Remco Evenepoel ist als Mitfavorit in die Tour de France gestartet, doch körperliche Probleme machten dem Fahrer vom Team Soudal – Quick-Step einen Strich durch die Rechnung. Die Radsportlegende Jan Ullrich reagierte nun auf den Ausstieg während der 14. Etappe.
Ullrich kritisiert Tour-Star
„Da reicht die Basis nicht, da fehlen ihm tausende Kilometer. Das Fundament war nicht groß genug, dann bricht die Form auf einmal ein“, erklärte der 51-Jährige in seinem Podcast „Ulle & Rick“.
Schwere Evenepoel-Verletzung wirkt nach
Damit spielte Ullrich auf die schwere Verletzung von Evenepoel aus dem vergangenen Dezember an. Nach einer Kollision mit einem Postauto war der Olympiasieger gestürzt und hatte dabei Frakturen an der Rippe, dem rechten Schulterblatt und der rechten Hand erlitten.
Zudem zog er sich Quetschungen der Lunge und eine Verrenkung des rechten Schlüsselbeins zu. Eine notwendige Operation verlief anschließend erfolgreich.
Erst im April gab der 25-Jährige daraufhin sein Comeback und kehrte auf sein Fahrrad zurück.
Ullrichs Podcast-Partner Rick Zabel urteilte: „Von einer Top-Form fällt man ganz schnell in ein Loch hinein, das ist dann ganz schrecklich, wenn man das nicht kennt und gewohnt ist.“
Ullrich empfiehlt psychologische Unterstützung
Laut des Ex-Profis sei es schlimm, wenn man wisse, was man eigentlich könne, aber dann die Werte auf dem Fahrradcomputer sehe. „Das passt gar nicht zu dem, was du kennst. Die Beine machen einfach zu und sind leer. Das fühlt sich gar nicht mehr an wie dein Körper. Das ist ein schreckliches Gefühl.“
Evenepoel selbst erklärte nach der Etappe in einer Medienrunde am Teambus: „Mal einen schlechten Tag zu haben, ist möglich. Aber drei schlechte Tage hintereinander, das kenne ich sonst nicht - deshalb war es die beste Entscheidung. Eigentlich war es Klaas (Sportdirektor Klaas Lodewyck, Anm. d. Red.), der mir gesagt hat, ich solle aufgeben."
Ullrich empfahl dem Belgier nicht nur aufgrund der Tour-Enttäuschung, psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
Evenepoel von Kameramann genervt
Bei seinem Ausstieg hatte Evenepoel zwischenzeitlich ein gereiztes Bild abgegeben. Der 25-Jährige fühlte sich von einem nah neben ihm fahrenden Kameramann gestört.
Sichtlich genervt gab der Belgier zu verstehen, dass der TV-Mann weiterfahren solle. Ullrich konnte diesen Unmut nicht verstehen.
„Wenn er hinten ist und die Kameras sind drauf, ist das normal, denn er ist ein Superstar, er ist an Position drei und hat das Weiße Trikot an - natürlich ist da eine Kamera drauf“, so der 51-Jährige.
„Da muss er sich mental helfen lassen“
Er betonte: „Auch damit muss er demnächst lernen umzugehen, auch wenn es mal nicht so gut läuft, dass man ihn beobachtet, dokumentiert.“
Hierbei verwies die Radsportlegende darauf, dass Evenepoel auch schon beim Rennen Lüttich-Bastogne-Lüttich im Frühjahr eine ähnliche Situation erlebte. „Da hat er angehalten, weil eine Kamera darauf war, als er abgehängt war. Da muss er über dem Ganzen stehen und sich mental helfen lassen.“
Wenn dies gelinge, ist sich Ullrich sicher, werde Evenepoel zurückkommen und große Radrennen gewinnen.