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Der unbegreifliche Absturz eines Nationalhelden

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Ein tief gefallener Ritter

Bradley Wiggins war einst Englands ganzer Stolz. Mittlerweile ist die Radsport-Legende tief gefallen. Seinen 45. Geburtstag dürfte der ehemalige Tour-Sieger sich anders vorgestellt haben.
Bradley Wiggins hat einen rasanten Abstieg hinter sich
Bradley Wiggins hat einen rasanten Abstieg hinter sich
© Imago
Bradley Wiggins war einst Englands ganzer Stolz. Mittlerweile ist die Radsport-Legende tief gefallen. Seinen 45. Geburtstag dürfte der ehemalige Tour-Sieger sich anders vorgestellt haben.

Bradley Wiggins breitete die Arme aus und reckte sie mit dem Kopf nach hinten in die Höhe. Der Himmel war für den Engländer am 1. August 2012 auch bildlich zum Greifen nah.

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Der damals 32-Jährige hatte kurz zuvor das Einzelzeitfahren bei den Olympischen Spielen in London gewonnen und dafür seine Goldmedaille erhalten, das Vereinigte Königreich damit auf Wolke sieben befördert und sich selbst endgültig zur Radsport-Legende aufgeschwungen. Heute wird “Wiggo“ 45 Jahre alt - und hat einen der krassesten Abstiege hinter sich, die es je gab.

Dabei ist die Liste seiner Erfolge lang. Der Mann, der mit seinen Koteletten an die Beatles erinnerte, fuhr für Team Sky und gewann kurz vor seinem Olympia-Coup als erster Brite 2012 die Tour de France. Auch als Bahnradfahrer war er zuvor überragend, holte in verschiedenen Disziplinen vier Goldmedaillen bei Olympia. Hinzu kamen sieben Weltmeistertitel im Velodrom und ein WM-Titel auf der Straße. 2016 beendete Wiggins seine Karriere.

Spätestens seit dem vergangenen Sommer ist die Welt des Mannes, der den Radsport in Großbritannien so populär machte wie keiner vor ihm, aber eine ganz andere.

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Bereits im November 2023 gab es erste Berichte über einen Schuldenberg in Höhe von 1,1 Millionen Euro.

Wiggins ist mittlerweile auch offiziell insolvent. Wie britische Medien übereinstimmend berichteten, wurde Wiggins Anfang Juni 2024 vom Bezirksgericht Lancaster für insolvent erklärt. Demnach wurden Treuhänder ernannt, die das Vermögen des ehemaligen Radfahrers beschlagnahmen und veräußern konnten.

Im vergangenen August bestätigte Wiggins im Gespräch mit dem selbst tief gefallenen Rad-Betrüger Lance Armstrong dann selbst seine prekäre Situation. „Das wird sich in den nächsten Jahren alles aufklären, es wird nur verdammt viel Kopfzerbrechen bereiten, das in Ordnung zu bringen“, sagte er.

Rad-Star Wiggins ist seit 2013 ein echter Ritter

Als erster Brite überhaupt triumphierte er 2012 bei der Tour de France, gewann darüber hinaus fünf olympische Goldmedaillen sowie acht Weltmeistertitel. 2013 wurde er von der inzwischen gestorbenen Queen Elizabeth II. zum Ritter geschlagen und darf sich seither „Sir“ nennen - und zwischenzeitliche hatte er offenbar nicht einmal mehr ein Dach über dem Kopf.

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Sein Anwalt Alan Seller behauptete in der britischen Daily Mail, Wiggins sei nicht nur bankrott, sondern auch obdachlos und habe „absolut alles verloren“. Auch sein Haus. „In Wirklichkeit ist Brad ein Sofasurfer. Er wohnt bei Freunden und Familie“, gab Seller an.

So sei bereits Anfang 2024 das Anwesen des Ex-Radprofis im Wert von umgerechnet 1,15 Millionen Euro in der Grafschaft Lancashire im Nordwesten Englands beschlagnahmt und verkauft worden. Seine Ex-Frau Catherine, mit der er zwei Kinder hat, habe ihm erlaubt, in einem Haus im nicht weit entfernten Lytham St. Annes zu wohnen.

Der ehemalige Rad-Held bezeichnete die Aussagen als „Schwachsinn“, doch wie es wirklich um ihn steht, ließ er offen. Klar ist nur, die einstigen Millionen auf dem Konto sind weg. Und Wiggins macht dafür auch andere verantwortlich.

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Äußerliche Wandlung bei „Wiggo“

„Denn ich wurde von den Leuten, die mich betreuten, abgezockt - auch von den Buchhaltern. Das ist eines der Dinge, die mit Sportlern passieren. Man verdient eine Menge Geld und wenn man es nicht im Blick hat, nutzen die Leute das aus“, sagte er bei Armstrongs Podcast.

Doch in dem Gespräch wurde auch deutlich, wie wenig sich Wiggins mit seinen Finanzen befasste.

„Eines der Dinge, die ich bedauere, ist, dass ich mich nie um meine finanziellen Angelegenheiten gekümmert habe, als ich noch Rennen fuhr“, sagte er. „Denn ich bin immer davon ausgegangen, dass Geld für immer da sein würde.“

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Deshalb machten ihm große Fehlkalkulationen bei mehreren unternehmerischen Aktivitäten zunächst auch nichts. Die Folgen waren jedoch fatal.

Wie es ihm heute geht? Unklar. Der Brite, der sich seit seiner Radsport-Zeit äußerlich stark verändert hat und mit Tätowierungen, Muskeln und einem Vollbart kaum wiederzuerkennen ist, taucht in der Öffentlichkeit nicht mehr auf. Interviews gibt es nicht.

Ob Wiggins, der nach seiner Karriere davon berichtete, von einem damaligen Jugendtrainer sexuell missbraucht worden zu sein, noch einmal die Kurve bekommt?

Er selbst glaubt an ein gutes Ende: „Es wird schon gut gehen. Ich bin auf dem richtigen Weg“, befand er im Gespräch zu Armstrong.