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Der gefallene Held steigt wieder empor

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Die Wiederauferstehung

Florian Wellbrock meldet sich nach dem bitteren und rätselhaften Olympia-Fiasko von Paris bei der WM in Singapur eindrucksvoll zurück. Es ist die Wiederauferstehung eines gefallenen Helden.
Florian Wellbrock sicherte sich WM-Gold über zehn Kilometer Freischwimmen
Florian Wellbrock sicherte sich WM-Gold über zehn Kilometer Freischwimmen
© IMAGO/Seshadri Sukumar
Florian Wellbrock meldet sich nach dem bitteren und rätselhaften Olympia-Fiasko von Paris bei der WM in Singapur eindrucksvoll zurück. Es ist die Wiederauferstehung eines gefallenen Helden.

Als Florian Wellbrock nach 1:59:55,5 Stunden vor der Insel Sentosa zum Sieg anschlug, schien vieles vergessen: Die Bilder des tragischen Helden, der als geschlagener Mann und ohne Medaille aus der Seine von Paris steigt - als gefallener Olympiasieger, der das Debakel kommentarlos hinter sich lässt.

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Rund ein Jahr ist das jetzt her und Wellbrock hat sich viel Zeit genommen, die Dinge neu zu ordnen, sich wieder auf sich selbst zu konzentrieren.

Und das hat gefruchtet: Nach zehn Kilometern in der Hitze von Singapur reckte der 27-Jährige die Fäuste zum Himmel und schaute entspannt seinen geschlagenen Gegnern beim Endspurt zu. In der geliebten „Badewanne“ hatte sich der tief gefallene Schwimmstar nach dem Olympia-Debakel von Paris eindrucksvoll mit WM-Gold zurückgemeldet.

Wellbrock: „Ich bin sehr glücklich“

„Ganz ehrlich: Ich habe die Rennen im kalten Wasser gehasst. Heute waren perfekte Bedingungen für mich, ich bin sehr glücklich“, sagte der Magdeburger, der ganz im Stile seines Olympiasieges in Tokio das Freiwasserrennen über zehn Kilometer vor der Insel Sentosa von Start bis Ziel dominiert hatte - gerade wegen des 30,4 Grad warmen Meeres, das seine Konkurrenten so fürchteten.

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Vor einem Jahr hatte das ganz anders ausgesehen: Nach dem Olympia-Debakel von Paris tauchte Florian Wellbrock ab und dachte ans Aufhören. Im warmen Meer vor Singapur taucht der tief gesunkene Schwimmstar wieder auf - mit neuem Spaß an seinem Sport nach ungewohnt langer Auszeit.

„Ich war fast zwei Monate aus dem Training raus. Ich habe die Zeit für mich persönlich wirklich gebraucht und genossen, mal normal leben zu können“, sagte der Tokio-Olympiasieger, er habe „den Tag so passieren lassen, ohne irgendwelche festen Termine“.

Wellbrocks Gedanken ans Aufhören

Der Gedanke ans Karriereende sei ihm durch den Kopf gegangen, gab der Magdeburger zu, der bei den Sommerspielen vor vier Jahren in Japan mit Gold im Freiwasser und Bronze über 1500 m Freistil den deutschen Schwimmsport noch fast alleine aus der Krise gezogen hatte.

Nach sechs WM-Titeln drinnen und draußen schwamm er im vergangenen Sommer in Paris den Medaillen weit hinterher - und reiste als gestürzter Held kommentarlos ab.

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In der Pause entschloss er sich nicht nur, weiterzumachen und die Spiele in Los Angeles 2028 in Angriff zu nehmen. Der inzwischen 27-Jährige erfand sich auch selbst neu.

Wellbrock will weiter angreifen

„Ich hatte letztes Jahr ein paar Probleme damit, einfach abzuschalten“, sagte Wellbrock, der nach Paris die Sportpsychologin wechselte. Er sei „einfach wieder ein bisschen relaxter, entspannter. Das tut, glaube ich, ganz gut.“

Auch im Becken holte er sich mit starken Leistungen das Selbstvertrauen zurück: Über 1500 m geht er am Ende der XXL-WM in zweieinhalb Wochen als Weltjahresbester an den Start - und mit neuer Freude: „Ich stehe wieder mit Spaß auf dem Startblock – das hat mir in der Vergangenheit gefehlt“, sagte er der Welt am Sonntag.

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Die Neufindung zeigt offenbar Wirkung, das blieb auch dem Umfeld nicht verborgen. „Er ist Profi, er kennt das Geschäft schon lange, er lässt sich nicht unterkriegen“, sagte DSV-Sportchef Christian Hansmann: „Er hat ein strammes Programm, schwimmt im Freiwasser alle Strecken und wechselt dann ins Becken. Ich habe ihn weiter auf dem Zettel - unbedingt.“

Auch Becken-Olympiasieger Lukas Märtens, der ihn in Paris als Deutschlands Schwimmstar ablöste, hat in Magdeburg festgestellt: „Er hat sich in diesem Jahr wieder gut entwickelt, stabil gezeigt, sowohl im Training als auch im Wettkampf.“

Wellbrocks „Badewanne“

Die Hitze in Singapur tat ihr Übriges, um Wellbrock an seine größten Triumphe zu erinnern: Nicht nur 2021 in der Bucht von Tokio hatte er im warmen Wasser gesiegt, auch bei den Weltmeisterschaften 2019 in Südkorea und 2023 in Japan. Die „Badewanne“ als Wohlfühloase war für ihn mehr als nur ein Wort.

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So ließen ihn die Diskussionen vor dem ersten WM-Rennen über die grenzwertigen Temperaturen kalt. Auch die Verschiebung des Starts vom kühleren Morgen in die Mittagshitze wegen schlechter Wasserqualität störte ihn wenig. Bereits nach zehn Minuten übernahm er die Spitze, kontrollierte Gegner und Tempo.

„Du musst im warmen Wasser auf deinen Körper hören. Es ist so wichtig, Energie für die letzte Runde zu sparen“, erläuterte Wellbrock, dem am Ende nur Italiens Serien-Europameister Gregorio Paltrinieri folgen, aber nicht mehr gefährlich werden konnte.

Das Resümee des gefallenen Helden, der wieder emporstieg: „Nun ja, gut gemacht.“

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)