Nur Kenner wussten vor der Tour de France, wer er ist: Oscar Onley aus dem Team Picnic PostNL. Der 22-Jährige belegt nach der 15. Etappe überraschend den vierten Platz in der Gesamtwertung und ist damit nun der ärgste Verfolger des Deutschen Florian Lipowitz.
Er ist nun der größte Lipowitz-Rivale
Regelmäßig stellt der Schotte unter Beweis, dass er bereits in jungen Jahren zu den Besten der Welt zählen kann. Onley fährt erst seine zweite Tour und wurde bei der diesjährigen Rundfahrt schon Dritter, Vierter, Fünfter, zweimal Sechster und einmal Siebter.
Onley nimmt es mit den Großen auf
In den vergangenen zwei Wochen zeigte der Schotte, dass er es sogar mit den Topstars Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard aufnehmen kann.
Seine Paradedisziplin dabei ist das Klettern in den Bergen. Onley gelingt es nach den Attacken der Favoriten immer wieder, sich zurück zu arbeiten - selbst wenn dem Teamkapitän keine Helfer aus seiner Mannschaft zur Verfügung stehen.
Durch die dramatische Aufgabe von Remco Evenepoel am Samstag, rückte der 22-Jährige in der Gesamtwertung um einen Platz vor und belegt hinter Lipowitz den vierten Rang im Klassement. Auf Lipowitz und damit auf das Podium hat Onley nur 1:25 Minuten Rückstand.
Nach der brutalen Bergetappe am Samstag sagte der Schotte: „Es war ein harter Tag. Wieder eine Etappe geschafft, ein weiterer Tag näher an Paris.“ Der Youngster gestand: „Ich überrasche mich immer wieder selbst.“
Onley mit Respekt vor den Alpen
Onley verriet, dass er und sein Team ohne große Ambitionen in die Tour gestartet sind und die Etappe am Samstag die bisher größte Prüfung seiner Fähigkeiten war. „Es ist schön, Vierter zu sein und auf ein paar Jungs Zeit gutzumachen, aber es kann sich nächste Woche noch viel ändern.“
Nach der Überfahrt am Sonntag und dem Ruhetag am Montag geht es ab Dienstag in die letzte Woche der Tour de France – und damit in die Alpen. „Dort warten noch richtig harte Anstiege“, meinte Onley.
Moderatorin bekommt Gänsehaut
Nach Platz vier auf der 4. Etappe sorgte der 22-Jährige drei Tage später für ein spektakuläres Ausrufezeichen. Auf dem Weg von Saint Malo nach Mur de Bretagne Guerlédan ging er das Tempo von Pogacar und Vingegaard voll mit und beendete die Etappe als Dritter. Beim Anstieg ließ sich TNT-Sports-Moderatorin Orla Chennaoui dazu hinreißen zu sagen: „Ich bekomme Gänsehaut.“
Nach dem Rennen postete Onley ein Jugendfoto von sich aus dem Jahr 2013 auf Instagram. Es zeigt ihn in einem Radsporttrikot des damaligen Teams Sky. Dazu schrieb er: „Wie es vor zwölf Jahren irgendwo in der Bretagne losging… Wie es heute in Mur de Bretagne weiterging.“
Im Nachgang verriet Onley, dass ihm damals seine Mutter das Trikot geschenkt habe. Er berichtete bei TNT-Sports: „Wir waren 2013 irgendwo in der Bretagne im Urlaub, als wir die Tour sahen, die in Saint-Michel endete. Wir waren auch für einen Tag in San-Malo.“
Onleys Talent zeigte sich früh
Onley stammt aus Kelso in den Scottish Borders und kam im Alter von zehn Jahren zum Radsport, nachdem vor seiner Haustür ein lokales Zeitfahrrennen gestartet war. Seither packt ihn der Sport und das Talent war früh zu erkennen.
Im Jahr 2021 trat er dem Entwicklungskader des Teams DSM-Firmenich bei und stieg in das Seniorenteam von DSM-Firmenich, Picnic PostNL auf, wo er bei der Vuelta a España 2023 als Teil des Siegerteams im Zeitfahren seine ersten Erfolge bei einer Grand Tour erlebte.
Sein großer Durchbruch gelang ihm bei der Tour Down Under im Jahr 2024, als er die Fahrt auf dem Willunga Hill gewann und seinen ersten Profisieg einfuhr. Der Schotte schaffte es danach auf den zweiten Platz bei der Tour of Britain.
Lipowitz-Rivale will eine Etappe gewinnen
Zu kämpfen hatte er mit zwei Schlüsselbeinbrüchen, die er sich bei einem Sturz zugezogen hatte. Doch von denen erholte sich der 22-Jährige in diesem Jahr gut und kletterte bei der Tour de Suisse auf das Podium und gewann bei der Rundfahrt die 5. Etappe.
An diese Form konnte er bei der bisherigen Tour de France anknüpfen. Aber sein Hauptziel ist nicht primär ein Podiumsplatz, sondern Onley will unbedingt eine Etappe gewinnen – dennoch hängt er dem Deutschen Lipowitz im Nacken und hat noch gute Chancen auf einen Podiumsplatz in der Gesamtwertung.