Olympia>

Olympia: Bürgerentscheid über Bewerbung am Sonntag in München

München: OlympJA oder NOlympia?

Vor dem Bürgerentscheid am Sonntag in München mobilisieren vor allem die Befürworter der deutschen Olympiabewerbung alle Kräfte.
Der DOSB möchte die Olympischen Spiele wieder nach Deutschland holen. Ex-Biathlon-Weltmeister Benedikt Doll hat eine klare Meinung zur deutschen Olympia-Bewerbung.
Vor dem Bürgerentscheid am Sonntag in München mobilisieren vor allem die Befürworter der deutschen Olympiabewerbung alle Kräfte.

Markus Söder legt sich gewaltig ins Zeug, wie immer, wenn ihm etwas wichtig ist. Und die Bewerbung von München um Olympische Spiele ist Chefsache. Also hat sich der bayerische Ministerpräsident in einen Jogginganzug geworfen und sich im Fitnessraum seiner Staatskanzlei von den Promi-Reportern von Bunte ablichten und befragen lassen.

Söder posierte mit Boxhandschuhen und Gewichten, dazu gab es gewohnt markige Worte des CSU-Politikers. „Wir haben das beste Angebot, auch zeitlich: erst Olympia, dann die Paralympics, dann das Oktoberfest. Das sind drei Veranstaltungen, die jeder in der Welt kennt. Das ist ein perfektes Match.“ Wettbewerbe in Festzelten, das wäre doch was.

München einer von vier möglichen Bewerbern

Ob das ein perfektes Match wäre, entscheiden am Sonntag aber erst mal rund 1,1 Millionen in München beheimatete Menschen. Und sollten sie „OlympJA“ statt „NOlympia“ wählen, gibt es weitere Hürden, zunächst eine nationale: Berlin, Hamburg und die Region Rhein-Ruhr wollen sich ebenfalls um die Spiele 2036, 2040 oder 2044 bewerben.

München aber kam als erster der vier Bewerber aus dem Startblock und befragt als erster Kandidat seine Bürger. München, daran lassen die Aussagen von Söder nur wenig Zweifel, will auch nicht bis irgendwann im Herbst 2026 warten, ehe dann der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) mal entscheidet, wen er als geeignet für eine deutsche Bewerbung ansieht.

Entscheidungskriterien des DOSB ungewiss

Das Münchner Votum wird jedenfalls richtungweisend sein. „Wenn es hier nicht klappt“, mahnt Söder, „dann wohl auch woanders nicht“. Sollte Münchens Bevölkerung für Olympia stimmen, wäre das ein Faustpfand für Söder und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Auch wenn nur klar ist, dass längst nicht alles klar ist.

Tatsächlich ist bislang ungewiss, nach welchen Kriterien der DOSB am Ende entscheidet. Ganz zu schweigen von der Finanzierung. Bei den 6,7 Millionen Euro, die München für die Bürgerbefragung inklusive der PR für ein Ja bereitgestellt hat, wird es nicht bleiben.

„München kann das nicht leisten“

All das ficht zumindest München nicht an, es wird geworben, was das Zeug hält, allen voran von Söder. Der FC Bayern, Bundestrainer Julian Nagelsmann, Verbände und Vereine - alle dafür. „Olympische Spiele sind etwas Herausragendes. Das wäre für unser Land toll und für München toll“, sagte Nagelsmann, selbst wahlberechtigt, bei Sky.

Die Kritiker haben Mühe, sich Gehör zu verschaffen. „München kann sich das nicht leisten“, betont Tobias Ruff, Fraktionsvorsitzender der ÖDP im Stadtrat, im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID). Er verweist darauf, dass die Stadt bis zum Jahresende mit 7,5 Milliarden Euro verschuldet sein wird, bis zum Jahresende 2028 könnten es bereits elf Milliarden sein.

Befürworter sehen mehr Chancen als Risiken

Um eine Vorstellung zu haben, was an Kosten auf sie zukommen könnte, hat die Stadt eine Studie erstellen lassen. Die Experten der von der TU München geleiteten Consulting GmbH MCube stellten fest: die Ausgaben für 18 Baumaßnahmen, die bei einer Ausrichtung der Spiele notwendig sowie sinnvoll wären, beliefen sich auf 18 bis 21 Milliarden Euro.

Die Befürworter sehen freilich mehr Chancen als Risiken, laufen aber auch Gefahr, dabei nur das große Ganze im Blick zu haben. Beim FC Teutonia München stellten sie jedenfalls irritiert fest, dass die Planer der Stadt ihr Vereinsgelände am Olympiapark mal eben als Austragungsort für eine ganze Reihe olympischer Wettbewerbe ausgewiesen haben.

Oberbürgermeister Reiter handelte rasch, in einem offenen Brief ließ er den Verein wissen, die Stadt werde alles daran setzen, dass sein Trainings- und Spielbetrieb durch Olympia nicht beeinträchtigt werde und er auch während Olympia auf seinem angestammten Gelände bleiben könnte - „sofern München überhaupt den Zuschlag bekommen sollte“.

Gut, dass das mal erwähnt wurde, wenn auch nur in einem Nebensatz. Denn wer Olympia 2036, 2040 und 2044 bekommt, entscheidet am Ende das IOC.