Es hatte sich in den vergangenen Wochen und Monaten schon angedeutet, seit Dienstag ist die Katze endgültig aus dem Sack: Der belgische Superstar Remco Evenepoel verlässt nach sechs Jahren das Team Soudal-QuickStep und wechselt zu Red Bull-Bora-hansgrohe. Ein echter Paukenschlag in der Radsportwelt, der eine Menge offener Fragen mit sich bringt – vor allem wegen Florian Lipowitz.
Radsport-Hammer: "Lipowitz macht alles kompliziert!"
„Lipowitz macht alles kompliziert“
Wer wird die Nummer eins der ambitionierten deutschen Mannschaft? Und wird Lipowitz, der bei seiner ersten Tour de France so sehr begeisterte und gleich auf das Podest kletterte, wegen Evenepoels Ankunft zum Edelhelfer degradiert? Einer, der aus diesem Grund potenzielle Reibungspunkte sieht, ist der ehemalige Profi Jan Bakelants. In einem Interview mit der belgischen Tageszeitung Het Laatste Nieuws bewertete er die Situation.
Evenepoel? “Er muss sich in die Leaderrolle fahren”
„Was das Timing angeht, ist es nicht der beste Zeitpunkt für einen Wechsel zu Red Bull. Der Durchbruch von Florian Lipowitz macht alles kompliziert“, urteilte Bakelants und fragte: „Vor zwei Monaten hätte man noch gedacht, Remco würde der absolute Leader sein, aber jetzt muss er seine Position erst behaupten. Er muss sich in die Leaderrolle fahren. Wie unterscheidet man zwischen den beiden? Ich bin immer noch überzeugt, dass Evenepoel in Top-Form ein besserer Fahrer als Lipowitz ist, aber sieht das jeder so?“
Evenepoel sei einst wie Lipowitz bei seiner ersten Frankreich-Rundfahrt im Alter von gerade einmal 24 Jahren Dritter geworden. So kann sich Bakelants vorstellen, dass die Verantwortlichen den jungen Deutschen zunächst noch mit einer Führungsrolle beim Giro d’Italia oder der Vuelta a Espana beschwichtigen könnten. Ob dies seinen persönlichen Ansprüchen gerecht werden würde, sei allerdings fraglich.
Ex-Profi warnt Red Bull-Bora-hansgrohe
Vor dieser gefährlichen Konstellation warnte Bakelants die sportliche Führung von Red Bull-Bora-hansgrohe ausdrücklich: „Wenn sie nicht vorsichtig sind, könnte sich das Team in zwei Lager aufteilen. Aus sportlicher Sicht wäre es am besten, auf Evenepoel zu setzen. Das ist der einzige Weg, um die vorhandenen Fahrer hinter das Remco-Projekt zu bringen.“ Aber auch den Doppel-Olympiasieger selbst nahm er in die Pflicht.
„Aus sportlicher Sicht sollte Evenepoel besser gleich ein Ausrufezeichen setzen, denn nur so kann er das Team für sich gewinnen“, befand Bakelants, der Evenepoels Wechsel als „fast eine feindliche Übernahme“ bezeichnete. Der Rennstall wiederum will mit der Verpflichtung des Belgiers seine Ambitionen untermauern und endgültig den Sprung in die Weltspitze des Radsports vollziehen.