„Wir dürfen nicht mehr warten. Wir müssen es jetzt tun.“ Jessica Stommel, seit September Head of Frauenfußball bei Sportfive, geht es bei ihrer Einschätzung in Sachen Investition um mehr als nur den Faktor, keine Zeit zu verlieren.
„Der Frauenfußball kann mehr bieten!“
Ihre Überzeugung: Wird das Momentum im Fußball der Frauen womöglich (wieder) nicht ausgeschöpft, stehen jene, die ihn voranbringen möchten, in zwei, drei Jahren da - und müssen sich eingestehen, etwas verpasst zu haben.
Der eigene Sales-Hub „Frauenfußball“, den Stommel leitet, ist genau aus dieser Überzeugung geschaffen worden. Es ist schließlich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten nicht die erste Phase, in der diesem Sport so etwas wie ein Boom oder eben ein Momentum attestiert wird. Daraus eine nachhaltige Entwicklung zu verstetigen, ist ein Schritt, der bislang jedoch immer ausgeblieben ist. Natürlich auch, weil der Sport gegen Widerstände ankämpft.
Stommel: „Es geht um die Spielerinnen“
In Stommel hat der Frauenfußball - in Abgrenzung zu Männerfußball - eine leidenschaftliche Kämpferin für die eigenen Anforderungen gefunden. Dabei macht die Sportökonomin, die selbst jahrelang auf Wettkampfniveau im Reitsport aktiv war, unmissverständlich klar, worum es ihr in erster Linie geht: „Die Spielerinnen.“ Mit dem Alleinstellungsmerkmal der Nahbarkeit gehe einher, dass die Fußballerinnen selbst viel mehr Anteil nehmen an der Entwicklung ihres Sports, berichtet Stommel von persönlichen Nachrichten und engem Austausch.
Daraus ergebe sich zugleich die Verpflichtung, die Frauen anzuhören, wenn es um die Fragen gehe, welche Bedürfnisse sie haben, was ihnen die Ausführung ihres Sports erleichtern würde - und welche Wünsche sie an mögliche Partner*innen haben.
Nicht nur deswegen ist Stommel keine Fan dessen, davon zu sprechen, ihr Thema gut zu „verkaufen“. Es gehe vielmehr darum, Partner*innen zu finden, deren Werte übereinstimmen mit jenen der vertretenen Vereine, und die mit größtmöglicher Überzeugung in den Frauenfußball einsteigen.
Frauenfußball ein Zwilling des Männerfußballs?
Dabei wird Stommel nicht müde, Themen zu betonen, die im Fußball der Frauen anders sind als in jenem der Männer. Das beginne schon mit dem Thema Rivalität, was beinhalte, dass sich Fans durchaus auch regelmäßig die Spiele verschiedener Vereine anschauen. Einen wichtigen Faktor sieht die Fußballliebhaberin zudem im Stadionerlebnis, das klar aufzeige: „Der Frauenfußball kann so viel mehr bieten.“ Dazu gehöre eine starke Community.
Gar nichts hören möchte die Sales-Fachfrau davon, die Fans seien vermeintlich schwieriger anzusprechen, weil die Stadien nicht jedes Wochenende aus allen Nähten platzen. Man müsse sich lösen von der Idee, der Frauenfußball sei ein Zwilling des Männerfußballs, die dazu führe, in verkauften Bandenminuten zu denken. Vielmehr gehe es darum, die vielfach jüngeren und in großer Zahl weiblichen Fans genau da abzuholen, wo sie sind - ob das nun ein Stadion sei oder eben eine App. Gehe man diese Wege, stoße man auf extrem loyale Fans.
Das Ziel der Vermarktung ist für Stommel derweil klar. Die vermaledeite Abhängigkeit vom Männerfußball und von Quersubventionierung soll aufgelöst werden, der Fußball der Frauen in seiner Eigenständigkeit gestärkt. All das zum Wohle der Spielerinnen. Denn um die geht es schließlich.