An diesen besonderen Gast wird man sich im „The Pint Depot“ noch lange erinnern. Wer kann schließlich schon behaupten, jemals ein echtes Rennpferd in einem Pub gesehen zu haben, das genussvoll an einem Guinness schlabbert? Hewick hat jedoch nicht nur Talent am Glas, sondern ist auch darüber hinaus alles außer gewöhnlich - und vor allem ein echter Champion.
Kultpferd macht England verrückt
Den kleinen Trunk hatte sich der braune Wallach mit seinem Sieg bei den US Grand National (2022), einem prestigeträchtigen Hindernisrennen, wahrlich verdient. Die Bilder von Hewick und seinem Coach John Hanlon gingen in England viral und haben dem Duo eine riesige Fangemeinde beschert.
Hewick lässt die Buchmacher zittern
Inzwischen ist der Kultstatus derart groß, dass den Buchmachern vor dem Grand National von Aintree bei Liverpool, dem höchstdotierten Hindernisrennen in Großbritannien, mächtig die Düse geht. Es erfolgte schließlich eine echte Lawine an Wetten, die auf den einstigen Außenseiter platziert worden sind. Betrug die Quote einst 66/1, ist sie bis Dienstagnachmittag auf 9/1 gefallen, womit das ungewöhnliche Duo nun zu den Favoriten gehört.
„Die Buchmacher schlagen Alarm, denn die Unterstützung für Hewick nimmt weiter zu”, erklärte Brian O’Keeffe, Pressesprecher des Wettanbieters BoyleSports. Ihm zufolge gäbe es „noch keine Anzeichen an Verlangsamung“ von Leuten, die auf Hewick setzen. „Es wäre ein Albtraum für die Buchmacher“, hielt er fest.
„Große Chance“: Festigt Hewick seinen Legendenstatus?
Hanlon ist hingegen zuversichtlich, dass Hewick seinen Anhängern einen weiteren grandiosen Moment - und eine hübsche Geldsumme - bescheren kann. „Wenn wir einen guten Boden bekommen, geht Hewick mit einer großen Chance nach Aintree“, erklärte er im Vorfeld des am 5. April stattfindenden Rennens.
Hewick sei ein Pferd, „das das Publikum liebt“. Zudem soll ihm der lange und schwierige Kurs auf dem Leib geschneidert sein. Im letzten Jahr mussten beim berühmten Hindernisrennen 6900 Meter, 16 Hindernisse und 30 Sprünge gemeistert werden. Mit einem Erfolg würde Hewick seinen Legendenstatus festigen und „The Shark“ (Hanlon) erneut ein gewaltiges Preisgeld bescheren. Für Platz eins sind beim Grand National schließlich 500.000 Pfund ausgeschrieben.
Billiger als eine Kuh: Hewick wird für Hanlon zum Deal seines Lebens
Ohnehin ist das Vollblut-Rennpferd für Hanlon bereits eine herausragende Geldanlage, bedenkt man, dass die Einnahmen unter anderem durch die spektakulären Siege beim King George VI Chase, der Galway Plate und dem American Grand National rund 800.000 Pfund (rund 950.000 Euro) betragen soll.
Kurioserweise hatte Hanlon das berühmte Pferd für lediglich lächerliche 800 Pfund gekauft. „Die Geschichte ist brillant. Ein Pferd wie Hewick für 800 Pfund zu kaufen, passiert einfach nie. Man kann eine Kuh für mehr Geld kaufen“, staunte Matthew Rigney laut talkSPORT, der bei der berühmtberüchtigten Guinness-Einlage im Jahr 2022 Augenzeuge war.
Gefahr für Tier und Mensch: Pferdehindernisrennen scharf in der Kritik
Zwar klingt all das wie eine Cinderella-Story, jedoch gibt es durchaus auch Schattenseiten, die bei all dem Hype nicht verschwiegen werden dürfen. Wettbewerbe wie das Rand National von Aintree stehen ziemlich in der Kritik, weil die gesundheitlichen Risiken für die Reiter und vor allem die Pferde enorm sind.
Zwar hat sich die Zahl der Unfälle im Verlaufe der Jahre angesichts von Kurs-Entschärfungen reduziert, jedoch sind erst im Jahr 2023 wieder drei Pferde bei derartigen Wettbewerben zu Tode gekommen. Laut der Tierschutzorganisation „League Against Cruel Sports“ verstarben von 2000 bis 2023 insgesamt 62 Pferde auf der Rennbahn. Aktivisten forderten aus diesem Grund im April 2023 den Verbot derartiger Rennen. Um weiteren Unfällen vorzubeugen haben die Veranstalter das Teilnehmerfeld nun auf 34 ausgebildete Top-Pferde reduziert.
Bleibt zu hoffen, dass alle Reiter und Pferde den Grand National von Aintree gesund und unfallfrei überstehen - und Hewick im Anschluss seinen wohlverdienten Schluck Guinness erhält.