Wilfried Dietrich steht bis heute für Willenskraft, Fairness und eine beispiellose Karriere, die im legendären „Jahrhundertwurf“ von München ihren symbolischen Höhepunkt fand.
Mit diesem unglaublichen Olympia-Moment machte sich ein deutsches Idol unsterblich
Ein deutscher Jahrhundert-Moment
Die deutsche Ringer-Legende, die sich weltweit einen Namen als „Kran von Schifferstadt“ machte, hätte heute ihren 92. Geburtstag gefeiert. In Gedanken an Dietrich, der bereits 1992 in Südafrika verstarb, bleibt vor allem ein großer Moment, der in die deutsche Sportgeschichte einging.
Dietrich gelingt schier Unglaubliches
Bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München trat Dietrich bereits als gefeierter Held an. Der gebürtige Pfälzer wollte sich in München seine sechste olympische Medaille sichern, nachdem er bei den Sommerspielen in den Jahren 1956, 1960, 1964 und 1968 bereits Edelmetall gewinnen konnte. 1960 in Rom krönte sich Dietrich sogar zum Olympiasieger - ein Ziel, für welches der damals schon 39 Jahre alte Ringer auch in München antrat.
Was er vor Beginn der Wettkämpfe nicht wusste: Dietrich würde für einen der spektakulärsten Momente der Ringergeschichte sorgen.
Sein Wurf geht in die Geschichte ein
Im griechisch-römischen Stil in der Schwergewichtsklasse gelang es ihm, den 1,96 Meter großen und 192 Kilo schweren Amerikaner Chris Taylor mit einer Aktion auszuhebeln, die später vom Weltverband der Ringer zum „Wurf des Jahrhunderts“ gekürt wurde.
Die Sekunde, in der Dietrich den US-Amerikaner umfasste, ihn aushebelte und in schier übermenschlicher Manier über sich hinweg auf die Schultern warf, ging in die deutsche Sportgeschichte ein. Der Sieg über Taylor untermauerte nochmals, weshalb der „Kran von Schifferstadt“ zu nennen ist, wenn die Rede von den größten Ringern aller Zeiten ist.
Wie Dietrich später erzählte, umarmte er Taylor bei der Begrüßung, um zu testen, ob seine Arme lang genug waren, um hinter dem US-Giganten zwei Finger zu einem Griff zu verhaken. Es gelang ihm in beeindruckender Manier.
Letztendlich verpasste Dietrich in München seine sechste olympische Medaille. Seinen Status als deutsche Ringer-Legende untermauerte er dennoch mit Nachdruck.
Dietrich begann erst mit 18 Jahren mit dem Ringen
Dietrich, 1933 im pfälzischen Schifferstadt geboren, begann erst mit 18 Jahren mit dem Ringen.
Schnell zeigte sich sein außergewöhnliches Talent. Bereits 1956 nahm er erstmals an Olympischen Spielen teil und gewann Silber.
Vier weitere Teilnahmen sollten folgen. 1960 in Rom krönte er sich im Freistil zum Olympiasieger und holte zusätzlich Silber im griechisch-römischen Stil.
Zu insgesamt fünf olympischen Medaillen kamen ein Weltmeistertitel (1961), ein Titel bei Europameisterschaften (1967) und 30 deutsche Meistertitel hinzu.
Erfolge auch im Gewichtheben
Neben dem Ringen war Dietrich auch im Gewichtheben erfolgreich, wo er 1961 die deutsche Vizemeisterschaft errang.
Später zog Dietrich nach Südafrika, wo er mit seiner zweiten Frau lebte. Am 2. Juni 1992 starb Wilfried Dietrich in Durbanville, einem Vorort von Kapstadt, infolge eines Herzinfarkts – fern der Heimat, die ihn einst gefeiert hatte.
2014 wurde er posthum in die Ruhmeshalle des Ringer-Weltverbands aufgenommen. In seiner Heimatstadt erinnert zudem ein 2022 fertiggestelltes Gedenk-Relief und eine nach ihm benannte Sporthalle - in Gedanken an den „Kran von Schifferstadt“.