Olympia>

Olympia: Ein Bild machte ihn berühmt

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Ein Bild machte ihn berühmt

Matthias Steiner liefert am 19. August 2008 bei Olympia in Peking den emotionalsten Moment. Der Gewichtheber gewinnt Gold - und widmet die Medaille seiner verstorbenen Frau.
Matthias Steiner zeigte bei der Siegerehrung ein Bild seiner verstorbenen Frau Susann
Matthias Steiner zeigte bei der Siegerehrung ein Bild seiner verstorbenen Frau Susann
© Imago
Matthias Steiner liefert am 19. August 2008 bei Olympia in Peking den emotionalsten Moment. Der Gewichtheber gewinnt Gold - und widmet die Medaille seiner verstorbenen Frau.

Dieses Foto ist das wohl bekannteste Bild der Olympischen Spiele von Peking 2008.

{ "placeholderType": "MREC" }

Matthias Steiner bekommt bei der Siegerehrung am 19. August - also vor genau 17 Jahren - seine Goldmedaille überreicht. Doch er ist nicht allein ganz oben auf dem Podest. Seine Frau Susann ist ganz nah dabei. Der frisch gekürte Olympiasieger hält ein Bild der jungen Dame in die Kamera.

Steiner: „Das ist schwer zu beschreiben“

Dabei lebt sie seit dem 16. Juli 2007 nicht mehr. Nach einem schweren Autounfall kam sie ums Leben. „Ich wollte der Welt zeigen, dass ich nicht allein da oben stehen will“, erklärte Steiner seine Geste.

Er gab nach dem Wettkampf den Zuschauern einen Einblick in seine Gefühlswelt: „Das ist schwer zu beschreiben, du hast dir dein Leben eingerichtet. Alles richtete sich bei mir auf die Olympischen Spiele. Meine Frau hatte studiert und die Karriere noch vor sich. Es ist vom einen Tag auf den anderen auf einmal vorbei.“

{ "placeholderType": "MREC" }

Nach dem Tod seiner Partnerin dachte der Athlet daran, alles hinzuschmeißen. Doch dann entschied er sich um: „Wenn ich es jetzt bleiben lasse, ist dieses Geschehene trotzdem passiert. Es wird mich sowieso mein Leben lang begleiten.“

Für die schweren Monate vor Olympia wurde Steiner mit Gold belohnt. Was ihm dieser Erfolg bedeutete, wurde direkt deutlich.

Olympia: Steiner lässt Emotionen raus

Kaum hatte der damals 25-Jährige das Gewicht wieder fallen lassen, riss er sich am Trikot herum, brüllte seine Freude laut heraus, hüpfte wie ein kleines Kind über die Bühne und sprang in die Arme von Trainer Frank Mantek.

„Es war, als würden tausend Ketten weggesprengt werden“, meinte Steiner. Denn nicht nur der Tod von Susann pflasterte den steinigen Weg zu diesem Triumph.

{ "placeholderType": "MREC" }

An seinem 18. Geburtstag wurde bei Steiner Diabetes Typ1 festgestellt. Seinem Sport blieb er dennoch treu.

Als der Athlet dann aber fünf Jahre später - auch aufgrund der Krankheit - sein Gewicht nicht unter 105 Kilogramm halten konnte, kam es für den gebürtigen Wiener zum großen Knall.

Steiner: Österreich wollte ihn nicht

Der österreichische Verband wollte den Sportler nicht mehr.

{ "placeholderType": "MREC" }

Martin Schödl, Vizepräsident des ÖGV, beleidigte Steiner sogar öffentlich im Herbst 2005: „Nach dem neuerlichen Beweis für seine Unsportlichkeit ist es mir egal, ob Steiner künftig für Schweden, Deutschland, Kasachstan oder Teppichland startet.“

Wenig später heiratete Steiner seine Freundin Susann, eine Deutsche. Der Gewichtheber beantragte nun auch die deutsche Staatsbürgerschaft und erhielt diese Anfang 2008.

Das war gerade noch rechtzeitig, um für Olympia startberechtigt zu sein.

{ "placeholderType": "MREC" }

Im April wurde der „Neuzugang“ mit persönlichen Bestleistungen sofort Europameister im Superschwergewicht. In Peking legte der Koloss dann mit 203 kg im Reißen vor.

Im Stoßen musste Steiner dann 258 Kilogramm schaffen, um dem Russen Jewgeni Tschigischew olympisches Gold zu entreißen. Das hatte der Deutsche noch nie zuvor geschafft. Doch auf einmal bekam er die Stange hoch. Der Rest ist Sport-Geschichte!

Was ihm da gelungen war, merkte er schon am nächsten Tag. „Morgens um sechs Uhr beim Frühstück im olympischen Dorf. Da lag die China Daily mit einem Foto von mir auf der Titelseite. Da habe ich gemerkt, dass etwas Großes passiert ist“, sagte Steiner im Juli 2024 im Interview mit der Deutschen Sporthilfe.

Steiner jetzt erfolgreicher Brotunternehmer

2010 heiratete der Gold-Held dann Inge Posmyk. Im März 2013 beendete der gefeierte Sportler seine Karriere.

„Ich habe in meinem Sport alles erreicht, was es zu erreichen gibt. Mehr als Olympiasieger, stärkster Mann der Welt, zu sein, geht nicht in unserer Sportart. Das als erster Deutscher zu erreichen, ist dann schon sehr befriedigend, wenn man zurückblickt“, sagte Steiner 2013 im SPORT1-Interview.

Ruhig wurde es zunächst aber nicht um ihn. Er wird in zahlreiche Shows eingeladen, nahm 2015 bei Let‘s Dance teil. Auffällig: Steiner hat extrem abgenommen. Mit dem damaligen Koloss hat er heute kaum noch etwas gemein.

Mittlerweile bewirtschaftet er rund 1500 Quadratmeter Land. „Jeder Bauer würde über mich lachen“, sagte Steiner dem Deutschlandfunk.

Er baut Kartoffeln an, hat eigene Bienenvölker und ist in das Brotgeschäft eingestiegen. „Ich habe mich geärgert, dass es keine Produkte gibt, die schmecken wie normales Brot, die aber möglichst wenig Kohlehydrate haben“, so Steiner.

Als Diabetiker hatte er immer nach Alternativen gesucht und wurde 2014 auch mit seinem Unternehmen erfolgreich. In der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ konnten seine Frau und er einen Investor davon überzeugen, 300.000 Euro in die Firma zu stecken und damit 15 Prozent der Anteile zu erwerben.

Im Mai 2025 wurden seine Low-Carb-Produkte bei einer Lebensmittelkette werbewirksam vorgestellt.