„Ich weiß, dass viele von Ihnen dachten, ich würde in den Ruhestand gehen, aber wenn ich jemals meinen Rücktritt bekannt gebe, dann wahrscheinlich nicht in einem Hotel in der Innenstadt von Los Angeles mit diesem ziemlich hässlichen Teppich.“
Abstieg eines schillernden Sterns
Es war der 7. März 2016, als Tennis-Superstar Maria Sharapova exakt diese Worte vor unzähligen Sportreportern in den Mund nahm. Der Teppich, auf dem die Russin seinerzeit stand, war in der Tat alles andere als hübsch anzuschauen – außer man kann großen roten Ornamenten auf gelbem Untergrund etwas abgewinnen.
Nur einen Tag vorher hatte das Team der Sportlerin zu einer Pressekonferenz geladen und ein „Major Annoucement“, also eine bedeutende Ankündigung in Aussicht gestellt. Unter Reportern und Tennisfans wurde sofort spekuliert, ob die fünfmalige Grand-Slam-Siegerin ihren Rücktritt verkünden würde. Doch es kam anders.
Doping-Geständnis schockt Tenniswelt
Und das, was schlussendlich kam, versetzte die Tenniswelt in einen Schock. Maria Sharapova, eine der erfolgreichsten Spielerinnen jener Zeit, verkündete, einen Dopingtest nicht bestanden zu haben.
„Ich habe einen Brief von der ITF (Tennisweltverband, Anm.d.Red.) erhalten, dass ich bei den Australian Open einen Dopingtest nicht bestanden habe. Ich übernehme die volle Verantwortung dafür“, sagte Sharapova in ihrem Statement.
Beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres im Januar 2016 wurde die Russin positiv auf Meldonium getestet. Ein Medikament, das erst am 1. Januar des selbigen Jahres auf die Liste der verbotenen Substanzen der Welt-Anti-Doping-Agentur gesetzt wurde.
Sharapova nahm Medikament lange ein
„In den vergangenen zehn Jahren hat mir mein Hausarzt ein Medikament namens Mildronat verschrieben. Vor ein paar Tagen, nachdem ich den Brief der ITF erhalten hatte, fand ich heraus, dass es auch einen anderen Namen hat, den ich nicht kannte, nämlich Meldonium.“
Und weiter: „Es ist sehr wichtig, dass Sie verstehen, dass dieses Medikament zehn Jahre lang nicht auf der Verbotsliste der WADA stand und ich das Medikament in den vergangenen zehn Jahren legal eingenommen habe. Aber am 1. Januar hatten sich die Regeln geändert und Meldonium wurde zu einer verbotenen Substanz, was ich nicht wusste.“
Meldonium, ein blutflussförderndes Medikament, das die Sauerstoffaufnahme und damit die Ausdauer fördert, wurde der damals 28-Jährigen eigenen Angaben zufolge bereits 2006 aufgrund „verschiedener gesundheitlicher Probleme“ sowie einer Diabetes-Vergangenheit in ihrer Familie verschrieben.
Mehrere Sportler positiv getestet
Zwei ukrainische Biathleten, ein russischer Radrennfahrer, eine russische Eiskunstläuferin – Sharapova war seinerzeit wahrlich nicht die einzige, die positiv auf jenes Mittel getestet wurde.
Allerdings war Sharapova die mit Abstand erfolgreichste, vermögendste und am professionellsten aufgestellte Person unter ihnen.
Ihre Erklärung, die Änderung der WADA-Verbotsliste nicht mitbekommen zu haben, weil sie vergaß, auf den Link einer entsprechenden Mail zu klicken, erschien durchaus amateurhaft.
Sharapova wurde 15 Monate gesperrt
„Während meiner langen Karriere war ich in vielen Dingen sehr offen und ehrlich und ich übernehme jeden Tag große Verantwortung und Professionalität in meinem Job und ich habe einen großen Fehler gemacht“, sagte sie in ihrer Erklärung.
„Ich habe meine Fans im Stich gelassen. Ich habe den Sport im Stich gelassen, den ich seit meinem vierten Lebensjahr betreibe und den ich so sehr liebe.“
In der Folge erklärte die Russin, die Konsequenzen zu tragen, die ihr Vergehen mit sich bringt. Ihre Karriere wolle sie aber nicht auf diese Weise beenden. „Ich hoffe wirklich, dass ich eine weitere Chance bekomme, dieses Spiel zu spielen.“
Die ehemalige Nummer eins der Welt wurde daraufhin für zwei Jahre gesperrt, nach einer Berufung wurde die Sperre schließlich auf 15 Monate reduziert.
Sponsoren sprangen ab
Mit dem Doping-Knall einher ging seinerzeit auch das Abspringen ihrer Sponsoren. Nike, Porsche, die Schweizer Uhrenmarke Tag Heuer – niemand wollte mehr etwas mit der einst so begehrten Russin mit den Modelmaßen – Sharapova ist 1,88 Meter groß – zu tun haben.
Im April 2017 endete die Sperre der Russin schließlich, an alte Erfolge konnte sie in den darauffolgenden Jahren aber nicht mehr anknüpfen.
Im Februar 2020 verkündete die heute 37-Jährige, die inzwischen verheiratet und Mutter eines Sohnes ist, schließlich ihr Karriereende. Nicht auf einem hässlichen Teppich in Los Angeles, sondern in einer Kolumne für das Magazin Vanity Fair.