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Radsport: Vuelta-Macher drängt israelisches Team zum Rückzug

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Brisante Aussagen nach Vuelta-Chaos

Nach dem Vuelta-Chaos infolge der pro-palästinensischen Proteste legt ein hochrangiger Macher der Rundfahrt dem israelischen Team den freiwilligen Rückzug nahe.
Das Team Israel - Premier Tech ist bei der Vuelta zum Mittelpunkt einer politischen Kontroverse geworden
Das Team Israel - Premier Tech ist bei der Vuelta zum Mittelpunkt einer politischen Kontroverse geworden
© IMAGO/Sirotti
Nach dem Vuelta-Chaos infolge der pro-palästinensischen Proteste legt ein hochrangiger Macher der Rundfahrt dem israelischen Team den freiwilligen Rückzug nahe.

Jonas Vingegaard fürchtet um seinen Traum. Womöglich, spekulierte der Radsport-Superstar, wird es bei der diesjährigen Vuelta in Spanien gar keinen Etappensieger mehr geben.

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„Es ist unvorhersehbar, was in den nächsten Tagen passieren wird. Ich hoffe, wir können weiterfahren“, sagte der Top-Favorit und Gesamtführende dem dänischen Fernsehsender TV2, nachdem massive pro-palästinensische Proteste gegen das israelische Team Israel-Premier Tech das Finale der elften Etappe lahmgelegt hatten.

Die schlimmsten Befürchtungen sollten sich am Donnerstag nicht bewahrheiten. Zumindest das zwölfte Teilstück ging beim zweiten Tagessieg des Spaniers Juan Ayuso ohne Zwischenfälle über die Bühne. Vingegaard verteidigte ungefährdet sein Rotes Trikot, die Ereignisse vom Vortag aber wirkten nach - und führen bei den Vuelta-Machern zu brisanten Diskussionen.

Vuelta-Direktor wünscht Rückzug von Israel-Premier Tech

Kiko García, der Technische Direktor der Vuelta, sieht angesichts der anhaltenden Widerstände nur eine Lösung - in einem bemerkenswerten Radio-Auftritt legte er Israel-Premier Tech den freiwilligen Rückzug nahe.

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„Wir müssen gemeinsam eine Lösung finden. Meiner Meinung nach gibt es derzeit nur eine: Das Team Israel selbst muss erkennen, dass seine Anwesenheit hier die Sicherheit aller anderen nicht erhöht“, sagte der Verantwortliche in einem Interview mit dem Sender Cadena SER: „Es geht jetzt um den Schutz aller, und das sollten die Leute wissen. Das Leben vieler Sportler ist in Gefahr, die letztendlich hier sind, um ihre Arbeit zu tun.“ García ließ auch prinzipielle Sympathie für die Protestierer durchblicken - er könne ihr Anliegen „nachvollziehen“, es dürfte nur eben niemand dabei gefährdet werden.

Die Wortmeldung Garcías sorgt ihrerseits für Irritationen. „Die Verantwortlichen der Vuelta sind vor wenigen Fanatikern eingeknickt“, kritisiert die Jüdische Allgemeine in einem Kommentar - und verwies darauf, dass das von den autoritären Vereinigten Arabischen Emiraten gesponserte Team UAE von Tour-Sieger Tadej Pogacar politisch auch nicht unbedenklich sei, dies aber offenbar deutlich weniger Emotionen bewege.

Die Haltung des Vuelta-Verantwortlichen ist wohl im Lichte der allgemeinen politischen Lage in Spanien zu sehen: Die kritische Stimmung gegenüber Israel ist dort nochmal ausgeprägter als in den meisten anderen Ländern, auch Ministerpräsident Pedro Sanchez vertritt die hochumstrittene Haltung, dass der durch den terroristischen Massenmord am 7. Oktober 2023 ausgelöste Krieg Israels gegen die in Gaza regierende Hamas ein „Völkermord“ an den Palästinensern sei.

Vingegaard: „Was wollen sie von und Radfahrern?“

Die anti-israelische Protestbewegung, die der gleichen Ansicht tief überzeugt ist, hat in dieser Woche auch die Vuelta erreicht: Im Zielbereich in Bilbao hatten sich viele Menschen mit teils riesigen Palästina-Flaggen an den Barrieren versammelt, sie drängten auf die Strecke und zwangen die Organisatoren zu einer schweren Entscheidung: Einen offiziellen Tagessieger des Teilstücks mit Start und Ziel in der baskischen Metropole gab es nicht. Die Zeitabstände wurden drei Kilometer vor dem Ziel gewertet. Ein normales Finale war nicht mehr möglich, die Sicherheit der Fahrer schlichtweg nicht gewährleistet.

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Der Tour-Zweite Vingegaard, der seinem ersten Gesamtsieg bei der Spanien-Rundfahrt entgegenfährt, reagierte mit großem Unverständnis. „Das ist der falsche Ort für ihre Proteste. Was wollen sie von uns Radfahrern?“ Er könne, sagte der 28-Jährige mit Blick auf den Gaza-Krieg, nichts tun.

Der britische Mountainbike-Olympiasieger Tom Pidcock, der mit Vingegaard beim vorzeitigen Ende in Führung lag, pflichtete dem Dänen bei. „Uns Fahrer in Gefahr zu bringen, wird ihrer Sache nicht helfen. Es wird einfach nicht dazu beitragen, das zu erreichen, wofür sie protestieren.“ Er habe sich, ergänzte Vingegaard, auch dank der Arbeit der Polizei alles in allem aber „nicht wirklich unsicher gefühlt.“

Israelisches Team will nicht weichen

Im Team Israel-Premier Tech dürfte die Gemütslage eine andere sein. Schon beim Mannschaftszeitfahren hatten sich Demonstranten dem heranrasenden Fahrern entgegengestellt, in Bilbao war der Teambus von bewaffneten und mit Schutzschilden sowie Helmen ausgerüsteten Polizisten abgeschirmt.

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Trotzdem will das Team nicht weichen und die Vuelta fortsetzen: „Jedes andere Handeln würde einen gefährlichen Präzedenzfall im Radsport schaffen, nicht nur für Israel-Premier Tech, sondern für alle Teams“, hieß es in einem Statement am Mittwochabend.

Der Weltverband UCI verurteilte derweil die Vorkommnisse in einer Stellungnahme „mit Nachdruck“ und betonte die „politische Neutralität, Unabhängigkeit und Autonomie des Sports gemäß den Gründungsprinzipien der Olympischen Bewegung.“

Auf der zwölfte Etappe am Donnerstag nach Los Corrales de Buelna begleitete das Feld die Sorge vor neuen Vorkommnissen, die folgenden Bergankünften in Angliru und La Farrapona bieten wieder großes Protest-Potenzial. Auch der Blick auf das Finale am 14. September in Madrid bereitet Sorgen.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)