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Deutsche Gold-Heldin verrät ihr Geheimnis: Das half mir beim Coup

Deutsche Gold-Heldin verrät Geheimnis

Anna Elendt krönte sich bei der Schwimm-WM sensationell zur Weltmeisterin. Im SPORT1-Interview spricht sie über ihren Coup und was sie bei der WM noch erreichen will.
Die 23-jährige Anna Elendt gewinnt Gold bei der Schwimm-Weltmeisterschaft in Singapur. SPORT1 verrät sie, wie hart sie für diesen Weg kämpfte.
Anna Elendt krönte sich bei der Schwimm-WM sensationell zur Weltmeisterin. Im SPORT1-Interview spricht sie über ihren Coup und was sie bei der WM noch erreichen will.

Jetzt spricht die deutsche Gold-Überraschung! Anna Elendt hat bei der Schwimm-Weltmeisterschaft über 100-Meter-Brust sensationell die Goldmedaille geholt, dabei schwamm die 23-Jährige in 1:05,19 auch noch deutschen Rekord.

Nach ihrem Coup nahm sich Elendt Zeit für SPORT1 und erklärte im Interview, warum sie mit den schweren Bedingungen in Singapur so gut zurechtkommt und wo sie Zehnkämpfer Leo Neugebauer wöchentlich trifft.

SPORT1: Frau Elendt, erstmal herzlichen Glückwunsch zur Goldmedaille. Wie haben Sie das Rennen gestern erlebt?

Anna Elendt: Für mich war es wahrscheinlich gut, dass ich als Zweite eingelaufen und auf Bahn eins geschwommen bin. Im Halbfinale war ich doch etwas nervös, als ich als Letzte eingelaufen und auf der Bahn vier geschwommen bin. Im Finale auf der Außenbahn zu schwimmen, hat mir den Vorteil gebracht, dass ich mich nur auf mich fokussieren und meine Renntaktik durchziehen konnte. Der Plan war, sehr schnell anzugehen und dann noch mit einer 34er-Zeit anzukommen. Das hat dann alles sehr gut geklappt (lacht).

SPORT1: Fühlt man sich auf der Bahn eins dann wie ein Underdog oder haben Sie trotzdem gedacht, dass etwas möglich ist?

Elendt: Ich bin schon mit einem guten Gefühl aufgewacht, aber man hat natürlich einen gewissen Underdog-Status und kann sich ein bisschen an den Leuten vorbeischleichen. Nachdem ich an der Chinesin und der US-Amerikanerin vorbeigezogen bin, konnte ich es auch halten.

Erfolgsrezept? „Druck von der Uni ist weggefallen“

SPORT1: Bei den Olympischen Spielen in Paris ist es nicht so gelaufen, wie Sie es sich vorgestellt hatten. Was haben Sie danach umgestellt?

Elendt: Nach Paris habe ich erstmal eine längere Pause gemacht und erst im Januar wieder angefangen, richtig zu trainieren. Dann habe ich auch den Spaß am Schwimmen wiedergefunden, als ich einfach für mich selbst geschwommen bin. Der ganze Druck von der Universität ist weggefallen. Das hat auch geholfen, noch etwas mehr zu trainieren. Auch ab und an mit einer anderen Gruppe zu trainieren, hat viel Spaß gebracht.

SPORT1: Wie wichtig war es, dass nach Abschluss der Uni im Dezember viele Verantwortungen neben dem Training weggefallen sind?

Elendt: Es war gar nicht so sehr der alltägliche Unistress, sondern eher der Druck, dass ich für das Team performen musste und wollte. Der Druck kam da nicht von außen, sondern ich habe mir den Druck eher selbst gemacht, weil ich meine Trainer und meine Teamkollegen nicht enttäuschen wollte. Gerade das ist dann weggefallen. Ich arbeite aktuell auch 20 Stunden in der Woche, wirklich mehr Zeit habe ich jetzt auch nicht. Aber der ganze Stress von den verschiedenen Teamwettkämpfen in der NCAA ist jetzt weggefallen.

Neugebauer? „Sehe ihn einmal die Woche“

SPORT1: Sie trainieren ja trotzdem weiterhin in Austin, genau wie Zehnkämpfer Leo Neugebauer. Wie oft treffen Sie ihn?

