Eine Sekunde hat Florian Lipowitz am Ende gefehlt, um Primoz Roglic in der Gesamtwertung der Tour de France zu überholen. Ein ganz starkes Zeitfahren ist der 24-Jährige trotzdem gefahren.
Ullrich adelt deutschen Shootingstar
Beim Sieg von Remco Evenepoel raste die deutsche Tour-Hoffnung auf einen ganz starken sechsten Rang und unterstrich einmal mehr, dass er weit mehr als „nur“ ein Helfer für Kapitän Roglic im Team Red Bull-Bora-Hansgrohe sein kann.
Während die Eurosport-Kommentatoren das „unglaubliche Zeitfahren“ und „Granaten-Ergebnis” von Lipowitz bejubelten, zeigte sich auch ARD-Experte Jan Ullrich begeistert von dem Shootingstar aus der Schwäbischen Alb.
Ullrich schwärmt von Lipowitz: „Hat sich unglaublich gesteigert“
„Er hat mich super beeindruckt“, gratulierte der Tour-Sieger von 1997 Lipowitz zu seinem Auftritt.
„Ich glaube, der Junge weiß gar nicht, wie stark er ist“, fuhr der Experte fort. „Er ist ein wenig langsamer los, hat sich aber unglaublich gesteigert“, lobte er zudem sein taktische Geschick.
Ullrich zufolge kann Lipowitz nun optimistisch nach vorne blicken. „Ich glaube, dass er auch in den Bergen vorne mitfahren kann“, ist er überzeugt von der Stärke des aufstrebenden Rad-Stars.
„Die Karten stehen gut“
Lipowitz musste am Vortag noch einen Dämpfer hinnehmen, indem er eine Minute auf die Spitze und rund eine halbe Minute auf Roglic verlor. Beim Zeitfahren blieb er nun aber 21 Sekunden vor dem Team-Leader und befindet sich im Gesamt-Klassement nun unmittelbar hinter diesem auf Platz neun. „Das ist fantastisch, die Karten stehen gut“, bewertete Ullrich die Ausgangslage
Ullrich blickt nun gespannt auf die Rollenverteilung im Team und die Dynamik, die sich im Verlaufe der Tour entwickeln könnte. „Ich hoffe, wenn Roglic sieht, dass er mit Florian Lipowitz einen richtig starken Mann hat, dass es ähnlich wie es bei Bjarne und mir läuft und er sagt: ‚Ich fahr auch für dich‘“, führte Ullrich aus.
„Heute war er fantastisch“, bilanzierte die Tour-Legende - wobei er betonte, mit seinen Aussagen „nicht den Druck erhöhen“ zu wollen.
Lipowitz freut sich über „Lichtblick“
Lipowitz selbst scheint mit einer solchen Performance überhaupt nicht gerechnet zu haben.
„Ich bin mehr als zufrieden. Ich bin nicht ganz so gut in die Tour gestartet und habe schon ein bisschen gezweifelt, deshalb ist es schon ein Lichtblick für die kommenden Tage“, erklärte der 24-Jährige müde, aber glücklich der ARD.
Zwar seien die Watt-Werte „nichts Besonderes“ gewesen, jedoch habe es dennoch „für weit vorne gereicht“.
Respekt vor den kommenden Tour-Tagen
Zu viel Optimismus wollte der Drittplatzierte der Dauphiné-Rundfahrt aber nicht zum Ausdruck bringen. „Die Stimmung ist jetzt besser als am Start, aber wir haben noch einiges vor uns. Es gibt Zuversicht, aber die Tage waren brutal hart und ich bin froh wenn wir den ersten Ruhetag erreichen“, blickte er voraus.
Bis zum ersten Ruhetag muss Lipowitz allerdings noch ein wenig warten. Dieser fällt auf den 15. Juli und wird damit unmittelbar nach der ersten richtig harten Bergetappe eingelegt.
Bis dahin wird es für Lipowitz darum gehen, bei den Etappen, die eher Sprintern und Klassiker-Spezialisten entgegen kommen, möglichst keine Zeit zu verlieren.