Eigentlich hätte man annehmen können, dass die Rad-Stars unmittelbar vor den harten Pyrenäen-Etappen noch ein paar Körner sparen wollen. Die elfte Etappe der Tour de France lieferte jedoch reichlich Spektakel.
"Eigentlich war es eine Frechheit": Der Tour-Krieg ist eröffnet
Der Tour-Krieg ist eröffnet
Beim Sieg von Jonas Abrahamsen wurde über 158 Kilometer fast pausenlos attackiert. Ruhe kehrte zu fast keinem Zeitpunkt ein, ehe der Zielort Toulouse erreicht wurde.
Rolf Aldag zeigte sich nach der Etappe überrascht über die zahlreichen Angriffe einiger Tour-Profis.
„Da wird es keine Freunde mehr geben, so wie die sich bearbeitet haben. Von Kilometer null an gab es zahlreiche Attacken - bei dem Wetter noch dazu. Es war extrem spannend. Keiner wusste, wie es ausgeht bis zur Ziellinie“, erklärte der Teamchef von Red Bull-Bora-hansgrohe im Anschluss im Interview mit der ARD.
Deutscher Tour-Star verwundert
Der deutsche Hoffnungsträger Florian Lipowitz zeigte sich die gesamte Renndistanz über sehr aufmerksam. Ein wenig geschafft wirkte der 24-Jährige dennoch.
„Wir haben erwartet, dass das Finale super hart wird, aber dass von Anfang an so schnell gefahren wird, habe ich nicht erwartet. Wir haben uns aber als Team darauf vorbereitet und das gut gemacht“, zeigte er sich stolz.
Ein wenig verärgert war Lipowitz nach der Zieleinkunft aber trotzdem - und war damit offenbar nicht alleine. „Das halbe Feld war am Pinkeln und vorne wurde trotzdem attackiert. Da waren einige sauer, aber wir haben das Beste daraus gemacht“, monierte er.
„Eigentlich war es eine Frechheit“
Der deutsche Sprint-Star Pascal Ackermann wurde noch deutlicher: „Eigentlich war es eine Frechheit, wie sie attackiert haben“, sprach er Klartext und nannte die Hintergründe: „Wir haben schon gedacht, dass eine Spitzengruppe durchkommt heute und dass es viel Gespringe gibt. Aber das war das Problem: Es wurde immer wieder rausgenommen und dann haben sie an der Verpflegung wieder attackiert, als die Leute pinkeln waren.“
Es sei ein „superschneller Tag“ und „echt knallhart“ gewesen. Insbesondere für Sprinter wie Ackermann könnten die kommenden Etappen in den Pyrenäen und Alpen noch ziemlich herausfordernd werden.
„Wenn es so weitergeht, haben wir noch zwei harte Wochen vor uns“, blickte er mit gemischten Gefühlen auf den weiteren Tour-Verlauf.
Fairplay nach Sturz von Superstar
Eine Sache zeigte die fesselnde elfte Etappe aber auch: dass Fairplay im Radsport durchaus eine Rolle spielt. So wartete die Gruppe der Favoriten, als Superstar Tadej Pogacar in der Schlussphase zu Fall kam.
„Das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Da geht es darum, Respekt zu zeigen“, erklärte Aldag. Auch Lipowitz bekräftigte, dass man das im Radsport eben so mache.
In den kommenden Tagen dürfte es jedoch auch zwischen Vingegaard und Pogacar noch heiß hergehen - hoffentlich nicht zulasten der Fairness.