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Schwimmen: Als die TV-Moderatorin Kristin Otto Rekorde brach

Als eine TV-Moderatorin Rekorde brach

Kristin Otto steht heute für das ZDF vor der Kamera. Ihre Vergangenheit als eine der größten DDR-Sportlerinnen aller Zeiten ist bei vielen in Vergessenheit geraten.
Kristin Otto sammelte bei den Olympischen Sommerspielen 1988 sechs Goldmedaillen
Kristin Otto sammelte bei den Olympischen Sommerspielen 1988 sechs Goldmedaillen
© IMAGO/Laci Perenyi
Kristin Otto steht heute für das ZDF vor der Kamera. Ihre Vergangenheit als eine der größten DDR-Sportlerinnen aller Zeiten ist bei vielen in Vergessenheit geraten.

Vor inzwischen mehr als drei Jahrzehnten schrieb Ex-Profischwimmerin Kristin Otto Sportgeschichte.

Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul gewann die heutige TV-Moderatorin für die DDR sechs Goldmedaillen – mehr als jede andere Athletin bei den Spielen in Südkorea.

Otto triumphierte in den Wettbewerben über 50 Meter Freistil, 100 Meter Freistil, 100 Meter Rücken, 100 Meter Schmetterling.

Und auch in den Freistil- und Lagenstaffeln dominierte sie mit ihren Mannschaftskolleginnen das Schwimmbecken. Ihr 6. Gold holte sie heute vor genau 37 Jahren.

Schon vor Seoul hatte Otto für Furore gesorgt: Sie war mehrmals Welt- und Europameisterin, hielt Weltrekorde über 100 und 200 Meter Freistil und war eine Ausnahmeerscheinung im ostdeutschen Leistungssport.

Doping-Verdacht trübt Rekorde

Doch mit der Zeit wurde jener strahlende Glanz getrübt: Die Verstrickung des DDR-Schwimmsports in das staatliche Dopingsystem gilt seit den Recherchen der Doping-Aufklärer Brigitte Berendonk und Werner Franke als belegt.

Otto bestreitet aber bis heute, wissentlich oder absichtlich aktiv gedopt zu haben.

„Kann das leider nicht mehr ausschließen“

Dass sie im System der DDR unbewusst in Berührung mit unerlaubten Substanzen in Berührung gekommen sein könnte, bestritt sie in der Vergangenheit allerdings nicht.

„Ich kann das leider nicht mehr ausschließen. Allerdings kann ich es mir nicht vorstellen, denn ich war damals einer der am meisten überprüften Sportler der Welt. Ich bin ja permanent zu Dopingkontrollen gelaufen“, sagte Otto 1997 der dpa.

Andere Schwimmerinnen räumten Verwicklungen aktiv ein: Petra Schneider gab nach der Wende zu, von ihrem Trainer regelmäßig das anabole Steroid Oral-Turinabol erhalten zu haben, und forderte selbst die Streichung ihrer Rekorde.

Auch Ute Geweniger und Ulrike Tauber haben Doping-Einnahmen eingeräumt. Kornelia Ender wiederum war 1977 aus der DDR-Nationalmannschaft ausgeschlossen worden, weil sie die Einnahme von Oral-Turinabol verweigert hatte.

Verlust von renommierter Ehrung

Otto, Ender, Tauber, Schneider und Geweniger verloren 2013 rückwirkend die Auszeichnung als Welt-Schwimmerin des Jahres.

Das US-Fachmagazin Swimming World, das die renommierten Ehrungen im Schwimmsport jährlich vergibt, erklärte seine Entscheidung mit „positiven Tests, Doping-Geständnissen, persönlichen Einlassungen oder Aussagen von Trainern“.

Siege und Rekorde gelten bis heute

Ihre beeindruckende Medaillensammlung aus sechs Goldmedaillen bei Olympischen Spielen, sieben Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften und neun Goldmedaillen bei Europameisterschaften darf Otto hingegen bis heute behalten.

Bereits 1989 beendete Otto ihre aktive Laufbahn. Anschließend wechselte sie in den Sportjournalismus.

Bis heute arbeitet sie für den Fernsehsender ZDF als Redakteurin und Moderatorin.