstelle, die sie schon während ihres Studiums an der Sporthochschule in Köln für sich als Wunschziel definiert hat: Sport und Medien.
Eva Werthmann: Gemeinsam gegen Hass im Netz | Flutlicht an!
Filter gegen Online-Hass
Zum Ende dieses Studiums nimmt Werthmann sich ein Semester Zeit, um bei verschiedenen Praktika in die mögliche Berufswelt hineinzuschnuppern. Prägend werden die Wochen beim Internationalen Paralympischen Komitee: Dort fühlt sie sich so wohl, dass sie anschließend als studentische Hilfskraft weiterjobbt – und nach dem Studium für fast zehn Jahre bleibt.
Zu Beginn dieser Zeit habe die öffentliche und mediale Darstellung des paralympischen Sports noch in den Kinderschuhen gesteckt, erinnert sich Werthmann. Eine Hauptaufgabe sei deshalb Aufklärung gewesen, auch sprachlich, wenn mal wieder irgendwo zu lesen war, ein*e Sportler*in sei „an den Rollstuhl gefesselt“ – ein völlig falsches Bild. Mittlerweile würden die Athlet*innen endlich als das wahrgenommen, was sie sind: Hochleistungssportler*innen.
„Augen zu und durch“
Ihren anschließenden beruflichen Wechsel nimmt die Kommunikationsspezialistin gezielt vor: Ihr habe, schaut sie zurück, ein flächendeckendes Netzwerk im deutschen Sport gefehlt. Als Kommunikationschefin der Deutschen Triathlon Union kann sie in einem kleinen, jungen und sehr agilen Verband mit ihrem Team Duftmarken setzen und wertvolle Erfahrungen sammeln.
Als der DOSB vor deren anstehenden Ruhestand eine Nachfolgerin für Ulrike Spitz sucht, habe sie 2021 aber gar nicht anders gekonnt, als sich zu bewerben, erzählt Werthmann. Die Kommunikation im Verband zu leiten sei eine, vielleicht die reizvolle Aufgabe gewesen.
Beim Start muss sie direkt im kalten Wasser schwimmen lernen: Der Verband wird seinerzeit von Unruhen geschüttelt. Diese betreffen auch die damalige Vorstandsvorsitzende Veronika Rücker, die nach anonymen Vorwürfen einer „Kultur der Angst“ zurücktritt. Wie man eine solche Aufgabe unter Druck angeht? „Augen zu und durch.“ Werthmann lacht. Sie ist keine, die sich allzu schnell aus der Ruhe bringen lässt – das ist in ihrem Job viel wert.
Filter gegen Hass im Netz
Zu dessen Höhepunkt gehören nun Olympische Spiele. Mit den Athlet*innen des „Team D“ vor Ort zu sein, Interviews und Auftritte koordinieren und in Kooperation mit der Agentur Deutsche Sport Marketing das Bild des DOSB positiv zu vermitteln, dafür brennt Werthmann spürbar. Aber auch ein anderes Thema ist in diesen Phasen besonders wichtig: Der Schutz der Sportler*innen vor Hasskommentaren in den Sozialen Netzwerken.
Dafür arbeitet der DOSB – wie auch DFB und DFL – einerseits mit der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) zusammen, andererseits mit den Anbietern Arwen AI und Sportradar. Mit den letztgenannten haben die Verbände Filter entwickelt, die verhindern, dass Hassnachrichten überhaupt angezeigt werden. Im Hintergrund speichert das System sie jedoch ab, so dass justiziable Ergüsse zur Anzeige gebracht werden können.
Ein Schutz für die Sportler*innen, den Werthmann als extrem wichtig beschreibt. Gleichzeitig sei er selbst den Athlet*innen noch nicht gut genug bekannt oder als hilfreich im Bewusstsein – während der Spiele in Paris 2024 hat ihn nur eine niedrige zweistellige Zahl genutzt. Und doch wurden über 4.000 Kommentare herausgefiltert und 300 davon gemeldet.
Für die Spiele 2026 wollen Werthmann und ihr Team das Tool noch breiter bekanntmachen, damit die Athlet*innen sich nicht mit diskriminierenden Zuschriften auseinandersetzen müssen, sondern in Ruhe ihrem Sport nachgehen können.