Elendt: Ich sehe ihn ungefähr einmal die Woche im Kraftraum. Da haben wir sehr ähnliche Zeiten. Aber er hat natürlich einen super durchgetakteten Tag. Deshalb hat er nicht wirklich viel Zeit, sich auch mal außerhalb zu sehen.

SPORT1: Zurück zum Schwimmen. Bei der WM stehen auch für Sie noch einige Entscheidungen an. Welche Ziele haben Sie noch?

Elendt: Ich muss jetzt erstmal die ganze Aufregung und die ganzen Emotionen wieder etwas runterfahren. Es stehen noch die 200-Meter an, da will ich auch gut schwimmen, gerade, weil ich für die Strecke eigentlich noch mehr trainiert habe. Mal schauen, wozu das führt. Ob ich da auch schon zur Weltspitze gehöre oder ob es nur fürs Halbfinale reicht, weiß ich noch gar nicht. Die 100 Meter waren schon deutlich besser als in Berlin, vielleicht werden dann auch die 200 Meter besser.

Warum sich Elendt vom US-Team fern halten muss

SPORT1: In Zukunft werden auch die 50-Meter-Brust olympisch. Macht das für Sie einen Unterschied, oder bleibt der Fokus eher weiter auf den 200-Metern?

Elendt: Früher bin ich immer nur die 50 Meter und 100 Meter geschwommen, da war es natürlich schade, dass eine der beiden Strecken nicht olympisch war. Bevor die Entscheidung kam, dass in Los Angeles auch die 50 Meter olympisch werden, habe ich mich eigentlich dazu entschieden, mich verstärkt auf die 200-Meter zu konzentrieren. Es ist jetzt aber natürlich schön, dass mit den 50 Metern noch ein drittes Event für mich dazugekommen ist. Das Hauptaugenmerk liegt aber auf den 100 und 200 Metern. Die 50 Meter versuche ich dann noch so ein bisschen mitzunehmen.

SPORT1: Sie trainieren ja mit einigen US-Amerikanerinnen und US-Amerikanern, die aktuell einige gesundheitliche Probleme haben. Halten Sie sich von ihnen dann jetzt lieber fern?

Elendt: Man schreibt natürlich viel, ich habe auch viele Glückwünsche bekommen von meinen Freunden. Aber ein bisschen Abstand sollte man schon halten, weil wir ja nicht wissen, ob es einfach nur am Essen lag oder ob es ein Virus ist. Deshalb ist es besonders wichtig, viel die Hände zu waschen und zu desinfizieren. Generell würde ich aber schon sagen, dass ich von allen so ein bisschen den Abstand halte, weil ich auch schon von anderen Teams gehört habe, dass die sich angesteckt haben.

„Ich fühle mich hier ganz heimisch“

SPORT1: Das Klima in Singapur ist sehr speziell. Lukas Märtens erzählte zum Beispiel, dass er vor dem Wettkampf sechs Liter trinken musste. Spielt das eine Rolle für Sie?

Elendt: Ich fühle mich hier tatsächlich ganz heimisch. Die Temperaturen sind ähnlich wie in Austin. Auch die Luftfeuchtigkeit ist dort super, super hoch. Für mich hat das gar keinen so großen Unterschied gemacht. Aber ich kann mir vorstellen, dass das für Athleten wie Lukas, der ja direkt aus Deutschland kommt, schon ein großer Schock ist. Vor allem auch durch den Unterschied zwischen drinnen, wo es durch die ganzen Klimaanlagen sehr kalt ist, und draußen. Das bin ich gewohnt, weswegen ich einen kleinen Vorteil habe.

SPORT1: Mit dem WM-Titel haben Sie schon ein großes Ziel abgehakt. Wie schaffen Sie es, sich jetzt wieder voll zu fokussieren?

Elendt: Ich sehe es tatsächlich als Vorteil. Ich habe das Große geschafft, was ich unbedingt erreichen wollte. Die 100 Meter waren mir unglaublich wichtig. Jetzt kann ich den Rest ganz entspannt mitnehmen und habe eigentlich gar keinen Druck. Die 100 Meter sind so gelaufen, wie ich es mir erhofft und gewünscht habe, so dass die 200 Meter hoffentlich quasi von selbst laufen.